Mantra Musik

Freitag, 17. Juli 2015

Das totgeschwiegene Thema - Wechseljahre



Als es bei mir anfing, dachte ich erst ich werde krank. Schweißausbrüche, trockene Haut, Knitterfalten, die Rheumaschmerzen nahmen zu, meine Augen fingen an zu tränen, kurz um ich fühlte mich richtig mies.
Dann kamen noch die Stimmungsschwankungen, spannen meiner Brüste, Unterleibsschmerzen, trockene Vagina, keine Lust auf Sex und wenn Lust dann tat es weh. Mein ganzes Leben fing auf einmal an sich zu verändern. Ich war 45 und fands furchtbar. Auch weil meine Innies (Innenpersonen) nicht mit dem Umstand zurechtkamen, das wir nun alt wurden.
Meine jugendlichen Gedanken knickten mir weg und übrig blieb eine alternde Frau.
Nachdem ich versucht habe mit allen möglichen Leuten über meine Befindlichkeit zu reden, wurde mir klar, das dies ein totgeschwiegenes Thema ist, über das die wenigsten gerne reden wollen.
Altern bedeutet hier zu Lande: Abschied vom Spaß, Krankheiten, Rente, Altersheim und Tod.

Mittlerweile bin ich nicht mehr alleine mit diesen Meno-Pausen-Gefühlen, meine Frau ist nun auch in den Wechseljahren angelangt und wird gequält mit unterschiedlich langen aber immer starken Blutungen und Unterleibsschmerzen. Sie ist dünnhäutiger und empfindlicher. Man kann uns beide jetzt schnell zum Weinen bringen. Die Welt verändert sich wenn man älter wird.
Das Leben verändert sich. Ich habe das Gefühl die Zeit läuft langsamer, gemächlicher. Wir nehmen uns jetzt viel mehr Zeit für Dinge die wir noch vor Jahren so Nebenbei haben erledigen können. Es gibt Tage da mag ich nicht aus dem Bett (wie heute), da mag ich mir die Decke über den Kopf ziehen und den Tag im Schlafanzug enden lassen. Überhaupt seit den Wechseljahren ziehe ich Schlafanzüge an, früher schlief ich nackt. Mittlerweile habe ich fast immer eine Jacke dabei und  Strümpfe ziehe ich jetzt schon ab dem März an und dann wieder im September. Früher bin ich fast das ganze Jahr ohne Strümpfe gelaufen, ich liebe es nackte Füße zu haben. Ich merke wie meine Falten tiefer werden und meine Haut sich von mal zu mal verändert. Am meisten merke ich es an meinen Händen. Dort sind dünne Risse zu sehen, wie eine kleine Kraterlandschaft unter den Mikroskop. Meine rechte Hand sieht aus wie die meiner Oma, ein klares Anzeichen dafür das ich ihr Ähnlich bin. Ich habe auch das Gefühl meine Knochen dehnen sich aus, werden breiter und zerbrechlicher. Osteoporose ist jetzt kein medizinischer Begriff mehr, sondern Bestandteil meines Lebens.

Mit 45 habe ich es gehasst, darüber nachzudenken wie es ist alt zu sein, mittlerweile denke ich dauernd darüber nach. Aber ich trauere nicht mehr um meine schwindende Jugend, sondern bin dabei es zu akzeptieren. Das war nicht einfach, sondern hat immerhin 5 Jahre gedauert. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, ich hab bald mein halbes Jahrhundert geendet und trotzdem bin ich noch Mutter einer Siebenjährigen Tochter. Das scheint auf dem ersten Blick nahezu sureal. Denn eigentlich müsste ich Oma sein. Es gibt Momente da hoffe ich sehr, das ich es noch erlebe, dieses Oma sein. Fühle wie es ist wenn meine Kleine selbst ein Kind bekommt. Ob das je passiert, wer weiß. Wenn ich darüber nachdenke das ich vielleicht schon in 20 Jahren sterben werde, wird mir ganz anders. Das ist ein Thema das ich auch gerne ausblende, nicht weil ich Angst vor dem Tod habe, sondern weil mein Kind noch so klein ist. Ich habe Angst meine Familie zu verlassen, das ist es was mir die Zeit nicht einfach macht - bis dahin.

Auch der Umstand das mein Augenlicht schwindet, meine Gelenke knarren, ich schneller erschöpft bin, macht es nicht einfach. Ich habe die Hoffnung, das es mir Besser geht, wenn die Blutungen aufhören. Und ich habe die Hoffnung das meine Tochter eines Tages nicht die gleichen Phrasen zu hören bekommt wie ich: "Naja da muss man halt durch"

Ich werde in genau 8 Wochen 50 Jahre alt. Ein halbes Jahrhundert auf dieser Welt. Davon alleine fast ein vierteljahrhundert im Kampf ums Überleben. Ich hoffe danach wird es Ruhiger in meinem Leben... Das ist fast alles was ich mir wünsche,  Ruhe und Gelassenheit.
Und natürlich weiterhin glücklich vereint mit meiner Frau.

Ein Traum wäre wir sterben gemeinsam, Hand in Hand. Dieser Gedanke versüsst mir die nächsten Jahre... hoffe ich...


In diesem Sinne

Die Wechseljahre sind für uns alle anstrengend und Energie raubend. Wir sollten aufhören sie in eine dunkle Kiste zu sperren.

Es ist nichts worüber man schweigen sollte, wir sollten uns vielmehr solidarisch an den Händen halten. Lasst uns darüber reden, ich bin sicher, danach geht es uns allen Besser....


Euch alles Liebe von der Jo



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen