Mantra Musik

Donnerstag, 11. August 2016

Tagebuch - wieder ein Gefühl von Glück


Schnecken gehören wie Katzen und Affen zu meinen Lieblingstieren, diese hier hat mich besonders fasziniert.
- In unserem Garten. 


Meine Freunde und Nachbarn hier bringen mich echt zum Weinen... alle sind so unglaublich liebenswert. Es ist da - das Gefühl endlich nach Hause zu kommen.
Ich kenne das nicht, dass Nachbarn für einander da sind - nicht so wie hier. Da hilft man sich gegenseitig, hat für einander ein Ohr, es entwickeln sich sehr schnell private Gespräche. Man duzt sich...alles sehr fremd für uns. Dadurch das wir schon immer sehr unkonventionell leben, kamen wir in Südhessen nicht so schnell in Kontakt wie hier. Hier ist vieles unkompliziert. Aber auch schlichter, dadurch das viele Tiere haben, ist ein schickes und gestyltes Aussehen nicht wichtig. Mir scheint wichtig ist nur der Kern, der Charakter. Mich hat hier noch niemand gefragt, warum ich Glatze trage, ich tue es und es wird akzeptiert.

Gegenseitige Hilfe ist hier normal. Und was ich wirklich als sehr angenehm empfinde, niemand hat bisher über Flüchtlinge gemeckert, keiner meint er währe ein besorgter Bürger - im Gegenteil, ich erlebe die Leute hier sehr offen, auch Fremden gegenüber - denn letztendlich sind auch wir das. Aber sobald wir erwähnen das wir hier her gezogen sind, fangen sie an zu strahlen und freuen sich.
Anders als in Südhessen, da bleibt man Zugezogene.

Innerhalb von nur einen Monat haben wir Menschen kennen gelernt die uns Tür und Tor öffnen. Toll ist auch, dass unsere Tochter so nett in der Schule aufgenommen wurde. Ich bin sehr happy, dass sie sich hier wohl fühlt. Sie hat innerhalb kürzester Zeit Freunde gefunden und ist in der Kindergemeinschaft so integriert, dass sie sogar ihr Tablet vergisst.

Es ist anders hier, für uns noch fremd, ungewohnt. Ich bin immer noch irritiert und sehr glücklich und auch traurig, denn ich bin in Hessen geboren und immer schon hat mir etwas gefehlt. Ich habe diese Art der Offenheit in Niederlande kennen gelernt und mich dort immer wohl gefühlt. Aber ich hätte nie geglaubt, das Deutschland auch so einen Pfleckchen Erde hat, an dem Mensch endlich ankommen kann, sich wohl fühlen kann. Sich niederlassen kann mit dem Gefühl nicht allein zu sein.
Hier wird mir bewusst, wie einsam ich in Südhessen war. Es wird mir auch bewusst, wie anders ich Freundschaften gelebt habe. Ich lerne eine ganz andere Seite an mir kennen - diese Intensität der gegenseitigen Hilfe, des miteinanders - es ist wundervoll. Wir sind mittendrin und nicht mehr am Rand.

Und das obwohl wir Homosexuell sind, obwohl wir eine andere Religion haben. Das macht mich Glücklich.


Herzlichst eure Jo

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