Mantra Musik

Dienstag, 22. September 2015

Glühbirne an - Erkenntnis ein Aspekt der Nondualität



Heute morgen wachte ich gegen 4 Uhr auf. Zuerst war ich genervt, ich wollte so gerne mal länger schlafen, aber seit dem ich mich noch intensiver mit dem Buddhismus beschäftige ist 4 Uhr meine absolute Schlafgrenze, es gibt Zeiten, da gehe ich um 22:00 Uhr schlafen und bin um 1:30 hellwach.
Ich hatte eine Art Eingebung, ausgelöst durch einen Satz den ich in einer Buddhistischen Gruppe gelesen habe:

"Wir sind einfach Buddhisten. Wir sind nicht einmal Zen-Buddhisten. Wenn wir das verstehen, sind wir wahrhaft Buddhisten."
Zitat von Shunryu Suzuki

Und heute morgen hatte ich dann eine Art Eingebung zum WIR, zum NICHTS und somit zur Nondualität.
Ich setzte mein Monatsthema in die Gruppe die ich betreue. Ich schrieb:

"Wir sind einfach Buddhisten. Wir sind nicht einmal Zen-Buddhisten. Wenn wir das verstehen, sind wir wahrhaft Buddhisten."
Shunryu Suzuki
Wie einfach es ist...
Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Freundin aus Frankreich, wir unterhielten uns über die buddhistischen Sila und sie meinte zu mir:
"Also wenn man sich an die Sila hält und auch an einige Buddhistische Inhalte, ohne zu wissen, dass es sie überhaupt gibt, ist man dann ein Buddhist ohne zu wissen, dass man ein Buddhist ist?"
Diese Frage hat mich nachhaltig beschäftigt. Ich sagte zu ihr:
"Ja könnte man sagen, aber da es vollkommen unerheblich ist, wie man das Ganze nennt, ist es auch unwichtig ob man sich Buddhist nennt.. "
Wir seht ihr das?

Ich bekam daraufhin einige Antworten die sich im Sinn gleichen:

"Wir sind nicht Buddhisten..." "Wir sind NICHTS..."

Daraufhin schrieb ich:

Auch NICHTS ist eine Anhaftung.

WIR heißt nicht ICH, heißt nicht Alles und Alles heißt nicht NICHTS. ... mal in meine Philosophiekiste gegriffen.
Der Aspekt das wir nichts sind, würde hier also nicht zutreffen, dazu müsste man wissen was WIR sind, bzw. wer WIR ist. Und ob WIR überhaupt existiert. Wenn WIR existiert ist es dann nicht NICHTS. Wenn WIR nicht existiert, gibt es das NICHS auch nicht. Weil NICHTS ein Bezug zu einer Sache hat. Sogesehen sprecht ihr nicht von WIR sondern von euch. Und somit - so Illusionsraubend es ist, sprecht ihr vom ICH.

Nachdem ich das geschrieben hatte, habe ich wieder überlegt ob ich es löschen soll.
Aber ich ließ es stehen.

Mir ist bewusst was man mir sagen wollte. Das alles Eins ist, entspringt ja einem tiefen Verständnis vom Miteinander. Doch der Begriff NICHTS ist mir zu Oberflächlich und in dem Fall nicht zutreffend (empfinde ich).


Oder anders - meine Sicht auf die Dinge.
Oben seht ihr eine Bank.
Die Bank verändert sich im Laufe der Zeit. In vielleicht 5 Jahren gibt es sie vielleicht nicht mehr, weil durch Schnee und Regen das Holz verrottet ist. Aber die Bank war trotzdem da. Auch wenn du in 5 Jahren an dieser Stelle vorbei gehst und gar nicht weißt das es diese Bank gab.

Genauso ist es mit dem ICH. Ein ICH Bewusstsein, ist das Wissen um die eigene Identität. Diese Identität ist Veränderbar, alleine durch unsere geistige und körperliche Entwicklung.
Viele Wissenschaftler gehen davon aus, das ohne das ICH Bewusstsein keine Entwicklung statt finden kann, zumindest nicht beim Menschen.
Das ICH ist also ein wichtiger Bestandteil unserer Existenz. Das ICH ist aber auch ein sehr dominanter Bestandteil des Egoismus. Heißt:
Ein egoistisch veranlagter Mensch wird sich selbst immer im Mittelpunkt sehen im Vergleich zu anderen Menschen. Ein Stück Egoismus steckt in allen Menschen, denn bedingt durch unsere dauernde körperliche und geistige Entwicklung haben wir gelernt dass das was wir wollen, wichtiger ist als das was wir haben.
- wir lernen zielorientiert zu denken, damit wir das erreichen können, was andere Menschen bereits vor uns erreicht haben. Das fängt beim Kleinkind an und hört erst auf, wenn wir Tot sind.

Zurück zu dem Buddhismus und zur Bank.

Wenn wir Buddhisten (oder nicht Buddhisten) von uns behaupten NICHTs zu sein, verändern wir nur unseren Blick vom ICH zum WIR. Was letztendlich nichts daran ändert das wir immer noch im ICH anhaften.
Denn solange wir nur die Blickrichtung ändern, verändern wir nicht die Tatsache das wir trotzdem dual denken.

NICHTs ist Nondual.

Das beinhaltet das wir uns nicht mehr als eine Person wahrnehmen. Solange wir aber über das Nichts nachdenken, fühlen, uns daran orientieren. Es uns körperlich und geistig beschäftigt. Wir noch verwundert sind über unsere Empfindungen, stehen wir noch mitten im ICH, in der Dualität. Denn wir brauchen in diesem Moment noch die Empfindung und Bestätigung der anderen.
Auch wenn 10 Leute zusammen kommen und alle 10 sagen: wir sind Erleuchtet, weil alle 10 das gleiche fühlen, denken, aussprechen und danach handeln, leben sie noch den Dualismus, das ICH.
Auch wenn 100 Leute zusammen kommen, oder 1000 Leute leben sie noch das ICH. Zusammen erleben sie einen nondualen "Aspekt" ihrer Existenz. Sie fühlen sich in der Gruppe bestätigt und gehalten, geborgen. Dennoch ist jeder für sich ein Individuum.

Zurück zur Bank.

Das ICH ist wie diese Bank. Es ist da und es verändert sich. Wenn wir Glück haben und vielleicht ;) Buddhisten sind, lernen wir Mitgefühl für andere Wesen zu empfinden. Wir lernen auch Aspekte der Nondualität kennen. Wir fangen an zu begreifen, das unser ICH in Wahrheit ein WIR ist. Wenn wir in unserer Entwicklung angekommen sind, das unser WIR Gefühl sich noch weiter vom ICH entfernt, kommen wir an einem Punk der Distanz zu uns selbst und zu anderen Menschen. Wir erleben uns als schwimmendes Teilchen inmitten von anderen Teilchen und je distanzierter wir auf dieses Schwimmende Teilchenbild blicken desto mehr verschwimmt alles zu einem einzigen Teil die Distanz verschwindet, wir sind EINS. UND dann mit noch mehr Distanz wird das EINs immer kleiner und immer kleiner und es passiert NICHTS.

Stellt euch vor ihr steht auf einem riesengroßen Kran Platau und schaut von einer Höhe von 3 Meter auf ein Fußballfeld und irgendwo dort unten sitzt eure Tochter auf der Besucher Tribüne. Ihr könnt sie noch sehen und ihr winkt ihr zu. Am Anfang seht ihr noch lauter Menschen und ihr müsst euch richtig anstrengen das komplette Feld zu überblicken. Dann wird euch der Kran 10 Meter hoch bringen und ihr seht auf einmal das komplette Fußballfeld und eure Tochter ist irgendwo dort verschwunden.  Der Kran bringt euch noch weitere 10 Meter nach oben. Die Menschen sind alle nur noch Punkte, eure Tochter ist ein Punkt darin. Weitere 15 Meter, das Fußballfeld verschwindet inmitten anderer Gebäude, Menschen sind keine mehr zu sehen. Weitere 300 Meter und ihr seht nur noch Wolken. Menschen, Gebäude alles ist weg. 1000 Meter. Bei klarem Himmel sehen wir ein paar Lichter und die eine oder andere Gebirgskuppel, der Himmel erscheint uns unglaublich nah, denn wir werden,  je höher wir kommen, Teil des Himmels werden. Zur Erde haben wir eine Distanz aufgebaut. Obwohl wir immer noch Teil der Erde sind, alleine durch den Kran, mit dem wir verbunden sind.

Das Problem an dem Aspekt der Nondualität ist, dass man nicht lange darin verharren kann, ohne den Bezug zur - vielleicht illusorischen Realität - zu verlieren. Denn bevor es wirklich dazu kommt, das WIR verschwinden fragen wir uns automatisch: Ist das was ich erlebe Real oder das was ich vor meinem Erleben erlebt habe? UND in diesem Moment an dem wir uns das fragen, sind wir wieder genau am Anfang, nämlich dem ICH.


Ein großes Problem bei all dem steckt darin, dass viele Buddhisten sich in dem Zustand des Nondualen Aspekts immer weiter von anderen Menschen entfernen. Sie erleben sich jedoch selbst als Teil von allem. Für andere Menschen die diesen Zustand nicht kennen, werden (WIR) zu der Bank die nicht mehr vorhanden ist, weil Schnee und Regen sie haben verrotten lassen (vielleicht ein doofer Vergleich :) ).

Vieles wird auf einmal nicht mehr wichtig. Auf Fragen antworten WIR einseitig. Manch andere Gefühle werden belächelt oder gar ignoriert. Es entsteht eine greifbare Distanz zu anderen Menschen ohne das es uns bewusst ist. Und wenn es uns bewusst wird, reagieren wir auf eine Subtile Weise ablehnend: "Es ist deine Realität und jeder ist das was er glaubt zu sein..."

WIR merken oft nicht, dass das ICH in uns in diesem Moment wieder vollkommen die Oberhand hat. Wir schwelgen in der Erinnerung des Nondualen Aspekts.

Ich glaube - zumindest ist das mein Weg - es ist wichtig bei all dem Nie den Blick zu dem zu verlieren was wir einst hatten. Denn nur so bleiben wir mit anderen Menschen in Verbindung. Nur so erleben andere in unserem Handeln ein Gefühl von Verständnis, Achtsamkeit, Respekt und Mitgefühl.
Und das wiederum impliziert eine subtile Form von Dualität.
Wenn uns also bewusst ist, das wir Mitgefühl empfinden, ist das ein Teil unseres ICHs.
Die Erinnerung des Nondualen Aspekts verbleibt weiterhin in uns, genau wie die Erinnerung daran, das die Bank existiert hat, auch wenn sie jetzt nicht mehr vorhanden ist.

Die Verbindung zu anderen Menschen besteht nicht im NICHTS. Es ist das WIR und somit das ICH das uns alle miteinander verbindet.


Auch wenn das jetzt dem einen oder anderen nicht gefallen mag...

In diesem Sinne

Namasté

Eure Andarnil


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