Mantra Musik

Freitag, 23. Oktober 2015

Bedingungslos



"Magst du mich noch, wenn ich es behalte" fragte sie und sah mich mit großen Augen an. Es lag so viel Hoffnung darin und eine Spur Angst.
"Was ist wenn wir uns trennen, du weil du ohne Ich bist und ich weil ich ... nun  weil es zu mir gehört? Was ist wenn wir nicht mehr miteinander reden können? Was ist wenn du einfach gehst, weil du die Sonne  kennen gelernt hast und ich denke es ist der Sommer?
Was ist wenn..."
Ich unterbrach sie und berührte ihre Hand.
"Fühlst du das?"
Fragte ich sie, sie sah auf ihre Hand in meiner Hand. Ihre Hand drehte sich um und  legte sich auf meine und ihre Finger berührten meinen Handrücken. 
"Ja!"
Ich sah sie an, sie sah mich an. Es schienen Minuten zu vergehen, ihr Blick war so tief, saugte sich ein in meinen. Unsere Augen wurden zu EINS. Ich erkannte es, sie fühlte es. Wieder drehten sich unsere Hände, diesmal in Symbiose. Nun lagen sie ineinander. 
"Nur das zählt!" sagte ich.
"Das was ist. Deine Berührung, in meiner Berührung. Deine Hand in meiner Hand, unsere Hände, die ineinander liegen. Das ist es was wirklich zählt. Ob es nur eine Hand ist, die ich wahrnehme, oder zwei Hände die du wahr nimmst. Es spielt keine Rolle, wessen Wahrheit die richtige ist. Es ist das was ist."
"Aber was ist wenn sich das verändert?" fragte sie, diesmal lag Unsicherheit in ihrer Stimme und Trauer in ihrem Blick. Sie senkte die Augen.
"Was ist wenn sich das nur deshalb verändert, weil ich so dumm bin und du so klug. Was ist wenn ...?" 
Wieder unterbrach ich sie.
"Wer sagt dir das du dumm bist?"
Ihr Blick war immer noch gesenkt.  
"Naja ich und mein ich und mein ich und ich... " Sie lächelte dann sah sie mich an.
"Weißt ich will es fühlen, dieses total verrückte Gefühl. Ich will auch weinen und trauern, mitfiebern und überhaupt. Ich will darin versinken, an den Erinnerungen von uns beiden. Ich will es nicht verlieren. Und ich denke das ist ziemlich dumm oder?" 
Diesmal lächelte ich.
"Nein Liebes, es ist einfach das was ist. Das ist nicht dumm. Du bist Du, dabei spielt es keine Rolle ob da ein ICH ist oder nicht. Du wärst auch Du wenn da kein ICH wäre. Und wenn ich noch das ICH hätte, wäre es auch das was da ist."
"Du bist nicht dumm, das sind nur Gedanken, nur kleine dumme Gedanken..."
Nun lächelten wir beide. 
"Das was ist, es ist Liebe!"
Ich fühlte Tränen in meinen Augen.
Sie hatte es verstanden.
"Das was ist, ist Liebe!" sagte ich. Und diesmal war es ihr Blick der mit meinem verschmolz. 


... In den letzten Tagen fühlte ich die Unsicherheit meiner Partnerin, manchmal sah sie mich einfach nur an, ich fühlte ihren Blick und dann fragte ich sie ob alles ok ist und sie nickte nur. Ihr Blick war fragend, aber eine Frage stellte sie nur einmal und dann nie wieder: "Wirst du mich verlassen?".

Heute tat ich das, was ich schon vor einigen Jahren gemacht habe, als ich alleine mit meiner 5 Monate alten Tochter war. Brittas Mutterschutz war zuende und sie ging wieder arbeiten. Ich hatte mich so sehr auf diesen Tag gefreut, aber Shaya wollte die Flasche nicht nehmen und weinte furchtbar. Ich war nah am Durchdrehen, mein Baby hatte Hunger, mein Baby tat mir so unendlich leid, ich fühlte mich so hilflos, ich tat mir mir selbst leid, wie ich da saß mit der Flasche in der Hand und einem schreienden Säugling und dann entsinnte ich mich meiner Gabe. Ich bin eine Empathin. Ich legte mich zu ihr, meine Hand auf ihrem kleinen Bäuchlein, sie weinte so sehr und ich schloss die Augen und begab mich auf eine Reise in ihr Inneres.

Ich fühlte sie in mir, verband mich mit ihr. Und auf einmal verstand ich sie und so lagen wir beide eine Weile nebeneinander, weinend. Sie vermisste ihre Mama und das war so schmerzhaft, so unendlich schmerzhaft. Und ich konnte ihr das nicht geben, was sie vermisste. Und die Flasche erinnerte sie nur daran, wie sie sie Britta vermisste. Ihr Leid wurde zu meinem Leid. Ab diesen Tag wurde alles anders. Ich fing an die Muttermilch mit dem Löffel zu füttern und sie hörte auf zu weinen und Abends wenn Britta nachhause kam, lag sie voller Zufriedenheit an Brittas Brust.

Eben tat ich das gleiche mit meiner Frau, ich verband mich mit ihr. Ich fühlte ihre Unsicherheit, so wie sie später sagte: "Ihre Unzulänglichkeit". Sie fühlte sich mir nicht ebenbürtig, fand aber keinen Weg das zu ändern.

Ich erinnere mich, wir hatten am Anfang unserer Beziehung, schon einmal so eine Situation, damals sagte Britta: "Du läufst bist zur nächsten Kreuzung vor und ich schleich irgendwann hinterher. Kannst du auf mich warten?"

Damals lachte ich und sagte: "Ich warte eine Ewigkeit, wenn es sein muss!"

Wir zwei sind sehr verschieden, das waren wir schon immer. Britta ist beständig und kann sich an Situationen leichter anpassen. Ich bin die Jenige die immer nach der Freiheit suchte, ich musste Erfahrungen machen, mich einlassen, in brenzlige Situationen kommen um es zu fühlen. Es nachfühlen, einfühlen, hinein gehen um es zu verstehen. Nachdem ich es erfahren hatte, kuschelte ich mich in ihre Armen um das was ich erlebte zu verdauen. Sie gab mir die Sicherheit in ihrer ruhigen Beständigen Art. Sie hielt mich, sie lies mich sein.
Und ich erzählte ihr von den Abenteuern die ich erlebt habe. Und während ich erzählte lachten oder weinten wir beide.
Oft sagte sie, ich sei ihr Blick nach Außen, durch mich würde sie erst wissen was Leben ist.
Und ich sagte ihr: Durch sie würde ich heimkommen, erst wissen was Liebe ist.

Ich habe uns immer als absolutes Traumpaar gesehen und das tue ich immer noch. Bis zum Ende der Welt und wieder zurück, zu allen Planeten, bis zu den Monden, den Sonnen und wieder zurück zu ihr.. So leben und so lieben wir.

Diesmal war es wie damals bei meinem Töchterchen. Ich fühlte eine Distanz nahen. Die erste Woche nach einem Stromeintritt (Erkennen der ICH-Illusion), war alles um mich herum wie in Watte getaucht. Nach der zweiten Woche öffnete sich der Nebel und ich sah das Leben so wie es ist. Ich hatte kein Interesse irgendwas an dem was ist zu ändern (so geht es mir immer noch) aber ich empfing die Distanz die von anderen Menschen ausging deren ICH noch aktiv war. Während ich im ALL schwelgte, beschäftigten sich die Menschen auf der Erde mit allerlei Problemen. Wenn ich ehrlich bin, empfand ich manches als Peanuts. 
Um das irgendwie zu verdauen, hab ich mir  ernsthaft Erdnüsse gekauft und auch Mengen davon verdrückt. :D Tue ich immer noch.

Gestern Morgen wachte ich auf und stellte fest: Es muss sich was verändern. Wir Erwachten gehen erst mal davon aus, das andere uns folgen müssen. Oh wie wundervoll die Welt ist, wenn keiner mehr Leid empfindet. Das Leben wird leidlos Glückseelig einzigartig und wir schwimmen alle wie Teilchen im NICHs umher, Hand in Hand in einem orgasmischen EINSZUSTAND Yeah... nun ich schreibe es mal überspitzt. Ich habe nur das Beste gedacht, wie viele andere Erwachte ebenfalls. Etwas sichtbar machen, was schon immer sichtbar war - das unsichtbare NICHTS.

Mein Mentor der mich durchs unsichtbare Tor hindurch begleitete, gab mir auch sogleich die Aufgabe selbst Guide zu werden... ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht einmal sicher, ob ich dem gewachsen war. Immerhin war ich selbst Neuling. Aber er hatte Vertrauen in meine Fähigkeiten und so nahm ich die Aufgabe an. Ich fing vor einigen Tagen an einen jungen Mann zu betreuen.

Während der Betreuung kamen mir Zweifel an dem was ich tat.
Es lag nicht an dem jungen Mann, im Gegenteil, ich mag ihn sehr und die Arbeit mit ihm macht mir Freude. Aber ich hatte Zweifel daran, ob es richtig ist, Menschen SO durchs Gate zu begleiten.
Ich hinterfragte meine Motivation. Was ist es wirklich?
Ist es das Gefühl etwas großartiges vollbracht zu haben, noch jemand der es geschafft hat?
Oder ist es ein Gefühl von: "Alle müssen gleich sein"

Je mehr ich darüber nachdachte, desto größer wurden die Zweifel. Seit drei Tagen arbeite ich mit dem jungen Mann und seit drei Tagen merke ich wie Unfrei es ist. Unfrei deshalb weil ich nach bestimmten Vorgaben vorgehen muss. Irgendjemand hat das bestimmt - ich war es nicht.
Irgendjemand behauptete das nur durch eine Organisation namends LU (liberationunleashed) dieses Gate geöffnet werden kann -  ich war es nicht.
Es ist nicht meine Wahrheit und eigentlich auch nicht meine Art Menschen so "ganz zu machen".

Heute waren wir dann bei Brittas Eltern, die so ganz anders leben und denken als wir - in vielerlei Hinsicht leben wir in einer komplett anderen Parallelwelt. Heute hatten wir das Thema: "Unsere Tiere" in der Verbindung mit der Konfirmation des anderen Enkelkindes und beides lässt sich (meiner Meinung nach) absolut nicht vereinbaren. Der Unterschied zwischen ihnen und mir war heute mal wieder so riesig das ich inne halten musste - ich musste es mir genauer ansehen, wie es mir damit ging. Das kann ich nur wenn ich etwas Distanz gewinne. Ich gehe dann in die Beobachterposition und schalte meinen Rundumblick ein. Wer macht Distanz?

Mir wurde bewusst, das niemand es macht. Es war einfach da. Ein IST Zustand von SEIN.
Während ich blickte, fühlte ich auf einmal eine Allumfassende Liebe zu diesen Menschen. Da Brittas Papa große Schmerzen hatte, behandelte ich ihn mit Reiki und ich fühlte etwas das ich bislang nicht wahr genommen habe. Ich fühlte die Endlichkeit seines Lebens. Und meine Liebe zu ihnen wurde noch größer. Das sind die Menschen die meine geliebte Frau gezeugt haben, Opa und Oma meiner kleinen Tochter. Egal wie groß unsere Unterschiede sind, ich liebe sie.

Auf den Weg nachhause haben wir ein Lied von Sarah Conner gehört, sie ist nicht unbedingt meine Lieblingssängerin - eher das Gegenteil. Aber während ich das Lied hörte wurde mir auf einmal bewusst, wie unwichtig diese Unterschiede zwischen uns Menschen sind. Und wie vollkommen egal es ist, ob ich Erleuchtet, oder Erwacht bin. Es spielt absolut keine Rolle.

Sarah sang:
Auf der Suche,
nach der großen Freiheit,
nach Liebe, Schmerz und Wahrheit,
sorg dich nicht um mich.
Nein ich werd da sein,
immer für dich da sein,
wenn du mich vermisst,
such mich da wo Liebe ist. 
Wir halten fest, lassen los,
wolln nicht allein sein, suchen Trost,
ich bin die, die bei dir bleibt,
BEDINGUNGSLOS.

Und da wurde mir auf einmal alles klar. Es war als sei ich nochmals Erwacht.

Wir Guids reden von dem was ist, wir bringen anderen nahe, was ist. Das was ist. Das was wirklich ist. Aber haben wir es wirklich WIRKLICH verstanden?
Das was ist ist, dass was jeder einzelne darin wahr nimmt. Die Realität ob nun mit oder ohne ich, wird unwichtig, wenn wir nur das sehen was da ist. Es spielt keine Rolle ob die Menschen ihr ICH behalten wollen, ob sie neid oder wut, hass, oder liebe fühlen. Oder Gewalt anwenden.
Ab September - Bis heute nahm ich auch an, das es gut ist, das ICH als Illusion zu verstehen. Aber war es schlecht, es nicht zu verstehen?
War da wirklich eine Distanz zwischen mir Ich-Illusions-Erkennerin und den Ich Illusionisten?

Wo lag der Unterschied und da erkannte ich es.
Es gab keinen. SEIN ist SEIN.
Und EINS ist EINS. Egal ob man es erkennt oder nicht. Es spielt keine Rolle.

Ich kann die komplette Welt verändern, indem ich alle Menschen so nehme wie sie sind. Und dabei spielt es keinen Rolle wer sie sind, ob sie noch die Ich -Illusion haben oder nicht. Es ist vollkommen egal.  Weil ich sie bedingungslos liebe.

Als wir dann zuhause ankamen, verband ich mich mit Britta, so wie ich mich damals mit Shaya verbunden habe.  Ich verstand auf einmal wie Unsicher ich sie machte, weil ich einen Weg ging der so anders ist als der Weg den sie geht. Und das ich die Entscheidung habe, ob ich weiter diesen Weg gehe, vielleicht auch als Swami (wie mein Mentor mich liebevoll genannt hatte, nachdem ich das Tor durchschritten hatte), als Lehrerin, als Guide, oder einfach nur als ihre Geliebte, ihre Frau, ihre Freundin. Als eine Freundin eines Freundes/einer Freundin. Weiter als Schwiegertochter, als Mama. Mich verband mit allen und jeden ohne Bedingungen. Und dann schrieb ich den kleinen Dialog oben auf.

Nachdem ich fertig war, fing ich an zu weinen. Britta fragte mich irritiert warum ich weine. Ich sagte ihr das ich glücklich bin und sie es selbst lesen muss (ich konnte nicht lesen, weil ich schlurchzte und mir die Rotze aus der Nase lief). Und das tat sie auch.

Danach küsste sie meine Hand und wir sahen uns eine Weile nur an.
"Du bist komisch!" sagte sie und wir fingen beide an zu lachen.

"Ich möchte mein ICH behalten!" sagte sie ernst, während sie meine Hand hielt und ich sagte: "Ich weiß!"

Und dann sagte ich: "Es ist was es ist!"
Und sie sagte: "Das ist Liebe".

So einfach ist es. Danach gab sie mir einen Kuss, sagte mir wie sehr sie mich liebt und drei Minuten später war sie eingeschlafen.

Und so komisch es ist, ich weine immer noch....
Das erste mal seit dem mir bewusst wurde, dass meine Innies weg sind.
Und es ist das befreiendste Weinen das ich je gespürt habe. Ich lass einfach die Tränen rollen über ein lächelndes Gesicht während ich das hier schreibe.
Ich könnte die ganze Welt umarmen für diesen Moment.
An dem ich fühle

das ich bedingungslos liebe...

In diesem Sinne...

Namasté
eure Andarnil







1 Kommentar:

  1. Großartig geschrieben. Es ist auch für mich, die ich nicht Buddhistin bin ( auber auf Deinem Weg bestimmt ), bereichernd und macht mich nachdenklich. Und glücklich. Glücklich, dass es die Erkenntnisse gibt, die uns das ICH erleben und verstehen lassen. Glücklich, dass es immer die Liebe ist, die das tragende Element unseres Lebens bleibt.
    Egal, wer oder was wir sind.
    Als Liebende sind wir Eins. Auf Augenhöhe.
    Namaste´, liebe Jo.

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