Mantra Musik

Sonntag, 4. Oktober 2015

Erwartungen Teil 2 ...



Ein Freund hat mich inspiriert noch ein zweites Kapitel zum Thema Erwartungen zu schreiben. 

Ich habe gestern einen Post von ihm gelesen, darin ging es um ein Erlebnis das er hatte. Ganz banal ging er zum Bäcker, kaufte sich Brötchen und begrüßte die Leute im Laden mit einem Guten Morgen. Keiner Antwortete, also grüßte er noch einmal und einer grüßte zurück. Er fragte sich darauf hin, was mit den anderen los war, warum denn alle so gequält aussahen.

Er ist Buddhist und mir scheint manchmal unter den Buddhisten herrscht ein ungeschriebenes Gesetz, das man solche Fragen und Gedanken ablegen sollte, da sie einer Erwartungshaltung entspringen.

Jeder scheint sich damit inständig zu beschäftigen und alle sehen die Erwartungshaltung am Anderen, ohne ihre Eigene in Betracht zu ziehen, die alleine dadurch entsteht dass man den anderen den Tipp gibt, man solle keine Erwartung haben. Das hat mich dann doch gereizt etwas dazu zu schreiben. Denn genau das traf auch hier ein, viele haben den Kommentar hinterlassen: "Lege deine Erwartungen ab!"

Ich habe mir noch mal darüber Gedanken gemacht und bin zu einer anderern Erkenntnis gekommen. 

Jeder der kommentiert hat, hat selbst eine Erwartungshaltung an den Schreiber und an sich selbst, nämlich keine Erwartungen zu haben.
Die Vorstellung, im Kopf einen Schalter zu haben, der genau sagt, wann man keine Erwartungen haben darf, entspringt einer Illusion.

In dem Moment wenn ihr euren Gedanken auf ein NICHT TUN (nur keine Erwartungen haben!) konzentriert, werdet ihr auch nichts tun. Nicht lächeln, nicht zurück lächeln, kein Mitgefühl empfinden, euch distanzieren. Ihr legt euer Gehirn damit lahm - denn ihr werdet alles was ihr an Gefühlen habt kontrollieren, so lange bis nichts mehr davon da ist, denn alles könnte einer Erwartung entspringen. Diese Vorstellung funktioniert bei anderen hervorragend, aber nicht bei einem selbst. Denn jede Kontrolle ist gleichgesetzt mit einer eigenen Erwartungshaltung - die Kontrolle aufrecht zu erhalten. Was passiert ist nur logisch, wir beengen uns damit nur selbst. Der eigene Zaun setzt die Distanz zu anderen.

Tatsächlich erlebe ich viele (deutsche) Buddhisten distanziert, gerade was dieses Thema betrifft: Gefühle...
Zu viel an Emotionalität ist verpönt. Viele Menschen sind Kontrollfreaks, unabhängig welche Religion sie haben.

Erwartungen können Leben retten.
Diesen Spruch hab ich irgendwo gelesen und als gut befunden.
Oft wird der Begriff: Erwartung mit Hoffnung oder Wünschen verwechselt.

Ich habe gerade gegoogelt um die Unterschiede für mich noch mal bewusster zu machen und ich gebe zu, ich war faul, weil ich dachte, jemand kann es bestimmt besser erklären als ich. Und tatsächlich bin ich in einem Hilfeforum fündig geworden (leider anonym, aber egal, er hat es wundervoll erklärt), hier eine recht gute Erklärung.

"Wunsch:
Ein Wunsch bedeutet: Jemand möchte gerne etwas haben/bekommen bzw. möchte gerne, dass etwas geschieht/eintritt. In einem Wunsch steckt eine Empfindung/ein Gefühl. Ein Wunsch ist ein Ersehnen/Verlangen/Begehren und auch der Gegenstand des Ersehnens/Verlangens/Begehrens (das Ersehnte/Verlangte/Begehrte) wird als Wunsch bezeichnet. Wünschen ist eine eher schwache Form des Erstrebens, teilweise nur eine Vorstellung. Ein Wunsch kann sowohl als erfüllbar als auch als unerfüllbar gedacht sein. Ein Wunsch ist unabhängig davon vorhanden, wie Meinung über seine Verwirklichung ist, ob jemand annimmmt, er werde etwas bekommen, etwas werde geschehen. Er kann nur innerlich vorhanden sein (z. B. insgeheim) oder auch geäußert werden. Ein Wunsch kann - als Bitte bis Forderung (bei Nachdruck und einem Zusammenhang, der Ablehnung als nicht gut möglich, mit großen Schwierigkeiten verbunden erscheinen läßt) - an jemanden herangetragen werden. Wünsche können (oft in festen Formeln) als Glückwüsche/gute Wunsche für andere geäußert werden.
Erwartung:
Bei der Erwartung geht es um einen Zustand des Wartens auf etwas Zukünftiges. Jemand hat die Annahme/Vermutung, etwas werde geschehen/eintreten. Dabei kann das Zukünftige sowohl positiv (etwas Gutes, Angenehmes) als auch negativ sein (etwas Schlechtes, Unangenehmes).
Bezogen auf den Grad der Sicherheit können Bedeutungsunterschiede bestehen.
1) Erwartung drückt aus, daß jemand sehr sicher ist. Das Eintreten wird zumindest für sehr wahrscheinlich gehalten. Der Grad, inwieweit sich jemand sicher ist, ist im Vergleich zu einer bloßen Hoffnung gesteigert. Es gibt beispielsweise auch feste Erwartungen, wie sich jemand verhält.
2 Erwartung ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Annahme/Vermutung, etwas werde geschehen/eintreten, aber nur mit der größeren Wahrscheinlichkeit. Jemand rechnet eher damit als mit dem Gegenteil, daß es nicht geschieht/eintritt. 
Hoffnung:
Hoffnung ist eine (mehr oder weniger große/starke) Zuversicht, etwas, das als positiv beurteilt/empfunden wird, werde geschehen/eintreten. Sie ist (in Bezug auf Erwartung als allgemeine Bezeichnung für eine Annahme/Vermutung) eine gehegte Erwartung die durch Optimismus gekennzeichnet ist. 
Unterschiede:
Wünsche sind etwas, das ersehnt wird. Das Ersehnen/Verlagen ist etwas, das unabhängig von irgendwelchen Meinungen über den Grad der Wahrscheinlichkeit, jemand werde etwas bekommen, etwas werde geschehen/eintreten, besteht. Erwartungen und Hoffnungen sind Zustände des Vorausschauens in die Zukunft. Erwartung kann bei einer bestimmten Bedeutung einen höheren Grad der Sicherheit über das Eintreten des Zukünftigen bezeichnen. Hoffnung kann aber bei einer bestimmten anderen Bedeutung von Erwartung eine Unterart von Erwartung sein (die entgegengesetzte Unterart ist dann Befürchtung). Erwartung kann sich auf alles Zukünftige beziehen. Hoffnung nur auf Zukünftiges, das als positiv beurteilt/empfunden wird. Hoffnung richtet sich also auf etwas, das erwünscht ist. Hoffnung kann nur mit Optimismus in Bezug auf den Gegenstand der Hoffnung verbunden sein. Erwartung ist demgegenüber neutraler, kann sowohl mit Optimismus als auch mit Pessimismus verbunden sein, sich sowohl auf Erwünschtes als auch auf nicht Erwünschtes bzw. sogar Unerwünschtes beziehen."

Danke an den Schreiberling.

Warum ergibt sich aus einer Erwartung  ein Problem, oder anders, warum verknüpfen Menschen mit Erwartungen Leid?

Der Buddhismus sagt: Erwartungen sind an Leid gebunden. Das trifft insoweit zu, solange der Erwartende mit seiner Erwartung Erwartungen des Glücks verbindet.

Er also vorraussetzt, das dass was passieren wird, Glücksgefühle in ihm entfacht und Enttäuscht wird, wenn dem nicht so ist.

Das heißt aber nicht unbedingt das dem auch so ist.
Erwartungen können auch Wünsche beinhalten, oder Hoffnungen. All das sind auch abgeschwächte Formen von dem großen Wort Erwartung.
Ein Wunsch kann genauso gut Neutral sein: "Guten Morgen" "Guten Abend" " Auf Wiedersehen" - diese Höfflichkeitsfloskeln können sowohl Neutral (Höfflichkeit) als auch mit Erwartungen verknüpft werden. Es kommt hier darauf an, was der Jenige fühlt, der diese Wünsche geäussert hat. Und was er fühlt, können nur Leute erfahren, die ihn fragen.
Nur tun das die wenigsten, die meisten Menschen interpretieren.

So auch die Kommentatoren zu dem Text meines Freundes. Sie haben fast ausnahmslos seine Worte so interpretiert, als hätte er eine Erwartung gehegt mit seinem Guten Morgen.
Ich sah das komplett anders, ich sah darin einen positiven Wunsch nach Zufriedenheit, ein "Guten Morgen" das bei einem anderen ein Lächeln entlockt.
Und eine Gefühlsäusserung, ein Gedanke, ein Hinterfragen weil sein Lächeln und seine Freundlichkeit nicht erwidert wurde. Mein Freund ist nun deswegen nicht in Leid zusammengebrochen, auch wurde er nicht schwer enttäuscht, alles was diese Begegnung hinterlassen hat, war ein Nachdenken und diese Gedanken hat er auf seiner Chronik gepostet.
Was daraus entstanden ist, ist eine Diskussion über Erwartungen.

Wir Menschen machen es uns manchmal sehr schwer, wir vermuten hinter Worten ganze Welten mit denen wir uns im Inneren beschäftigen. Wir denken das was wir lesen, muss an diesen Welten andocken, das spricht uns an und dann knüpfen wir Verbindungen von dem was wir lesen, mit unseren Themen.

Zur Zeit beschäftigen sich sehr viele Menschen mit dem Thema Erwartungen. In jeder Gruppe in der ich bin, lese ich darüber, ganz egal um was es sich Thematisch handelt, irgendwann kommt der Spruch: "du kannst nicht erwarten...." oder: "Leg deine Erwartungen ab... "

Es ist als wäre das das große Geheimnis, das uns verbindet, die Erwartungen die wir selbst haben, in Verbindung mit den Erwartungen anderer.
Oder anders: Was ergibt 0+0 ?

NICHTS.
Oder:
In den Erwartungen anderer erleben wir die Erwartungen von uns selbst.

Wir wollen bei allem was wir tun nur eines, uns anbinden an den Anderen. Und die anderen Erwartungen sind nur Spiegel zu unseren eigenen.
Wenn wir aufhören uns über das zu unterhalten, was uns entzweit, kommen wir vielleicht wieder an den Punkt, uns über das zu unterhalten, was uns verbindet.
Zur Zeit ist das Thema der Distanz und der Grenzen in uns sehr aktiv, wir erleben es überall. Die Welt baut neue Grenzen.
Wir sind die Welt....

Eine Frau meinte: "Ich hätte dir auch nicht geantwortet, weil du Erwartungen hast..."

Vielleicht war genau das der Grund warum die Leute in den Bäckerladen so verkniffen waren...

:)

Lasst uns doch endlich mal die Grenzen niederreißen, statt immer höhere zu bauen. Und hört auf hinter jedem Satz und jeder Frage eine Erwartung zu vermuten, statt dessen öffnet euch dem der fragt und vielleicht erlebt ihr ein großes Wunder der Gemeinsamkeit.
Jedes Gefühl ist erst einmal nur ein Gefühl, kein Wunsch und auch keine Erwartung an andere. Es ist ein Gefühl das in uns entstanden ist und das uns lehrt zu hinterfragen, uns selbst und die Welt.

Alles was wir aus dem Gefühl eines anderen machen, ist eine Wertung und da wir nicht wissen, ob diese Wertung seiner Wahrheit entspricht, entspringt diese Wertung einer Illusion in uns selbst.

Ich endete meine Ausführung als Kommentar unter dem Text meines Freundes mit folgenden Worten:

"Erwartungen sind also nichts dramatisches, man muss nur wissen, wie man damit umgeht."


In diesem Sinne..
Tragt eure Liebe in Worten und Taten hinaus in die Welt, egal was ein anderer damit macht!
Lasst euch nicht entmutigen von einem mürrischen Gesicht...
Und:
..Solange es niemanden weh tut, habt weiterhin Wünsche und Hoffnungen an das Leben, denn wie schon Václav Havel sagte: Alles hat seinen Sinn, egal wie es ausgeht!

Euch alles Liebe

Namasté
Eure Andarnil

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen