Mantra Musik

Dienstag, 1. September 2015

Immer nur der Moment ... ( Teil 1)


Die meisten Menschen verweilen in Gedanken und Taten in der Vergangenheit oder in der Zukunft, es gibt nur wenige die wirklich im Moment leben. Meist sind es geistig behinderte Menschen oder Kinder die sich ganz auf das konzentrieren mit dem sie beschäftigt sind, das Gestern und das Morgen existiert nicht, es ist immer nur der Moment.

Die Gestrigen wie Zukünftigen von uns können viel von diesen Menschen lernen.
Die meiste Zeit umgibt sich der Mensch mit Zielen, sowohl in der Arbeit als auch im Privatleben. Da muss das noch geplant werden und den Termin darf man nicht vergessen und das muss muss noch erledigt werden. Völlig erschöpft landen sie dann Abends vorm Fernseher und  wünschen sich nur noch einen leeren Kopf, das dieser dennoch weiter aktiv vor sich hin qualmt merken diese Menschen oft nur anhand der wirren Träume die sie in der Nacht sie haben.

Das kennen wir alle. Auch bei mir, die sehr viel im Moment verbringt und einen Wecker braucht um an Zukünftiges erinnert zu werden - ist die Vergangenheit hin und wieder sehr aktiv in mir.

Statt Zielorientiert zu leben, begebe ich mich in meiner Erinnerung oft an die Orte meiner Kindheit, dort verweile ich Nachts mit wirren Träumen um am nächsten Morgen total erschöpft zu erwachen.

Es gibt eine Lösung aus diesen qualvollen Kreislauf und ich übe mich darin, jeden Tag aufs Neue. Eines ist das bewusste Ausruhen, in sich gehen, sich auf sich selbst einlassen, Ein und Ausatmen, Meditieren, geschehen lassen.

Könnt ihr euch vorstellen nicht arbeiten (an einem Wochenende oder einen Urlaubstag einlegen, völlig außerhalb der Reihe), keinen Fernsehen zu schauen, euch einfach nur im Schlafanzug zurück ziehen, ohne Radio, ohne Zeitung, ohne Handy, Internet, ohne Party, ohne Schminke, nicht geduscht?

Ich und meine Familie zelebrieren diese Art von Faulheit gerne mal am Wochenende. Wir begeben uns auf eine Reise nach Innen. Dort schauen wir, wie wir uns fühlen. "Wie geht es dir" fragen wir uns gegenseitig und dann sprechen wir über unsere Gefühle. Unsere Tochter hat so schon von klein auf gelernt über ihre Befindlichkeiten zu reden: "Ich fühle mich heute scheiße!" Ist einer ihrer Lieblingssätze, als Einleitung ihrer tiefen Sehnsüchte, ihrer kindlichen Ängste, ihrer Wünsche und Vorstellungen aber auch: "Heute ist ein toller Tag Mami, die Sonne scheint und mir geht es richtig gut" Manchmal bleibt es dabei aber manchmal kommt auch ein Aber. Meine Frau musste sich erst daran gewöhnen über ihre Gefühle zu reden, für mich war es auch lange neu, so offen über meine Ängste, Sehnsüchte und Gedanken zu sprechen. Aber mittlerweile ist diese Art der Unterhaltung in unserer Familie zur Normalität geworden und wenn Probleme anstehen, dann reden wir darüber, offen - Bei Problemen setzen wir uns zu einer Familienkonferenz zusammen, mit der Einleitung, "wir müssen uns unterhalten" nehmen wir uns die Zeit zu einer Lösung zu kommen. Das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, irgendeiner von uns ist verletzt, oder fühlt sich nicht wohl oder eine Private Veränderung steht an. Unsere Tochter wird bei all dem mit einbezogen. Wir nehmen ihre Gefühle sehr ernst. Wir nehmen uns sehr ernst.

Wann habt ihr das letzte Mal wirklich über eure Gefühle gesprochen? Nein ich meine nicht die Kommentarfunktion über Facebook, ich meine auch nicht den Blog in dem ihr regelmässig schreibt. Ich rede auch nicht von den guten oder schlechten Wetter Gesprächen mit der Nachbarin, auch nicht davon, auch nicht die Gespräche mit dem Arzt.
Ich rede davon sich wirklich auf den Moment zu konzentrieren, inne zu halten und sich selbst analysierend offen sein für das was da ist. Ist es ein Glücksgefühl, ist es Trauer, Angst, Unsicherheit?

Ich beobachte oft das Menschen in Wahrheit nicht über ihre Gefühle sprechen, sondern sich vielmehr über die Gefühle anderer unterhalten. "Mein Mann denkt..." "Meine Frau macht sich Sorgen..."
"Der Lehrer meiner Tochter ...."
""Kommentar" yx hat nicht alle Tassen im Schrank..." "Meine Kollegin ..."
Oft wird dies als Anlass genommen Meinungen auszutauschen, aus denen dann Diskussionen entstehen, aus denen ein Streitgespräch entstehen kann. Der berühmte Satz: "Du hörst mir nie zu!" Endet oft darin das man sich gegenseitig Vorwürfe macht, aber kaum jemand sagt offen wie es einem wirklich geht - was war der Anlass? Was ist wirklich passiert, das dieses Gefühl die Oberhand gewinnt?
Ist es wirklich der Partner der nicht zuhört, oder ist es etwas vollkommen anderes, das sich im Inneren einquartiert hat.
Es ist einfach dem Partner die Schuld am eigenen Gefühl zu geben, dabei ist es oft egal ob das Gefühl bereits vorher vorhanden war und es durch die Bemerkung des Partners an die Oberfläche transportiert wurde. Dadurch das sich viele Menschen im Dauerrythmus ablenken, erkennen sie oft nicht welche Gefühle wirklich in ihnen schlummern.
Wenn ich nicht achtsam bin, geht mir das übrigens  genauso. Es ist einfacher an den Gefühlen anderer anzudogen, dann fühlt man in sich nicht mehr so alleine mit sich selbst.

Dieses Alleinesein entspringt aus einer Illusion, das jeder Mensch nur für sich selbst die Verantwortung trägt. Wenn es wirklich so wäre, wären wir alle sehr einsame traurige Menschen, denn es würde sonst niemanden kümmern wie wir uns fühlen. Aber in Wahrheit sind wir nicht alleine, wir sind es nie gewesen.

Albert Schweizer hat es wundervoll ausgedrückt:

"Wie die Welle nicht für sich sein kann, sondern stetig an dem Wogen des Ozeans teilhat, also können wir unser Leben nie für uns allein erleben, sondern immer nur in dem Miterleben des Lebens, das um uns her statthat".
Einige meiner Leser werden jetzt vielleicht fragen, wie ich das wissen kann. Es ist einfach, ihr seid hier und lest mit, in diesem Moment sind wir schon zwei. Einer der geschrieben hat, einer der gelesen hat und da es mir nicht egal ist, wen ich mit meinen Worten erreiche, freue ich mich darüber das du auf meinem Blog bist. Wenn du in Facebook angemeldet bist, wirst du dich sicherlich auch mit den Leuten dort über PN oder die Kommentarfunktion unterhalten, das gleiche gilt für Google, Web.de, Foren usw. Es gibt so viele Möglichkeiten zu diskutieren. Vielleicht hast du ja kein Dauerinternet, aber du hast sicherlich Familie, Freunde, Verwandte, Nachbarn. Den Bäcker aus deiner Straße, den Postboten.
Irgendjemand ist immer da, weil wir kommunikative Wesen sind gehen wir auch in Kontakt. Vielleicht hast du ja auch einen Hund oder eine Katze die dich begleitet und dir ganz nah sind, wenn du dich einsam fühlst. Vielleicht gehst du auch jeden Tag zur Arbeit und sprichst hin und wieder mit deinen Kollegen.

Das Gefühl: Einsamkeit hat andere Gründe und hat erst einmal nichts mit dem Begriff Alleinsein zu tun. Es ist ein tiefes und schmerzhaftes Gefühl sich nicht eingebunden zu fühlen. Ein wenig als wäre man Unsichtbar für den Rest der Welt. Woher kommt dieses Gefühl?

Stell dir folgendes vor, du bist Jahrelang in einem Verein gewesen, du hattest dort einen große Verantwortung, vielleicht der Kassenwart..
Das war dein Lebensinhalt, es war nicht die Arbeit in deinem Job und auch nicht deine Familie, es war nur dieser Verein, dafür hast du gelebt. Nun beschließt der Vorstand den Verein aufzugeben, warum auch immer. Und du wirst nicht gefragt.
Dein Leben bricht auf einmal zusammen, weil der Lebensinhalt den du hattest fehlt.

Ein anderes Beispiel aus meinem Leben.
Der Vater einer guten Freundin von mir, hatte es auf der Berufsleiter ganz nach oben geschafft. Gesellschaftliche Anlässe waren Normalität, er war Künstler mit einem großen Freundeskreis, er hatte ein schönes altes Haus, eine wundervolle Frau und eine liebenswerte Tochter. Sein Leben war Perfekt. Und dann wurde er krank. Seine Erkrankung war unheilbar, die Schmerzen waren unerträglich. Nach und nach zog er sich von allem zurück. Zuerst aus der Arbeit, dann von den Freunden, er hörte auf zu malen, zuletzt von der Familie. Und eines Tages hörte er einfach auf zu leben, er brachte sich um.

Beide Beispiele zeigen wie sehr wir uns an unseren Sicherheiten festhalten, sie werden zu unserem Lebensinhalt. Wenn dieser Lebensinhalt, die Sicherheit an der wir uns klammern weg fällt, dann fühlen wir uns einsam, nicht mehr eingebunden, alleine, unsichtbar.
Das können unterschiedliche Ursachen sein, eine Krankheit, man verliert seinen Arbeitsplatz, Rente, es stirbt ein Angehöriger, Scheidung, sogar ein Umzug kann diese Gefühle auslösen.
Es sind Veränderungen in unserem Leben mit denen wir nicht gerechnet haben, die uns schlagartig überfallen und uns den Boden unter den Füßen weg nehmen.

Wir sind alle (zumindest normalerweise) mit Zielsetzungen konfrontiert worden und mit einem Leistungsdruck. Wir wurden dahingehend programmiert Erfolg zu haben, bei dem was wir tun, dabei spielt es im seltensten Fall wirklich eine Rolle was wir tun.
Uns wurde suggeriert, das es wichtig ist für unser Leben das wir uns Anpassen, Schulisch, Beruflich, Gesellschaftlich, Religiös - wie auch immer. Und so leben die meisten von uns. Nämlich irgendwo bei irgendwas Erfolg zu haben. Es spielt dabei keine Rolle ob wir Reich oder Arm sind, ob wir einen tollen Job haben, oder von Harz 4 leben, irgendwo in unserem Leben wollen wir Erfolgreich sein. Und wenn das nur bedeutet das wir ein guter Kunde bei einem Versandhandel sind.
Und wenn wir das Gefühl von "Erfolgreich" in uns fühlen, halten wir daran fest, doch wenn der Erfolg von einer Sekunde zur anderen wegbfällt, fallen wir in ein tiefes Loch.

Das was wir denken, das es uns besonders macht, ist verschwunden.

Erfolg ist das was wir fühlen, nicht das was wir tun. Jemand kann sich als Erfolgreich empfinden, ob wohl er nur im Bett liegt und Sportsendungen ansieht. Oder für sich selbst eine Wette abschließt wieviel Kaugummiblasen er in 5 Minuten platzen lassen kann, oder wieviel Gäser Bier er in so und so viel Minuten trinken kann....

Und wenn dann noch Leute dabei sind, die anfangen zu klatschen weil du 33 Bier in einer halben Stunde in dich hinein geschüttet hast, stellt sich ein Gefühl der Euphorie ein. Du hast es geschafft, egal wie es dir dabei geht. Das Klatschen und auf die Schulter hauen zeigen dir das du toll bist - Erfolg hattest.

Und stell dir vor du bist so ein Mensch der sich drei mal die Woche mit Kumpels in der Kneipe trifft und immer wieder schaffst du es 33 Bier zu trinken, du bist der Kneipenheld schlechthin. Doch nach einem Halben Jahr stellt dein Arzt plötzlich fest du hast eine Leberzirrhose und musst deinen Alkoholkonsum sofort einstellen. Kein Kneipenbesuch mehr, keine Kumpels die dir auf die Schulter hauen, dein Erfolg ist gleich NULL. Was dann?

Die Euphorie bleibt aus, Leid zieht ein.

Die meisten Menschen ziehen sich zurück, die wenigsten reden darüber. Aber ganz ehrlich mit wem außer seinen Kneipen Kumpels sollte man darüber reden, das es unglaublich fehlt, 33 Bier zu trinken?
Das Dilemma ist also bereits vorprogrammiert.

Wie kann man das Problem lösen?

Erst einmal muss einem Bewusst werden was man  tut. Oft sind es Mechanismen. Wenn man täglich das gleiche tut, fällt es irgendwann nicht mehr auf. Wenn ich täglich beim Zähnputzen Krimassen im Spiegel schneide, fällt es mir nur dann auf, wenn meine Partnerin mich dabei beobachtet und mir sagt: "Jo du siehst echt merkwürdig aus wenn du so ein Gesicht machst" Tja ;)

Und nun komme ich wieder zum Anfang meiner Ausführung. Wann ist euch wirklich bewusst was ihr tut?
Und wo seid ihr Gedanklich?
In der Vergangenheit, der Zukunft oder wirklich im Moment?


Mit dieser Frage ende ich meinen ersten Teil von: Immer nur der Moment.

Namasté

Eure Jo Andarnil












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