Mantra Musik

Mittwoch, 28. November 2012

Zwischen Bibel, Edda, Koran, Talmut und Palikanon



Die Bibel hat je zweifel in mir gesät.  Ich war 12 als ich sie das erste Mal las. 
Mit 14 sollte ich dann konfirmiert werden, ich weigerte mich damals mit einer großen Ansprache vor dem Pfarrer und der Christengemeinschaft. Das war in dem Dorf in dem ich lebte fast Frevel , ich hinterfragte das komplette System und habe dort das erste Mal von Gewalt gesprochen, von Kriegen und Missbrauch. Ich wollte damals Antworten, die mir aber niemand geben konnte. Ich wollte das man mir die Bibel erklärt, die Stellen die ich rot angestrichen hatte. Ich weiß noch wie wütend ich damals war, als mein Pfarrer mir sagte: "Bedenke das du dann keine Geschenke bekommst, wenn du dich gegen eine Konfirmation entscheidest"Und ich weiß auch noch genau was ich damals sagte, ich nannte ihn einen Dummen Mann, weil er versuchte mich mit Geschenken zu ködern, die ich davor noch nie in meinem Leben erhalten hatte. Ich fragte ihn ob man im Krieg Geschenke erwarten kann und lies ihn stehen.

Ich glaube das Religionen einen Teil des eigenen Lebens spiegeln. In der Bibel habe ich mich nie gefunden. Weder im alten noch im neuen Testament. Ich habe mich im Laufe meines Lebens durch alle möglichen Schriften gelesen. Mit etwa 16 hatte ich einen 70 Jährigen Freund, er war Theologe und wir saßen bis spät in die Nacht zusammen und diskutierten über die Bibel und über die einzelnen Evangelien. Ich habe ihn sehr geliebt, er war auch der erste der zu mir meinte, das ich irgendwann mal eine Frau und Kinder haben werde und wir haben beide darüber herzlich gelacht. Für mich stand die Bibel immer im Zweifel zu dem was mich als Mensch ausmachte. Ich muss dazu sagen, ich habe auch mehr erwartet, ich wollte tiefer einsteigen, ein Zwiegespräch mit Gott führen und ich kam nur bis zur Kanzel und von dort keinen Schritt weiter.


Gleich nach der Bibel kam die Edda, sie las sich wie ein Märchen und ich brauchte wesentlich länger für die Edda als ich für das alte Testament gebraucht hatte.Und nach der Edda kam der Talmut, dann der Koran, den ich von meiner türkischen Freundin geschenkt bekam.In keinen dieser Bücher fand ich mich.
Ich las, aber sie erreichten mich nicht, sie blieben vor mir stehen, als Zeugnisse einer alten und teils auch vergessenen Zeit. Was ich aber brauchte war etwas das ich integrieren konnte, in die Zeit in der ich lebte, das mir antworten auf Dinge gab die ich erlebt habe. Ich brauchte mehr als nur ein Kopfstreicheln und dem Satz: "alles wird gut!"Ich brauchte auch mehr als dieses Gefühl als Sünder geboren zu sein. Damals war ich sehr wütend und teils auch unfair den Gläubigen gegenüber. Hätte ich damals die Möglichkeit gehabt zu studieren hätte ich womöglich Theologie und Philosophie als Studienfach genommen. Denn die Suche die mich leitete war sehr geprägt davon, etwas zu erkennen, das sich nicht erkennen lies. Zumindest nicht für mich.


Die ganzen Straßen waren voll mit Menschen die auf der Suche waren. Da ich eine ganze Weile meines Lebens auf der Straße lebte, zwischen Pennern und Alks und Drogendealer und Prostituierten, war es nur logisch, das ich etwas Frieden suchte. Den ich aber nicht in den Religionen fand, in die ich mich vertiefte.
Ich arbeitete damals als kleine Straßen Künstlerin, nahm Drogen und war ein Punk. Das war meine Zeit der Beobachtung. Ich begriff, das man Gewalt nur dann anwendet, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt. Rückzug erfordert Kraft und Energie. Zu dem Zeitpunkt war mein Freund der Theologe schon tot, aber ich fand andere Menschen die mich begleiteten. Einen Künstler der mich unter seine Fittiche nahm und mir viele Kunstrichtungen offenbarte. Ich tauchte ein in Farben die ich vorher noch nie gesehen hatte. Das war absolut Göttlich. Ich fing an mit meinem Blut zu malen und empfand das Gefühl ein Teil allem zu sein. Vielleicht war das der Anfang von meiner eigenen Religion. Er war Alkoholiker und drogenabhängig das wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht. Wir malten wie Besessene und er zeigte mir Wege mit meiner eigenen Wut umzugehen. Irgendwann begriff ich, das man zu Gott finden kann, ohne einen Pfarrer zuzuhören, man musste nur die Augen aufmachen und die Welt erblicken und auf einmal ist ein Gänseblümchen ein Wunder. Es gab eine Zeit da habe ich alles in Blau gemalt. Wie so viele Künstler vor mir, tauchte die Welt in ein blaues Licht und von dort in ein Lichtermeer der Farben.Als dann meine Bilder geklaut wurden, hörte ich auf zu malen. Und seit dem habe ich kein einziges Gemälde beendet. Auf meinem Dachboden sind so viele angefangene Bilder und seit fast 4 Jahren wartet eine Auftraggeberin auf ihre Gemälde, die ich einfach nicht fertigstellen kann, weil mir der Funke fehlt den ich damals durch den Diebstahl verloren habe - ich habe Glück die Auftraggeberin  kennt mich schon sehr lange und weiß das ich - was Kunst betrifft, so langsam bin wie eine Schnecke, die die Welt umkreisen will.


Heute habe ich meinen Frieden gefunden, auch wenn ich nicht mehr male. Es war eine Zeit da musste ich meine Energie und meine Wut in Farben tauchen. Das war eine Religion die ich lebte. Heute schreibe ich Texte und empfinde den Weg dorthin als nicht mehr steinig sondern fließend. Religion ist eine Kraft der Schöpfung. Dabei spielt es keine Rolle welche man wählt. Je mehr man sich damit befasst, desto mehr Geheimnisse werden sichtbar und je mehr Geheimnisse sichtbar werden, desto mehr erkennt man sich darin.
Ich glaube es spielt keine Rolle welche Religion man hat, ob man dem Gott einen anderen Namen gibt. Ich glaube alle Religionen können verbinden, vereinen und vermitteln. Wir glauben weil wir den Sinn in unserem Menschsein nicht verlieren wollen.Wir wollen an der Hoffnung festhalten, der uns diese Einsicht lehrt. Ob dieser nun Jesus, oder Abraham oder Jahwe heißt, letztendlich spielt es keine Rolle, wenn man es friedfertig lebt.
Als ich dann zum Buddhismus kam, vergingen viele Jahre, ich begriff, das es auch hier einen Anfang gab, der sich im Hinduismus findet. 


Und ich fand es interessant das sich das Leben des Buddha mit dem des Jesus spiegelt. Beide Menschen hatten eine gesteigerte Wahrnehmung sie fanden Wege um die Welt mit ihrem Dasein zu begreifen und sie hielten nicht inne, sondern zogen von Ort zu Ort um das Wissen mündlich weiter zu geben. Es sind die kleinen Menschen, das Volk das Religion macht und die großen Menschen die Politiker und Adligen die versuchten die Religion zu unterbinden. Religion ist Macht, weil es dem Volk Hoffnung verleiht. Und Hoffnung kann man nur schwerlich töten.
Religion bedeutet für mich, mich vielen Wegen zu öffnen. Über mich hinaus zu sehen. Die Welt als solches mit ihrem Inhalt wahrzunehmen. Ich kann die Wissenschaft neben der Religion stehen lassen, beide haben ihre Berechtigung. Und der Zweifel spornt an, noch tiefer zu tauchen, so wohl in die eine Richtung als auch in die andere - so geht es zumindest mir.


Ich habe in meiner Religion endlich den Frieden gefunden den ich vergebens in anderen Religionen suchte. Man läuft immer die gleichen Ziele ab, Ansporn, Wut und Macht und am Ende kommt man wieder dort an, wo man selbst zu finden ist. Für mich war es ein wichtiger Lauf, ohne Grenzen. Während ich noch bei dem Christentum voller Wut war, teils wegen meinem eigenen Leben, meiner Kindheit und meiner Entsagungen und teils weil ich es unfair fand, was hinter den Mauern so ehrbarerer Christen so alles zerschlagen wird, ohne das andere davon erfahren, geisterte ich durch das Judentum, bei dem ich nur kurz verharrte, der Koran hat mich etwas länger fasziniert. Aber der Buddhismus hat mich gelehrt, das nichts umsonst ist, dass wir die Dinge die wir erleben auch erfahren müssen, fühlen müssen um sie zu verstehen. Das es manchmal auch weh tun muss, um den Sinn im Schmerz zu erkennen. Warum er geschah, wie er sich anfühlt und wohin er mich trägt.


Im Buddhismus ist Leid allgegenwärtig. Das ist die Grundsubstanz allen Werdens und Vergehens. Und das war logisch für mich, das konnte ich endlich so stehen lassen. Daran gab es nichts zu rütteln.Ich konnte mich endlich finden und das gab mir die gleiche Hoffnung wie den anderen Gläubigen die unter uns weilen. Ich tauchte ein in die Reden des Buddha, doch mir wurde bewusst, um es wirklich zu verstehen, kann ich nicht einfach sitzen bleiben und lesen. Ich muss es erleben.Ich glaube wenn man anfängt die Religion mit dem eigenen leben zu verbinden, wird sie zum eigenen Spiegelbild. So ging es mir und so geht es mir immer noch.
Ich konnte anhand des Buddhismus begreifen, das es einen Sinn gibt, hinter den Kriegen und Morden. Hinter dem Missbrauch und der Gewalt. Das gab mir ein Gefühl von Zugehörigkeit. Im Leid findet man auch andere Menschen die ähnliches teilen.Man ist nicht mehr ganz so alleine. Auch eine Möglichkeit um Religion zu begreifen, dieses umarmen im Mitgefühl, Respekt und Achtsamkeit.Ich wurde eine weltliche Nonne (so bezeichne ich mich manchmal selbst), die nur im leisen lehrt.


Und ich stehe seit dem zwischen zwei Welten, dem großmäuligen ICH und der leisen Achtsamkeit die sich in der Natur wiederfindet und lehrt. Beides nebeneinander. Ich kann genauso herbe Sprüche verteilen wie ich buddhistische Mantren lesen und singen kann. Das ist für mich eintauchen in die Welt meiner Mitmenschen. Was nutzt es mir, wenn ich achtsam bin und niemand versteht mich.Ich weiß nicht ob ich jemals initiere, ich glaube nicht. Das würde bedeuten ich verlasse die Menschen die mich lieben und bringe Leid in ihr Leben. 
Es reizt vollkommen abzuhauen und ein Nonnenleben zu führen, hinter Mauern umsorgt und in der Stille sich selbst nur findend. Aber gleichzeitig ist es eine Flucht vor dem was uns Menschen ausmacht, ich lebe Dana, ich gebe weil ich darin einen Sinn finde. Ich liebe es wenn andere Menschen sich freuen. Das bringt Glück in die Herzen anderer. Meine große Schnodderschnauze macht mich sichtbar, und anstatt mich auf eine Leiter zu stellen, hocke ich neben meinen Nachbarn auf dem Boden. Das ist es was ich will und das ist auch das was Buddha und Jesus wollten, sie wollten unter den anderen wandern. Aus dem Grund bin ich auch so offen, hier wie bei mir zuhause. 


Das ist meine Religion, darin finde ich mich wieder und ich gebe es weiter indem ich einfach zuhöre und verständnis habe und liebe gebe. Friedvoll bin so gut ich kann (ich kann nicht immer ;O) ), aber an erster Stelle steht Mitgefühl allen Wesen gegenüber.Ich mach mich bewusst angreifbar, denn nur so kann man etwas vermitteln - Frieden.


Sorry wegen der Länge - aber ich wollte euch so gerne mitteilen, woran ich glaube, was mir wichtig ist. 
Ich hätte hier auch ganz viel über Buddhismus reden können. Aber was bedeutet das Wort, wenn man den Menschen dahinter nicht erblickt.

Ich wünsche euch eine gute Vorweihnachtszeit, der erste Advent steht vor der Tür, lasst ihn einfach ein, egal in welcher Religion ihr verweilt.
Grüße von Jo, Alias Amoha, Alias Jobrisha und -  Alias Yen ;O)



3 Kommentare:

  1. ...namaste...
    ...netter Blog...ich bin am Buddhismus interessiert...irgendwie möchte ich einmal wissen, worum es eígentlich geht...*g


    happy ~ new ~ vegan year, l♥ve&peace,
    miss viwi, eine Anfängerin

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  2. ...deine Worte klingen sehr interessant...an vielen Stellen erkenne ich mich wieder, auch ich wollte mit 11 nichts mehr mit der röm.kath K. zu tun haben, lies mich dann aber doch von den Geschenken überzeugen...
    ...bis ich bemerkte, dass mein Glaube und mein Leben nichts mit diesem Verein zu tun haben muss...
    ...als Mensch, der eine zeitgemäße Ernährung in unserer Zeit unumgänglich findet, ist es umso schwieriger mit diesen Glaubenssätzen und Lügen klar zu kommen...ich sag nur "du sollst nicht töten". da gibt es keine Fußnoten...

    Danke für deine Worte, ich werde wieder vorbei schauen,

    happy ~ new ~ vegan year, l♥ve&peace,
    miss viwi

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  3. Auch dir ein schönes neues Jahr!
    Danke das du vorbeigeschaut hast und für deine netten Worte. Ich bin froh, dass Sylvester nur eine Nacht geht... meine Tiere haben es überstanden.

    Alles liebe dir von Jo

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