Mantra Musik

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Grenzen - Matrix oder wie man den Buddhismus überwindet...



Vor einigen Jahren habe ich einen Text geschrieben: Grenzenlos, hier einige Zeilen davon...
Grenzenlos
Wenn ich über Grenzen nachdenke, sehe ich mehr als nur Zäune und Mauern. Ich sehe über mir diesen Stachelzaun den ich mir selbst gebaut habe.
Jenen der verhältnismässig unverhältnismässig abschirmt, von dem was mich erreichen könnte, wenn ich es wollte. Ich war oft dabei ihn zu erklimmen, habe mir mehr als einmal die Hose aufgerissen. Die Löcher gflickt und festgestellt, es ist so gut wie aussichtslos. Sowohl meine Flickarbeit, als auch den Blick nach oben und den Sprung nach unten. Ich komme einfach nicht weit genug um mich hinüber zu hangeln. Meine Hände reißen in Fetzen und meine Kraft hält die Anstrengung nicht aus. Ich bin darauf angewiesen mir meine Freiheit zu erträumen, denn die Realität ist eine andere. Eine die Stacheln zum Abendessen frisst.
Wäre nur nicht diese Unüberwindbare Abneigung gegen alles was Strukturen hat, Regeln hat, Formen und Normalitäten. Wäre es nur möglich die Freiheit als das zu sehen, was sie ist - ein Kosmos mit unendlicher Weite.
Wären Grenzen wirklich Grenzenlos, würde ich mich hoch erheben in die Lüfte um dann auf der anderen Seite meines Selbst sanft zu landen. Statt dessen mühe ich mich ab, den Stachelzaun zu erklimmen, voller Selbstzweifel und Mutlosigkeit. Denn er erscheint wie eine unbändige Barriere zu sein. Dieser Draht hat mich schon einige Male umwickelt und gehalten, während alles in mir sich danach sehnte - mehr als danach sehnte endlich Grenzenlos zu sein....

Es sind die Grenzen die wir uns selbst aufzwingen, die uns dazu bringen auf dem Boden zu bleiben, jenseits jeglicher Möglichkeiten. Unser Geist will fliegen, sich erheben aus unserem eigenen Sein. Sich weiter entwickeln fern jeglicher Vorstellungen und Illusionen.
Die Sehnsucht die ich damals fühlte, ist heute weg. Es gibt Momente da fliege ich wirklich, fern jeglicher Grenzen. Ich habe verstanden, das alles Möglich ist, solange wir keine Handschellen tragen. Es gibt Menschen die brauchen die Grenzen um sich herum, die Sicherheit gehalten zu werden. Ich war selbst einer dieser Menschen. Ich habe mir meinen eigenen Kokon geschaffen und ich gehe davon aus, das eine unsichtbare Schnurr immer noch vorhanden ist, die mich daran hindert mich noch weiter in die Lüfte tragen zu lassen, bis ich selbst nicht mehr da bin. Aus den Augen aus dem Sinn. Wäre es anders, gäbe es diesen Blog nicht.
Und auch nicht das Geltungsbedürfnis das mich dazu befähigt hier weiter zu schreiben, mich zu öffnen und mich mitzuteilen, auf das man mich lesen möge.

Es gibt Momente da fühle ich diese Schnur nicht mehr, da ist es als hätte jemand einfach losgelassen, der die Schnur für mich hielt. Es ist als würde ich über mich hinaus getragen werden. Und dann kommt der Moment an dem ich nach Unten schaue und mir bewusst wird, wie tief es ist, wenn ich falle. Und dann verlässt mich die Sicherheit und ich stürze.

Vor kurzem gab es ein Video auf Facebook, es zeigte eine Reihe von kindlichen Mönchen bei ihrer Morgendlichen Versammlung. Alle saßen brav in einer Reihe und hörten die Mantren des Lehrer, einige sprachen mit. Doch da gab es einen kleinen Jungen, der von seiner Müdigkeit mitgerissen wurde, etliche Male kämpfte er dagegen an. Mal fiel er nach vorne und erschrak, mal zur Seite, dann wieder nach hinten. Man sah ihm den Schrecken an.
Und man sah ihn an, das er wirklich nicht anders konnte, dass die Müdigkeit stärker war als er selbst. Ich habe gelacht als ich das Video sah, es war so unglaublich niedlich, der Junge hat mich so berührt wie nur Kinder und Tiere das schaffen, dieses tiefe Gefühl von: "Ach ich möcht dich so gerne in den Arm nehmen, du süsser!"

Diese kleine Video ist ein guter Vergleich zu dem was ich unter Fliegen und Fallen verstehe.

Ich glaube das wir die Grenzen die wir bauen brauchen um die Grenzen in uns zu erkennen. Es gibt Menschen denen die Grenzen genügen und dann gibt es Menschen die die eigenen Grenzen überwinden wollen um zu fliegen.
Ich will fliegen.

Ich habe nur eine Ahnung, was mich erwartet wenn ich wirklich frei Fliege ohne unsichtbare Schnur. Vielleicht steige ich höher und höher, vielleicht falle ich auch verdammt tief.

Ich diskutiere seit Gestern über die Grenzen innerhalb des Buddhismus. Ich habe die Vorstellung das der Buddhismus einem einzigen Zweck dient, ihn zu überwinden.
Dieser Gedanke ist auch für mich noch sehr neu, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto interessanter und spannender finde ich ihn.
Buddha gibt uns alles in die Hand, wir müssen nur loslassen.

Uns von dem befreien, was uns Grenzen auferlegt.

Der Buddhismus ist nur ein Synonym für all das was wir (angeblich) brauchen um frei zu sein. Man kann den Begriff beliebig für alles nutzen, was einem bremst oder festhält. Jede Religion, jedes Muster, jede Struktur, jede auferlegte Moral, jede Ethik. Ich weiß das ich mich gerade auf dünnen Eis bewege. Aber was wäre wenn der Buddhismus uns alle Möglichkeiten der Entfaltung, der Grenzenlosigkeit in die Hand gibt.
Und was wäre, wenn es nur darum geht das man wirklich Alles ist, man würde sich niemals schaden wollen, also kein Krieg, man würde nicht hassen wollen, keinen Hass. Man würde sich lieben und somit wäre auch Nächstenliebe, Mitgefühl nicht weiter wichtig. Denn man IST ALLES.
Wenn man ALLES ist, ist es nicht notwendig zu denken es gäbe mehr als man selbst. Weder mehr, noch weniger. Alles ist Alles.

Ich finde diese Vorstellung unglaublich schön. Unglaublich schön. Und ich denke das ist es worum es geht... ich denke also bin ICH.

sICH zu befreien ist ein Schritt. ABER was wäre, wenn wir bereits alle frei sind. All das was wir denken in Wahrheit - ganz vorsichtig ausgedrückt - die Pille ist, die Neo mit der Illusion verbindet und die er dann durch eine andere eingetauscht hat. Und die Wahrheit gar nicht existiert. Unwichtig, vollkommen egal. Alles Illusion, Anhaftung...

Was wäre.... wenn?

Es ist schwierig über die Begrenzungen unseres Geistes hinweg zu gehen, und die Zäune die uns Sicherheit geben zu verlassen. Ich merke selbst wie mein Herz eine Sekunde aufhört zu schlagen, bei dem was dann noch ist. Eine andere Dimension des Seins. Oder gar kein Sein. Ein Kosmos im Kosmos der sich weit öffnet indem man schwimmt ohne Grenzen.
In gewisser Hinsicht sehne ich mich danach, aber mein ICH hat auch Angst zu fallen, die Vorstellung der Vorstellung zu verlassen.
Das Menschliche hält mich fest im Hier und Jetzt und doch bin ich mitten in der Entwicklung.

Ich verstehe jetzt um so mehr... Aber ich kann mit diesen Gedanken nicht viel anfangen. Ich kann mich nicht einfach verabschieden wie Neo es tat als er die Illusion der Illusion verließ.
Matrix gehört übrigens zu meinen Lieblingsfilmen. Schon damals erkannte ich den wahren Kern hinter der Aussage von Morpheus an Neo:

“Ich versuche deinen Verstand zu befreien, Neo. Aber ich kann dir nur die Tür zeigen. Hindurchgehen musst du alleine.”

und:

“Das ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein zurück. Nimm die blaue Pille — die Geschichte endet, du wachst in deinem Bett auf und glaubst was du auch immer glauben willst. Nimm die rote Pille — du bleibst hier im Wunderland und ich werde dir zeigen wie tief das Kaninchenloch reicht.”

Ich habe das Gefühl, ich bin gerade dabei die rote Pille zu schlucken... bis sie im Magen angekommen ist, dauert noch eine Weile (in Jahren gemessen vielleicht, nicht in Minuten)... wofür ich echt dankbar bin.....

Meine Frau sagte gerade, nachdem ich ihr diese Zeilen vorlas: "Wäre schön, wenn du da bleiben würdest!"
Und ich sagte:
"Wenn alle Dimensionen offen sind, keine Begrenzungen mehr vorhanden sind, kann ich kommen und gehen...."


In diesem Sinne

Namasté

Eure Andarnil


Quelle: Neo - Matrix der Film.

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