Mantra Musik

Sonntag, 19. Juli 2015

Wieder ein Leben das von uns gehen wird...





Ich habe so viele Leben gehen sehen, ich habe so viel Zeit mit dem Tod verbracht. All diese Leben sind wie Zeichen gebrannt in meiner Seele.
Ein Jahr mal ohne den Tod der an meiner Tür klopft, den ich bereits wie einen guten Freund hinein lasse, der sich zu mir setzt und mit mir einen heißen süssen Tee trinkt und wenn er geht, sind es wieder weniger geworden die an meiner Seite gehen und die ich versorge, hege, liebe. Es ist ein ewiges Abschiednehmen.

Heute wird unsere Puschel für immer gehen, die letzten Stunden werde ich damit verbringen ihr Wasser einzuflößen. Ich fühle mich wie eine Henkerin die die letzte Mahlzeit verteilt. Puschel verkriecht sich, sie ist so müde und will nur noch schlafen.

Nein ich gehöre nicht zu den Menschen die ein Lebewesen vom Tod abhalten, ich gehöre nicht zu denen die alles versuchen um sie am Leben zu halten. Wenn ein Mensch gehen will, halte ich bis zuletzt seine Hand, wenn er es möchte. Ich schotte ihn ab von Leuten die ihn am Leben halten wollen und ich würde ihm sogar helfen, zu gehen, wenn ich es dürfte. Auf die Art und weise sind viele meiner Freunde gegangen.
Wenn ein Tier gehen will, begleite ich es bis zu dem Moment an dem es seine Ruhe haben will, wenn es sich verkriecht in dunkle Ecken um für immer zu schlafen, dann helfe ich ihm die letzte Reise anzutreten.

Wir Menschen denken wir müssten alles kontrollieren, aber wir werden nie die Sieger über Leben und Tod sein, egal was wir tun. Wir halten nur das unausweichliche auf. Manchmal verlängern wir nur die Zeiten der Qual, den Schmerz. Manchmal gelingt es uns, das kleine Leben zu verlängern, manchmal um Stunden, um Tage und manchmal auch um Jahre. Aber für welchen Preis?

Nein ich gehöre nicht zu den Menschen die eingreifen wollen, wenn die Natur den Rythmus unterbricht. Ich trage in mir ein Band das mich mit all denen verbindet die zwischen Leben und Tod wandeln, denn ich war einmall zwischen den Zeiten, auch ich sollte einmal sterben und alles was mir geblieben ist, ist die Panik, die Angst, das Gefühl zu sterben und dann hab ich losgelassen, ich habe mich damit abgefunden zu gehen. Und als ich wieder erwachte war ich ein anderer Mensch. Ich erinnerte mich nicht an mein vorheriges Leben, es war als sei ich mit neun Jahren neu auf die Welt gekommen.

Alles woran ich mich erinnerte war ein gleißendes helles Licht, das mich wärmend umfing.

Ich glaube durch dieses Nahtoderlebnis ist das Band entstanden, dass immer dann sichtbar ist, wenn die Zeit für Lebewesen abgelaufen ist. Dieses Band verbindet mich für immer mit dem Tod wie mit dem Leben.

Und es verleiht mir die Kaft dem Tod zu begegnen ohne Angst.

Heute geht unsere Puschel.

Wenn ihr gläubig seid, dann denkt an sie, betet nicht für eine Gesundung, sondern betet dafür das ihr letzter Weg ein einfacher Weg sein wird. Betet dafür das sie wundervoll schläft und wundervolle Träume sie begleiten.

Möge sie in anderen Welten Glücklich sein, möge sie über Wiesen springen und Schmetterlingen hinterher jagen. Möge das Nirvana sie empfangen, zärtlich und sanft.

Namasté

Eure Jo




Freitag, 17. Juli 2015

Das totgeschwiegene Thema - Wechseljahre



Als es bei mir anfing, dachte ich erst ich werde krank. Schweißausbrüche, trockene Haut, Knitterfalten, die Rheumaschmerzen nahmen zu, meine Augen fingen an zu tränen, kurz um ich fühlte mich richtig mies.
Dann kamen noch die Stimmungsschwankungen, spannen meiner Brüste, Unterleibsschmerzen, trockene Vagina, keine Lust auf Sex und wenn Lust dann tat es weh. Mein ganzes Leben fing auf einmal an sich zu verändern. Ich war 45 und fands furchtbar. Auch weil meine Innies (Innenpersonen) nicht mit dem Umstand zurechtkamen, das wir nun alt wurden.
Meine jugendlichen Gedanken knickten mir weg und übrig blieb eine alternde Frau.
Nachdem ich versucht habe mit allen möglichen Leuten über meine Befindlichkeit zu reden, wurde mir klar, das dies ein totgeschwiegenes Thema ist, über das die wenigsten gerne reden wollen.
Altern bedeutet hier zu Lande: Abschied vom Spaß, Krankheiten, Rente, Altersheim und Tod.

Mittlerweile bin ich nicht mehr alleine mit diesen Meno-Pausen-Gefühlen, meine Frau ist nun auch in den Wechseljahren angelangt und wird gequält mit unterschiedlich langen aber immer starken Blutungen und Unterleibsschmerzen. Sie ist dünnhäutiger und empfindlicher. Man kann uns beide jetzt schnell zum Weinen bringen. Die Welt verändert sich wenn man älter wird.
Das Leben verändert sich. Ich habe das Gefühl die Zeit läuft langsamer, gemächlicher. Wir nehmen uns jetzt viel mehr Zeit für Dinge die wir noch vor Jahren so Nebenbei haben erledigen können. Es gibt Tage da mag ich nicht aus dem Bett (wie heute), da mag ich mir die Decke über den Kopf ziehen und den Tag im Schlafanzug enden lassen. Überhaupt seit den Wechseljahren ziehe ich Schlafanzüge an, früher schlief ich nackt. Mittlerweile habe ich fast immer eine Jacke dabei und  Strümpfe ziehe ich jetzt schon ab dem März an und dann wieder im September. Früher bin ich fast das ganze Jahr ohne Strümpfe gelaufen, ich liebe es nackte Füße zu haben. Ich merke wie meine Falten tiefer werden und meine Haut sich von mal zu mal verändert. Am meisten merke ich es an meinen Händen. Dort sind dünne Risse zu sehen, wie eine kleine Kraterlandschaft unter den Mikroskop. Meine rechte Hand sieht aus wie die meiner Oma, ein klares Anzeichen dafür das ich ihr Ähnlich bin. Ich habe auch das Gefühl meine Knochen dehnen sich aus, werden breiter und zerbrechlicher. Osteoporose ist jetzt kein medizinischer Begriff mehr, sondern Bestandteil meines Lebens.

Mit 45 habe ich es gehasst, darüber nachzudenken wie es ist alt zu sein, mittlerweile denke ich dauernd darüber nach. Aber ich trauere nicht mehr um meine schwindende Jugend, sondern bin dabei es zu akzeptieren. Das war nicht einfach, sondern hat immerhin 5 Jahre gedauert. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, ich hab bald mein halbes Jahrhundert geendet und trotzdem bin ich noch Mutter einer Siebenjährigen Tochter. Das scheint auf dem ersten Blick nahezu sureal. Denn eigentlich müsste ich Oma sein. Es gibt Momente da hoffe ich sehr, das ich es noch erlebe, dieses Oma sein. Fühle wie es ist wenn meine Kleine selbst ein Kind bekommt. Ob das je passiert, wer weiß. Wenn ich darüber nachdenke das ich vielleicht schon in 20 Jahren sterben werde, wird mir ganz anders. Das ist ein Thema das ich auch gerne ausblende, nicht weil ich Angst vor dem Tod habe, sondern weil mein Kind noch so klein ist. Ich habe Angst meine Familie zu verlassen, das ist es was mir die Zeit nicht einfach macht - bis dahin.

Auch der Umstand das mein Augenlicht schwindet, meine Gelenke knarren, ich schneller erschöpft bin, macht es nicht einfach. Ich habe die Hoffnung, das es mir Besser geht, wenn die Blutungen aufhören. Und ich habe die Hoffnung das meine Tochter eines Tages nicht die gleichen Phrasen zu hören bekommt wie ich: "Naja da muss man halt durch"

Ich werde in genau 8 Wochen 50 Jahre alt. Ein halbes Jahrhundert auf dieser Welt. Davon alleine fast ein vierteljahrhundert im Kampf ums Überleben. Ich hoffe danach wird es Ruhiger in meinem Leben... Das ist fast alles was ich mir wünsche,  Ruhe und Gelassenheit.
Und natürlich weiterhin glücklich vereint mit meiner Frau.

Ein Traum wäre wir sterben gemeinsam, Hand in Hand. Dieser Gedanke versüsst mir die nächsten Jahre... hoffe ich...


In diesem Sinne

Die Wechseljahre sind für uns alle anstrengend und Energie raubend. Wir sollten aufhören sie in eine dunkle Kiste zu sperren.

Es ist nichts worüber man schweigen sollte, wir sollten uns vielmehr solidarisch an den Händen halten. Lasst uns darüber reden, ich bin sicher, danach geht es uns allen Besser....


Euch alles Liebe von der Jo



Mittwoch, 1. Juli 2015

Ehe für Alle Nr. 2




Es geht weiter und lauter, demütigender, irrationaler, dümmer und ignoranter,  intoleranter.

Die CDU wird diesen Monat ihre Parteimitglieder in Berlin zur Abstimmung aufrufen.
Und zur Zeit versucht sie in einem offenen Brief dahingehend zu manipulieren, die Ehe für alle mit einem NEIN abzustimmen.

Ihre Reden sind wie auswendig gelernt.
Sie argumentieren, die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare stelle die Werteordnung der Gesellschaft in einem grundlegenden Punkt in Frage. Die Ehe unterscheide sich von homosexuellen Bindungen zwar nicht in der Wertigkeit der Beziehung oder ihrer Verlässlichkeit, aber in ihrer prinzipiellen Ausrichtung. "Die Ehe ist die lebenslang angelegte Gemeinschaft von Mann und Frau zur Gründung einer Familie, in deren Geborgenheit Kinder aufwachsen sollen." Sie sei nicht mit anderen Lebensformen gleichzusetzen. Eine Gleichstellung von homosexuellen Paaren sei auch in Form der eingetragenen Lebenspartnerschaft und damit ohne Ehe möglich.

Zudem habe die CDU in ihrem Grundsatzprogramm von 2007 ausdrücklich klargestellt, dass die Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden kann. "Daran halten wir fest."

Ja meine Güte bindet euch doch ein rosa Schleifchen um das Grundsatzprogramm!

So langsam bin ich genervt von all diesen gottesfürchtigen Menschen, die statt Nächstenliebe nur das Trennen von menschlichen Bedürfnissen im Sinn haben. Natürlich machen sie Dampf, denn so langsam dürfte es sogar im hintersten Bayern angekommen sein, das sich unsere deutsche Weltordnung modernisiert zeigt und die meisten Menschen die Ehe für alle Unterstützenswert finden. Was mich bei all diesen Dagegen Argumenten wahnsinnig stört, ist die Tatsache das unsere Kinder damit zu Kindern zweiter Klasse werden, ihnen wird das Recht auf Familie abgesprochen und uns das Recht auf Elternschaft.

Während immer wieder das Argument auftaucht die Ehe sei zur Gründung einer Familie da, sind gerade die, die am lautesten dagegen protestieren Kinderlos. Viele sind geschieden. Wenn sich wirklich mal ein Politiker vom "unserem Ufer" traut laut zu sagen: "Und warum hat Merkel keine Kinder?" wird er abgemahnt und kann womöglich gleich sein Handtuch vom Haken nehmen.
Was soll denn das Ganze? Es ist doch zu offensichtich, das diese Argumente schon lange out of order sind. Wer soll das denn noch ernst nehmen. Hören sich die alten C-Politiker eigentlich selbst zu?

Ich versuche mich trotz dieser offen gezeigten Homophobie noch in Toleranz zu üben. Die Politiker die das C am höchsten halten sind wahrscheinlich so alt, dass sie sowieso bald sterben. Es kann sich nur noch um eine kurze Zeit handeln, dann ist diese ganze Diskussion nur noch ein  Eintrag in den Sozialkunde Bücher meiner Enkelkinder, zum Thema Homophobie.

Ich denke ich werde nur im kleinen Kreis heiraten, denn ich vermute mal, das die eingetragene Partnerschaft nicht einfach so umgewandelt wird. Wenn es soweit ist, lass ich es euch wissen... vielleicht nächstes Jahr oder so :)

In diesem Sinne

Es ist egal wen du liebst, genieße es!!!

Ganz liebe Grüße von eurer Jo 



Linktipps zur Ehe für alle:

https://www.fes.de/de/gutachten-verfassungsmaessigkeit-der-oeffnung-der-ehe/

http://www.tagesspiegel.de/downloads/11992176/1/Offener%20Brief

http://justizministerium-bw.de/pb/site/jum2/get/documents/jum1/JuM/Justizministerium%20NEU/JuMiKo/Beschl%C3%BCsse/2015%20Fr%C3%BChjahr/TOP%20I.18%20-%20Ehe%20f%C3%BCr%20alle%20(oA).pdf

http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2015/07/Ehe-fuer-alle-CDU-Berlin-Offener-Brief-Nein.html
https://www.facebook.com/tagesschau/videos/10153297898594407/
https://www.campact.de/gleichstellung/appell/teilnehmen/?gclid=Cj0KEQjwn86sBRDroPiR0LrSzNYBEiQAzOaSYH6UGDcHwzWlKl2JwtweydubxDMSuo88k_vkMvTjEFEaAkN58P8HAQ

https://www.openpetition.de/petition/online/endgueltige-gleichstellung-der-homo-ehe

https://www.freitag.de/autoren/benjamin-immanuel-hoff/grundgesetzaenderung-zur-ehe-fuer-alle

https://yougov.de/news/2015/05/29/mehrheit-der-deutschen-fur-ehe-fur-alle/