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Freitag, 18. Dezember 2015

Die Perfekte Beziehung ...


Zur Zeit begeistert folgender Artikel das Internet:
"Ich will mit dir Single sein"

Eine Freundin hat diesen Artikel geteilt, ich habe ihn gelesen und mir dann überlegt, was für mich so unstimmig daran ist, obwohl er gut geschrieben ist, lässt er keinen Freiraum zu..
Ich habe länger darüber nachgedacht, es mit meiner Beziehung verglichen, mich gefragt, was ist das Geheimnis zwischen dem wie ich Beziehung und Liebe lebe und definiere und dem was in diesem Artikel steht.
Und ich kam zu folgendem Schluss:
Britta und ich haben keinerlei Vorgaben, wir haben keine Vorstellungen, kein: "So musst du sein, damit ich dich liebe!" Kein: "Ich erwarte von dir!" Und ich glaube das Geheimnis einer tiefen Partnerschaft liegt genau darin, dass man keine Vorstellungen hat, das alles sein kann und darf. Und dass beide jederzeit den Moment miteinander genießen.

Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht habe, habe ich den Artikel kommentiert:

Es sieht nur so aus als wären es keine Fesseln, das "Will" impliziert, das sie genau die Erwartungen an ihren Freund, Mann oder wie auch immer hat und Erwartungen sind immer mit Fesseln verbunden, lassen keinen Spielraum auf Veränderung, auf Nähe, bis hin zur Symbiose zu, sie stellen von vorne herein klar wo die Grenzen sind und das ergibt statt Nähe Distanz. So was nenne ich offene Beziehung... das mag auf kurze Zeit nett sein, aber wehe der Partner möchte es kuschelig, dann ist diese Beziehung zum Scheitern verurteilt.

Eine Partnerschaft hat Bestand wenn sie bereit ist, die Veränderungen des anderen wahr zu nehmen, mitzugehen, gemeinsam erkunden was Nähe bedeutet, der Artikel hat mit Nähe nur in so weit zu tun, das es von vorne herein klar begrenzt ist - nämlich in dem was sie will und erwartet...
nur beschränken diese Bedürfnisse die Beziehung. Wenn man seine Vorstellungen über eine Beziehung stellt, werden diese Vorstellungen immer an erster Stelle stehen. Und das bedeutet im Klartext, das der Partner sich den Vorstellungen anpassen muss, jede kleinste Abweichung könnte das Ende der Beziehung bedeuten. Es gibt somit keinen Spielraum für Veränderung. Jemand der so stark die Situation kontrollieren möchte, wird eine Beziehung lösen, sobald die Veränderungen des Partners nicht mehr ins eigene Konzept passen.

Ich verstehe den Reiz darin dem anderen Freiheit zu gewähren, um selbst Freiheit zu erhalten. Aber ein Quit pro Quo ist eine Abmachung, klare Grenzen, klare Verhaltensmuster und so hart es klingt, keine Garantie für eine gut funktionierende Beziehung aber eine Garantie für Leid und gegebenenfalls Trennung. Eine Liebesbeziehung die funktioniert bassiert darauf das beide sich Verändern dürfen und es dabei zu neuen Erkenntnissen kommt. Dass man sich immer wieder neu begegnet, dass sich Nähe und Distanz abwechseln dürfen, man sich gegenseitig hält, bis hin zu einer kurzzeitigen Symbiose. Man zusammen im Spiel bleibt und die Bedürfnisse und Veränderungen des anderen wahrnimmt und akzeptiert.
Und vor allem erst nimmt.
Dann sind auch Freiheiten Normalität.

Ein "Will" in einer Beziehung wie oben erwähnt bassiert auf Angst und der Erfahrung von Leid. Angst beengt zu werden, Angst sich selbst zu verlieren. Angst vor Enttäuschungen. Aber vor allem Angst zu kurz zu kommen. Man gibt dem anderen Frei, damit es erst gar nicht erst zu einer Tiefe kommt die einem die eigene Kontrolle entzieht. Es ist die Angst vor einer Symbiose, Angst vor Abhängigkeit.

Aber genau das passiert in einer tiefen Beziehung  man wird zum Teil des Partners und durch diese Tiefe wird man auch "Abhängig" und das vollkommen freiwillig. Sobald man loslässt von den eigenen Vorstellungen wie eine Beziehung sein soll - darf alles kommen, ohne das man sich verliert. Diese Art von Abhängigkeit ist weder gesteuert noch kontrolliert, sie bassiert einzig und allein auf dem Gefühl von Liebe, Tiefe und Verlässlichkeit.

Natürlich tut es weh, wenn beide sich trennen. Aber der Partner wird in einer Beziehung, indem es  um das "Wir" geht, das Glück des anderen im Blick behalten.

Die meisten Beziehungen gehen auseinander
- weil die Veränderungen des einem dem anderen entweder Angst machen oder sich dadurch die Tiefe der Gefühle verändern
- weil der Partner sich nicht kontrollieren lässt
- weil äußere Einflüsse den Alltag der Beziehung stören und/oder verändern
- durch Krankheit und Tod
- weil man den Partner einschränken möchte (Besitzanspruch) und dadurch Enge in die Beziehung kommt
- und weil ein oder beide Partner die Tiefe der Beziehung kontrollieren wollen
- Weil einer oder beide Partner Angst vor der Tiefe der Liebe haben
- Weil beide klare Vorstellungen haben die keinen Spielraum erlauben

Es ist eine schöne Vorstellung alles klar zu definieren, wie man sich seine Traumbeziehung vorstellt. Aber die Realität ist so, dass alle Vorstellungen, eben nur Illusionen sind. Man kann nichts in dieser Welt kontrollieren. Weder eine Liebesbeziehung, noch die eigenen Entwicklungen.

Bevor ich Britta kennen lernte, fühlte ich mich sehr verloren. Auch mir ging es so, dass ich mir Freiheit gewünscht habe, den meine Beziehungen waren sehr mit Enge verbunden. Als "Ehefrau" mit Verpflichtungen und als "Geliebte" ohne Verpflichtungen.
Beides war für mich nicht lebbar, ohne schmerz. Ich wünschte mir jemanden der mich so nahm wie ich bin, ohne Einschränkungen.

Ich weiß  noch, als ich mich sowohl von meinem Partner als auch von meiner Geliebten trennte, ging ich in den Wald und schrieb dort einen Brief, ich schrieb all meinen Kummer heraus und dann verbrannte ich ihn. Ich stand dort, sah in den Himmel und sagte: "Alles was ich will ist, dass man mich so liebt wie ich bin, dass ich mich verändern darf und das ich trotz meiner Fehler geliebt und geschätzt. Alles andere ist mir egal"
Sehr Theatralisch wie ich da stand, mit den Händen Richtung Himmel, vielen Tränen die ich davor vergossen habe, verschmierten Kajal und Rotznase.
Wenn ich darüber nachdenke muss ich heute lächeln. Ich mags manchmal Theatralisch.

Etwas später kam Britta in mein Leben, so vollkommen anders als ich, in fast jeder Hinsicht - Äusserlich und oberflächlich betrachtet. Kennt man uns näher, wird bewusst, wie sehr wir uns ähneln. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind - kommen wir uns näher. Wir sprechen darüber, legen unsere Gedanken und Gefühle offen. Wir streiten auch manchmal, vorallem wenn eine von uns, oder wir beide überfordert sind. Aber wir respektieren unsere Gefühle immer. Und wenn sich einer Verändert nimmt er den anderen mit auf diesen Weg, als Begleitung, als Betreuung, als Stütze. Als ich die Illusion des ICHs durchschaute war es für Britta nicht so einfach, zu verstehen was in mir vorging. Das brachte Unsicherheit in ihr Empfinden. Die Sicherheit die wir in unserer Beziehung aufgebaut haben, steht immer auf wackelnden Boden, der jedoch tief verankert ist, verwurzelt. Meine Aufgabe in unserer Beziehung ist es, das Wackeln auszugleichen, mit einer großen Portion Optimismus. Ihre Aufgabe ist es, in der Stärke die sie ausstrahlt, Schwäche zuzulassen und somit das Wackeln immer ein wenig zu forcieren.

Wir tauschen oft mal die Positionen, mal ist sie die Starke und dann ich. Sie darf schwach sein und ich auch. Nichts hat Bestand und das wissen wir beide.

Unsere Liebe ist etwas, das einer dauerhaften Veränderung unterzogen ist. Ich vergleiche es oft und gerne mit dem Meer, mal sind die Wellen hoch und Temperamentvoll, mal leise und ruhig.

Wenn man weiß, dass alles Veränderung ist, das es nur um den Moment geht. Lebt man auch den Moment bewusst aus.
Was wir beide nicht machen ist Erwartungen an den anderen stellen.
Erwartungen zerstören auf Dauer jede Beziehung, weil sie mit der Vorstellung verbunden sind, das der andere so sein muss, wie man ihn sich vorstellt. Das geht nie gut.

Wenn wir etwas von dem anderen wollen, bitten wir ihn darum und wenn er es nicht erfüllen kann, dann ist das eben so.
Dann hat es seinen Grund.

Die Perfekte Beziehung ist alles andere als Perfekt - sie ist voller Unwegbarkeiten - man weiß nie was auf einem zukommt. Das Haus kann über einem zusammenbrechen, man kann den Job verlieren, oder krank werden und vorallem kann man sterben und nie wieder da sein.

Die Perfekte Beziehung bassiert auf den Moment in dem man sich begegnet, nicht auf Zukünftiges oder Vergangenes. Es ist immer nur dieser eine Moment. Und wenn beide das wissen, tun sie alles um diesen Moment in Liebe zu verbringen, egal was passiert.

Und wenn ich einen Anspruch habe, dann das ich genau diesen Moment nie aus den Augen verliere... mit meiner Frau, Partnerin und besten Freundin.

In diesem Sinne

Lasst einfach los von euren Vorstellungen und genießt das Miteinander jetzt in diesem Moment... alles andere ist vollkommen egal.

Namasté

eure Jo



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