Mantra Musik

Montag, 26. März 2018

Westlich geprägter Buddhismus


„Nicht in den Lüften, nicht in Meeresmitte,
nicht in den Bergesklüften sich versteckend,
nicht findet sich ein Ort auf dieser Erde,
wo weilend einen nicht der Tod bezwänge.“

Buddha (Dhammapada, Vers 128)
Ayya Khema (1923–1997)


Ich habe ein Problem mit dem im Westen gelebten Buddhismus. Für mich ist das eine unverstandene Mischreligion.
Im Westen geht es in erster Linie darum das Leiden zu bekämpfen. Man lehrt hier nicht das es wichtig ist Dukkha (Leiden) zu verstehen, bevor man es überwindet. Es gibt keine Ursachenforschung, man will am liebsten ganz schnell Ergebnisse erzielen.

Das was wir hier haben, hat mit dem Buddhismus rein gar nichts zu tun, es ist eher eine bequeme Form von Verdrängung. Das hilft den Lehrern ihre Schüler auf Dauer zu behalten, denn die Wirkung der ersten Erleichterung nach einem buddhistischen Seminar lässt extrem schnell nach.

Mein buddhistischer Weg begann vor 25 Jahren. Mir war damals klar, bevor ich mich auf eine asiatische Religion einlasse, muss ich sie erst mal verstehen lernen. Meine ersten Bücher waren übersetze Bücher von Thailändischen Mönchen und Nonnen. Damals gab es nur eine Nonne die hier in Deutschland praktizierte und das war Ayya Kehma. Sie brachte den Buddhismus aus Asien nach Deutschland und machte ihn Populär. Nur leider sind deutsche Menschen nicht gerade für ihre Geduld bekannt. Es wurde von Anfang an gemischt, dort etwas vom Buddhismus, da ein wenig Esoterik und hier ein wenig aus der Bibel. Und schon entstand eine Mischreligion die mit der ursprünglichen Buddhistischen Form nichts zu tun hatte. Und weil es einfacher ist, bestehende Elemente mit fremden zu vereinen wurde diese Form des westlichen Buddhismus weiter getragen. Immer mehr deutsche fanden hier ihren Weg zu lehren und zu lernen.
Mittlerweile sind wir vollgepackt mit Halbwissen, das den Westler zufriedenstellt. In der Sangha Berlin steht die Hölle immer noch im Vordergrund und im Diamantweg finden wir rechtspopulistische Einflüsse.

In anderen Sanghas werden esoterische Symbole verarbeitete und dann gibt es noch genug Richtungen die Christentum, Psychologie oder Philosophie miteinfliessen lassen.

Vom Ursprung ist hier kaum noch was wahrzunehmen. Buddhismus wurde zur In-Religion.
Im Laufe der letzten 25 Jahre sind mir viele Menschen begegnet die von sich behaupteten Buddhisten zu sein, die sich rühmten bei bestimmten Lehrern gewesen zu sein und dort ein Seminar nach dem anderen gemacht haben.
Der Name der Lehrer und die Auszeichnung eines Seminars war wichtig. Ohne Nachweis bist du hier in Deutschland nichts.

Ich hab das immer abgelehnt. Diese extreme Form von Lehrer- (Ego)zentrierung hat für mich Narzistische Züge.

Der Westler braucht Noten und Bewertung. Dieses "Ich habe bestanden" hat für viele die Wirkung, dass sie glauben den Buddhismus wirklich verstanden zu haben.
Ich hatte eine Weile privaten Kontakt zu einer Lehrerin und somit bekam ich auch einen Blick "hinter die Bühne" ihrer Seminare. Was mir als erstes auffiel war das Auslassen von Mitgefühl. Wer ihr Seminar nicht bezahlen konnte hatte Pech. Es gab keinen Sozial Fond für Menschen mit einem geringen Verdienst.

Das bedeutete ihre Seminare richteten sich an Gutverdiener. Als Erklärung  sagte sie, man bräuchte schon eine gewisse Intelligenz um bei ihren Seminaren mitzukommen.

Und sie war nicht die Einzige die diesen Weg einschlug. Buddhismus wurde zum Kassenschlager. Die Menschen suchten nach Antworten und sie bezahlten dementsprechend.

Ich habe mich gegen diesen Weg entschieden. Und heute nach gut 25 Jahren merke ich, wie wenig "mein Buddhismus"  mit dem hier im Westen praktizierenden zu tun hat.
Ich fühle mich nicht wie ein Westler, sondern eher wie ein Asiate. Die Form in der ich lerne richtet sich nach meinem Alltag, dem Erleben und Erlebten. Ich habe Buddhismus voll integriert - aber ich frage mich auch, ob das überhaupt noch Buddhismus ist. 

Schon längere frage ich mich, ob ich mich noch Buddhistin nennen möchte.
Ob ich den Begriff überhaupt noch brauche.
Oder ob ich mich daraus entfernt habe, von Begriffen und Zugehörigkeit zu einer Religion die es hier im Westen gar nicht gibt. 

Ich fühle mich als Buddhistin einsam, es ist ein steiniger Weg. Ich hätte gerne eine Gemeinschaft mit Menschen die ähnlich denken und fühlen. Aber gleichzeitig weiß ich, ich werde das hier in Deutschland nicht finden. Ich bin am Ende meines Weges angekommen.
Nun stellt sich die Frage, was ich damit mache. 

Ich habe mich immer dagegen gewehrt als Lehrerin betrachtet zu werden, ich wollte eine Begegnung auf gleicher Höhe. Einen weiblichen Patriarchat lehne ich ab. Ich will keine Lehrerin sein, zu der ein Schüler hochblickt, die er nicht hinterfragen darf, dessen Beziehung auf Distanz beruht.

Ich habe auch eine Blockade für Geld zu lehren. Ich bin der Meinung das es möglich sein darf, eine Lehre zu verstehen ohne das man dafür etwas bezahlen muss.
Vielleicht ist das eine der Gründe warum ich diesen Block geschrieben habe, statt Bücher oder Seminare zu geben.

Ich weiß ich könnte eine Menge mehr vermitteln, anhand von Lebensbeispielen. Aber wem ist damit gedient? In einer voll und ganz christlich geprägten Kultur ist der Buddhismus nur am Rande und alleine lebbar. Das was uns hier im Westen vermittelt wird, ist eine Integration und keine Lehre.

Ich glaube nicht, dass ich Schüler finden würde die sich darauf einlassen, eine Religion zu verstehen, anhand ihrer eigenen Geschichte. Die Leid als etwas anerkennen, das unsere Welt braucht um sich zu entwickeln. Im Westlichen Buddhismus geht es in erster Linie darum Leid abzulehnen, aufzulösen, zu bekämpfen. Das ist der Punkt an dem jeder steht, der sich dem Buddhismus nähert. Er möchte gesunden, sein Leben verändern, Heil werden, fern von Negativität und Leid.

Dieses: Gesund werden ist ein Sog der Tür und Tor für Missbrauch öffnet. Menschen wollen nicht verstehen, warum ihre Erkrankung, warum ihr Leid für die eigene Entwicklung wichtig war, sie wollen es los werden. Und unsere hiesigen Lehrer versprechen Gesundung.
Auch wenn der Weg zum Buddhismus sehr leicht erscheint, in Wahrheit findet man sich wieder zwischen Esoterik und christlichen Religion, gepaart mit einigen Zitaten aus dem Palikanon.

Dort in einer geführten Meditation lernt man in 5 Minuten Tiefenentspannung, und wenn der Alltag über einem zusammenbricht weiß man, man hat seine Sangha und seinen Lehrer und der baut einen wieder auf - Kurzfristig.

Ich gebe offen zu, ich habe ein Problem damit. Ich finde der Westen wird dem Buddhismus nicht gerecht.

Aus dem Grund ist ein Lehren hier nahezu unmöglich. Ich wäre eine sehr kritische Lehrerin, die dem Schüler das Hinterfragen lehrt. Es wäre ein langer Prozess der frustrierend ist, wenn sich der Schüler ein schnelles Vorankommen wünscht.
Und dadurch das es hier um Schnelligkeit, um beständiges Fortkommen geht, ist ein schnelles Vorankommen das Non Plus Ultra.

Die Leute wollen keine 5 Jahre warten, bis sie begriffen haben wo ihre Probleme sind und wie sie selbst diese Probleme lösen können, sie wollen sofort Ergebnisse geliefert bekommen.
Eine Art Bibel in Taschenform, immer bereit Antworten zu liefern.

Ich kann das nicht geben.

Aus dem Grund frag ich mich oft, ob ich überhaupt noch Buddhistin bin. Ich fühle mich als hätte ich mich hinaus entwickelt. Ich fühle mich schon lange nicht mehr als Westler. Ich fühle mich frei von Grenzen, frei von Wörtern und Bezeichnungen.

Jetzt muss ich nur noch begreifen, was diese Freiheit bedeutet... Ich muss akzeptieren, dass es eine große Verantwortung ist frei zu sein.






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