Mantra Musik

Donnerstag, 27. Juli 2017

Nehmt euch Zeit für einander ...




Anders als in Asien oder Afrika entfernen sich in Europa Eltern von ihren Kindern und umgekehrt. Jeder geht irgendwann seinen eigenen Weg und man trifft sich höchstens mal zu Weihnachten, Geburtstagen oder Hochzeiten, ansonsten weiß der eine nicht wie es dem anderen geht. 
Diese Distanz ist in unserer Gesellschaft Normalität.
Erst heute hatte ich wieder eine sehr schöne aber auch traurige Diskussion mit zwei meiner Freundinnen, beide haben kaum Kontakt zu den Eltern und die Beziehung ist Distanz geprägt. Warum das so ist, können beide nicht so recht beantworten, es hat sich so ergeben. Ich hatte das Gefühl es tut weh, näher an dieses Thema zu gehen. Es sprengt eine innere Kette die sich um die Brust schmiegt.

Meine Freundinnen sind nicht die einzigen die dieses Problem haben. Distanz verschließt und Zuneigung öffnet.
Ich schrieb heute in meinem öffentlichen Tagebuch über meine Beziehung zu meiner Tochter und das Heimweh das sie gerade hat und das ich hoffe dass sich unsere Türen zueinander nie schließen, egal wo sie ist und welchen Weg sie verfolgt.

Ich erlebe es oft - dieses Türen schließen. Die Zuneigung die Menschen eigentlich für einander empfinden bleibt oft vor einem oberflächlichen Geplänkel stehen, weiter traut sich niemand. Da ist die Angst vor dem Alter, Krankheit, Tod, da gibt es unterschiedliche Wege, der eine hat dieses Interesse, der andere das, was verbindet ist die Vergangenheit, dieses Gefühl in den Armen der Eltern zu liegen. Diese Zuneigung die man fühlt ist eine alte Zuneigung und mit dem Alltag des Erwachsenseins kamen andere Empfindungen und Erfahrungen, die sich über die Zuneigung legten wie ein Stein auf einen anderen. Auf einmal war man nicht mehr einer Meinung, auf einmal fühlte man diese Distanz und je älter man wurde, desto distanzierter wurde die Beziehung. Man ging sich aus dem Weg.

Ich hatte letztens eine heftige Auseinandersetzung mit meiner Schwiegermutter, ähnlichen Ursprungs. Da gab es Missverständnisse und unausgelebte Gefühle und eine Bandbreite unterschiedlicher Empfindungen, Meinungen und Betrachtungen, ganze Weltenbreit war die Distanz zwischen uns. Es tat uns beiden weh, denn letztendlich lieben wir uns.
Wir haben beide unsere Leben gelebt und dadurch Erfahrungen gesammelt. Unser Erleben und unsere Erfahrungen sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Und das schafft Distanz. 

Wir sind gerade wieder dabei uns an die Zuneigung zueinander zu erinnern. Ich gebe zu, wenn ich jemanden mag, schaffe ich es nicht lange böse zu sein. Ich sag mir selbst, es ist immer ein Versuch wert, sich wieder anzunähern und sollte der Versuch nicht klappen, dann vielleicht später und sollte es später nicht klappen, dann hat man wenigstens sein Bestes getan und kann den anderen in Frieden und mit Zuneigung gehen lassen.

Drei Versuche der Annäherung Zeitversetzt - beim letzten Versuch entscheidet sich alles... 

Ich glaube das wir nicht daran gewöhnt sind in einer Gruppe von Menschen Familie zu leben, wir sind es gewohnt, dass man sich aus dem Weg geht. Kinder werden geboren und dann heißt es: Schnell wieder arbeiten gehen. Sie kommen in den Hort, dann Kindergarten, dann in die Schule, man sieht sich Morgens und Abends und dazwischen ist man mit sich selbst beschäftigt. Irgendwann wird man älter und man sieht die Kinder vielleicht mal am Wochenende und wenn sie selbst eine Familie haben, dann sieht man sie vielleicht zwei, drei Mal im Jahr, zu Weihnachten und Geburtstagen. Mit dem Alter kommen Krankheiten und Gebrechen und dann wenn man die eigenen Kinder wirklich am meisten braucht, haben sie selbst ihren Alltag und Geschichten und Erlebnisse aufgebaut, sie haben selbst Kinder und gehen vielleicht noch Arbeiten um für den nächsten Urlaub zu sparen, viel Platz bleibt da nicht für die altern Eltern, die vielleicht nicht mehr gut hören und sehen, vielleicht noch nicht mal mehr laufen können. Irgendwann sitzt man in einem Altersheim mit lauter Gleichaltrigen die genauso vergesslich sind und irgendwann stirbt man und an den Gräbern versammelt sich die komplette Familie und beweint den Toten.

Wie unglaublich traurig ist diese Dynamik der Distanz und wie sehr verbreitet sie sich als Normalität.

Ist das wirklich alles?

Ich finde wir brauchen eine andere Familienkultur, nein ich will nicht zurück zu den Ältesten die über die Jüngeren bestimmen, etwas neues, etwas das es noch nicht gegeben hat, oder vielleicht gibt es das schon?

Vielleicht in den Mehrgenerationshäusern in dem alt und jung zusammen leben und sich gegenseitig unterstützen. 

Ich weiß nur eines, so möchte ich nicht enden, nicht in einem Altersheim mit der Gewissheit, dass meine Tochter keine Zeit mehr hat, weil sie eingespannt ist in Beruf und Familie.

Ich möchte noch dazu gehören, zu ihrem Leben und mir ist bewusst, dass ich dafür etwas tun muss. Es reicht nicht diese Gefühle zu haben, die sich jetzt langsam mit Anfang 50 in mir entwickeln. Die Gefühle alt zu sein und älter zu werden. Das Bewusstsein bald nicht mehr laufen zu können, weil meine Behinderung von Schub zu Schub schlimmer wird. Es reicht nicht zu sagen: "Ich hab dich lieb Schatz".

Ich möchte nicht, dass meine Tochter in Arbeit versinkt, egal ob das nun in der Schule ist, oder später in der Ausbildung. Schon heute sage ich ihr: 

"Nimm dir Zeit liebes! Werde nicht so schnell erwachsen. Werde nicht so wie der Großteil der Menschen da draußen. Eilend, Unachtsam und mit sich selbst und dem Geld beschäftigt das man scheffelt für den nächsten Urlaub, oder das Häuschen mit Zaun und Mauer und wohlgeformten Garten. Nimm dir Zeit für deine Freunde, für deine Liebsten und nimm dir Zeit für dich und für deine Gefühle und nimm dir Zeit für mich... "

Es wird eines Tages die Zeit kommen, an dem ich nicht mehr da bin und was ich auf keinen Fall möchte ist diese Beerdigung an dem sich alle wieder finden, die nie Zeit für  mich hatten, als ich noch lebte....

Namasté meine Freunde

Nehmt euch Zeit ihr Lieben!!!

Herzlichst eure Andarnil








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen