Tagebuch 10.10.15
Es gibt vieles in mir, das hier im Blog wenn überhaupt dann nur kurz angeschnitten wird. Hier erfahrt ihr nun wer die Blogschreiberin überhaupt ist.
Ich habe mir im Laufe meines Lebens eigene Schubladen erstellt oder übernommen, um mein Sein für mich und meine Umwelt erklärbar zu machen. Ich war lange eine Multiple Persönlichkeit und ich bin eine Asperger Autistin. Ich bin noch vieles mehr. Aber diese zwei Bereiche meines Seins sind sehr dominierend in meinem Leben.
Dies ist eine meiner Schubladen: Jo die Asperger Autistin
Der verlinkte Blogeintrag hat es ziemlich auf dem Punkt gebracht, worin die Probleme zwischen Asperger Autisten und nicht Autisten liegen:
https://blog.marco-zehe.de/?s=Asperger
Das besondere (nervige) in der Kommunikation zwischen Aspies und NTs (nicht Autisten) liegt daran, das man oft aneinander vorbei redet. Das zeigt sich daran, das NTs zum Bespiel gerne zwischen den Zeilen schreiben oder Aussagen treffen die nicht direkt genug formuliert sind. Mit ironischen oder sarkastischen Untertönen gespickt sind oder gar Floskeln enthalten. Nicht ernstgemeinte Fragen, Vorwürfe in "Man" Form (man tut so was nicht. Man sagt so was nicht...), nicht ausgesprochene Erwartungen usw. Aber auch direkte Formulierungen die eine Erwartung enthalten, können zu Missverständnissen führen: "Du solltest das tun" ist für einen Asperger gleichzusetzen mit: "Tu das!" Allein das kann dazu führen, das er sich zurück zieht, weil er überfordert ist oder in Erklärungsnot gerät und das kann dauern... wenn ich einmal versuche mich zu erklären, kann es sein, das ich es kurze Zeit wieder tue und dann noch mal. Nicht weil ich nerven will, sondern weil ich das Gefühl habe es kommt nicht an. Meine Frau sagt immer: "Du musst doch nicht in der Steinzeit anfangen" doch genau das muss ich. Das ist das Problem, für NTs ist es einfach etwas zu erklären, sie schließen danach damit ab und folgen weiteren Entwicklungen. Ich muss quasi noch mal von vorne anfangen um den Entwicklungen zu folgen. Ähnlich wie ein Kind das rechnen lernt, wird es immer wieder bei 1 anfangen um herauszufinden was nach der 4 kommt.
Wenn ich also in der Vergangenheit ellenlange Texte zu den gleichen Themen geschrieben habe (was ich immer noch tue :) ) dann liegt das daran, das ich meine eigene Entwicklung anhand dieser Texte dokumentiere. Wenn ich hin und wieder so eine Art Statement abgebe über unterschiedliche Sichtweisen, dann liegt das daran, das ich glaube das mein Gegenüber das nicht verstanden hat... also wiederhole ich es in gewissen Abständen, immer dann wenn ich damit konfrontiert werde, das er es nicht versteht. (Meine Facebook Gruppen die ich als Admin betreue, haben das bestimmt schon etliche Male mitverfolgen können ;) )
Im Laufe meiner Internet Zeit habe ich auf diese Art und Weise mit Sicherheit einige Leute vergrault die mir sehr lieb waren, aber von denen ich mich absolut nicht verstanden gefühlt habe.
Die Unterschiede in der Kommunikation zwischen Aspies (Asperger Autisten) und NTs (Nicht Autisten) führen oft dazu das sich beide wieder trennen. Es scheint im ersten Moment keine Möglichkeit zu geben sich anzunähern, weil weder der eine weiß wie er damit umgehen soll, noch der andere.
Aus dem Grund dieser wiedermal Ellenlange Bogbeitrag mit der Erklärung wie man am Besten mit mir (ich will mich hier nicht erdreisten zu sagen, bei anderen Aspies könnte das auch funktionieren. Kein Aspie gleicht den anderen...) Kommunizieren kann. Wenn ich etwas nicht will, weil ich es nicht will, oder weil ich der Meinung bin, das es noch keine Zeit dafür gibt in mir oder weil ich es nicht verstehe, keinen Bezug dazu finde, oder ganz einfach eine andere Meinung vertrete. Dann hat das absolut keinen Sinn, mich überzeugen zu wollen. Irgendwann mach ich dicht und ziehe mich zurück - nachdem ich versucht habe mich ellenlang zu erklären. Das hat nichts damit zu tun, das ich "Feige" oder "Trotzig" oder "Dumm" bin, sondern einfach nur damit, dass ich der Erwartung anderer an mich nicht folgen kann. Man kann davon ausgehen, das ich immer das sage und schreibe was ich denke. Ein NEIN heißt ein NEIN und nicht ein Vielleicht. Wenn ich Vielleicht sage, heißt das, dass ich darüber nachdenken möchte und die Situation für mich noch nicht klar ist. Manchmal greife ich zu Notlösungen und versuche dem Gespräch aus dem Weg zu gehen, indem ich klar sage: "ich weiß nicht ob es das Richtige für mich ist" Das heißt dann im Klartext: Ich weiß es nicht. Ich mach mir darüber Gedanken. Ich halte mich daran fest, dass ich es wissen würde, wenn es so wäre. Also brauch ich noch Zeit.
Übrigens die Frage "Was ist los" oder die Antwort: "Nichts ist los" (oben im verlinkten Blog erklärt) hat mich dazu gebracht heute darüber zu schreiben, denn das ist wirklich für mich ganz typisch. Wenn man mich fragt: "Was ist los? dann denke ich der jenige will wirklich noch mal alles hören, was ich davor gesagt habe. Ich habe dann das Gefühl er hat mich nicht verstanden. Bei der Antwort: "Ist schon ok!" denke ich automatisch, der andere ist gerade sauer auf mich... und dann reagiere ich entweder mit Erklärungen oder mit Flucht ;)
Mir ist bewusst, das Asperger nicht einfach zu händeln sind und es gibt Momente da wundere ich mich das meine Freundesliste auf Facebook immer noch so voll ist und wenn ich es zulassen würde weiter wächst. Und ich wundere mich erst recht das meine Freunde noch nicht die Flucht ergriffen haben - hier mal ein dickes Danke an meine Familie, an Marie, Sonja und Anna - dicke Umarmung. Und den Rest meiner Freunde die hier nicht mitlesen.
Normalerweise ist das eher so, das ich in der direkten Kommunikation mit Menschen eher auf Distanz gehe, als über Internet. Die schriftliche Kommunikation fällt mir leichter, Missverständnisse geschehen jedoch schneller und eine Aufklärung ist oft nicht einfach möglich Ein direkter Umgang mit mir ist oft einfacher.
Ich kann besser einschätzen wie mein Gegenüber drauf ist. Lächelt er, kommt Zufriedenheit bei mir an. Lächelt er nicht, ist es erst mal Neutral. Ich selbst habe mir angewöhnt viel zu lächeln. Das ist mein "Alltagsgesicht", es gibt ein: "Ich bin Sauer Gesicht" ein: "Ich bin Traurig Gesicht" und ein: "Lass mich in Ruhe Gesicht". Je nach Stimmung hole ich diese Gesichter hervor um den anderen auch mit wenigen Worten mitzuteilen wie es mir geht. Das diese Gesichter manchmal in Windeseile wechseln verwirrt manchmal. Dann hab ich vorher furchtbar geweint, aber dann ist das für mich geklärt und die Tränen sind noch nicht getrocknet während mein Alltagsgesicht erscheint. Wenn man mich dann fragt, wie es mir geht. Sag ich gut. Und der andere ist total verwirrt. Mein Ausbruch ist genauso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht ist. Ich bin ein emotionaler Asperger Autist, das heißt ich reagiere für nicht Autisten manchmal überzogen/übertrieben auf ein Thema. Ein Emotionaler Ausbruch kommt schnell bei mir, ich registriere ihn und arbeite damit auf meine Weise indem ich ihn aufschreibe, wenn es ein vorhergehendes Thema dazu gibt, schreibe ich es auf Facebook, wenn nicht, schreibe ich es auf hier in den Blog (der als mein Tagebuch dient). Das ist meine Art diese Gefühl zu verarbeiten. Währenddessen ich es aufschreibe, verarbeite ich es normalerweise auch. Da das Zeitverzögert auf Facebook und Blog erscheint, kann es gut möglich sein, das der Leser eine komplett andere Jo in den Kommentaren mitbekommt als das was sie vorher geschrieben hat. Weil sich meine Ausgangsstimmung auch schon wieder verändert hat.
Wut hält nie lange an und Nachtragend bin ich nicht.
Das heißt jeder Streit kann bei mir mit einem Lächeln wieder enden. Oder mit einem herzhaften Lachen. Das ist das schön(st)e in meiner Partnerschaft, wir lachen oft nach einem Streit.
Wenn ihr also mal einen wütenden Artikel von mir lest, dann heißt das nur das ich eine heftige Gefühlsregung im Moment am verarbeiten bin oder bereits verarbeitet habe.
Wenn ich an meine Überforderungs Grenze komme, fühlt es sich an als würde ich durchdrehen. Dann brauche ich absoluten Abstand. Ich ziehe mich dann aus allem zurück nach innen. Ich bin dann nicht ansprechbar und erst recht nicht abrufbar. Meine Frau kennt das schon und doch versucht sie mich aus meinem Schneckenhaus rauszuholen, um mich zu motivieren. Manchmal gelingt es ihr, aber ich würde mal sagen andere Menschen haben keine Chance. Ich bin dann erst mal weg. Aussern tut sich das, indem ich weder ans Telefon gehe, noch ans Handy. Indem ich kaum noch schreibe und aufhöre zu reden. Meine Gedanken drehen sich dann im Kreis und ich muss für mich einen Weg daraus finden, das kann ich nicht wenn ich auch noch mit anderen Dingen konfrontiert werde. Als Kind hatte ich Phasen da war ich Wochenlang in mir verschwunden. Mittlerweile dauert es nie länger als 1 Tage bis ich im inneren meine Gedanken sortiert und zu einer Lösung gekommen bin. Ich denke analytisch Lösungsorientiert, aber ich kann nicht Zukunftsorientiert denken. Wenn ich ein Problem habe, dann brauche ich jetzt eine Lösung und nicht erst in 5 Tagen. Ganz besonders kompliziert wird es, wenn ich eine Nachricht erhalte das ein Problem in nächster Zukunft auf uns zu kommt. Da es "nächste Zukunft" für mich nicht gibt, ist das Problem jetzt in diesem Moment präsent - durch die Nachricht. Dann versuche ich JEZT schon Dinge zu lösen, die nicht da sind und das Überfordert mich. Weil es mich vor ein Paradoxum stellt. Damit kann ich schwer umgehen.
Ich würde mich selbst als umgänglicher und offener Mensch bezeichnen, aber meine zwei Problemzonen: Asperger und Multi stellen für mich wie für viele Menschen aus meinem Freundeskreis manchmal eine Kluft dar, die nicht einfach zu überbrücken ist.
Mein Blogeintrag soll einfach eine Art Erklärung oder Stütze dafür sein, das ich manchmal nicht so handeln/schreiben/kommunizieren kann wie andere es von mir erwarten.
Entgegen der Meinung das Asperger Kontaktscheu sind, trifft das bei mir nicht zu. Aber oft beschränkt sich der Kontakt nur auf Facebook- PN oder Kommentare oder Whats App. Ich telefoniere absolut ungerne. Auch bin ich sehr wohl in der Lage Emphatie zu fühlen. Ich fühle Trauer anderer Lebewesen sehr intensiv. Wut macht mir Angst und ich reagiere mit Flucht. Glück ist für mich ein wundervolles Gefühl und ich freue mich sehr gerne mit anderen Menschen.
Was ich nicht verstehe:
wenn ich zum Beispiel lese ein Schauspieler ist gestorben und tausend Menschen trauern um ihn, kann ich an dieses Gefühl der Trauer nicht andocken. Wenn ich aber eine Dokumentation sehe, bei dem ein Hund leidet und stirbt, fange ich an zu weinen, weil es mich so sehr berührt. Letztens hat jemand auf Facebook ein Video gepostet über einen flüchtenden Vater der mit seinem Kind auf dem Arm gefallen ist, das hat mich so dermaßen aufgewühlt, dass ich Facebook eine Weile verlassen musste. Warum ich bei dem einen mitfühle und bei dem anderen nicht, kann ich euch nicht erklären.
Ein Treffen mit mir ist nur dann möglich, wenn ich mich im inneren so gut fühle, dass ich die Nähe zu anderen Menschen positiv empfinde. Es passiert also öfter mal, dass ich ein Treffen organisiere und kurzfristig wieder absage, weil ich keine Nähe ertragen kann. Das hat nichts mit dem Menschen zu tun, der sich mit mir treffen will. Sondern es hat nur mit mir zu tun. Entweder ich bin gerade mit einem Thema so sehr beschäftigt, das ich mich auf die Nähe zu einem anderen Menschen nicht einlassen kann, oder mir geht es nicht gut und ich muss damit erst einmal selbst zurecht kommen. Für andere Menschen ist das nicht einfach. Früher habe ich Ausreden gefunden, ich habe gelogen um den anderen nicht zu verletzen. Mittlerweile sage ich offen warum ich absagen muss. Nur wird das oft entweder falsch verstanden oder auf sich bezogen, so oder so, das ist ein schwieriges Kapitel.
Als ich einmal sehr krank war, rief mich eine FB Freundin an und sagte, sie würde vorbei kommen und mich versorgen. Ich geriet total in Panik und habe auch so reagiert. Was mit Sicherheit erst mal verletzend war. Ich verstehe die Motivation dahinter und ich finde sie sehr liebevoll. Aber ich kann dem nicht gerecht werden und ich kann leider nicht anders reagieren als mit Flucht und mit Panik. Ich reagiere weil ich Überfordert bin. Wenn ich Krank bin, bin ich nicht im Stande andere Kontakte als die meiner Frau und meiner Tochter an mich heran zu lassen. Bei Krankheit verziehe ich mich nach innen, da bin ich für meine Mitmenschen so gut wie nicht erreichbar. Ich tendiere dazu dann nur noch schriftlich zu kommunizieren, was nicht einfach ist, wenn man ein Kind um sich hat und eine Frau die nicht Asperger ist.
Mein Geburtstag ist auch ein Thema das jedes Jahr aufs Neue für Verwirrungen sorgt. In meinem Multiplen System gibt es Kinder die gerne feiern. Es gibt Personen die Feiern allgemein eher Neutral betrachten und dann gibt es mich, die bei Feierlichkeiten absolut Überfordert ist.
So kann es vorkommen, das wir (Multi System) Leute zum Geburtstag einladen und dann kurz vorher wieder ausladen. Richtig gute Freunde zucken mittlerweile nur noch die Schulter weil sie auf die Ausladung schon vorbereitet sind. Meine Frau nimmt das Ganze mit Humor, für mich ist es jedesmal Stressig.
Ich tendiere bei einem direkten Kontakt - zum Beispiel bei einem Treffen dazu zwischendurch rauszurennen, zu wippen, zu zappeln, in eine andere Richtung zu schauen (möglichst nicht in die Augen, oft auf den Boden) oder den anderen mit Fragen zu bombardieren. Musik im Hintergrund überfordert mich. Viele Menschen in einem Raum hinterlassen in mir ein Gefühl von einem Wirrwarr im Kopf. Wenn ich mit anderen Menschen unterwegs bin, tendiere ich dazu mir einen Menschen auszusuchen an dem ich klebe wie Kaugummi und wenn dieser Mensch sich von mir entfernt, bekomme ich Panik. Wenn ich zum Beispiel einkaufen gehe und meine Frau verschwindet hinter dem nächsten Regal ist das für mich als wäre sie wirklich weg. Meine Reaktion darauf ist mit Panik verbunden. Zuerst rufe ich nach ihr (und mir ist egal wie das auf andere wirkt), wenn sie nicht reagiert, schreie ich nach ihr. Und dann kann es vorkommen das ich wie wild durch die Gänge renne um sie zu finden. Früher war das noch schlimmer als heute. Mittlerweile habe ich meine Panik im Blick, ich analysiere dann bevor ich durch die Gänge renne und meistens ist es meine Tochter die im Vorfeld auf mich zugerannt kommt und mir erzählt wo ihre Mama ist.
Ich bin kein Spaßiger Mensch, Witze verstehe ich genauso wenig wie Ironie oder Sarkasmus. Ich interpretiere beides als Negativ. Ich lache gerne, vorallem über mich selbst. Oberflächlichkeit langweilt mich, was dazu führt das ich dem aus dem Weg gehe, indem ich mich aus dem Gespräch ausklinke oder den Raum verlasse. Bei mir muss Spaß mit Freude und einem Grund zur Freude verknüpft sein und somit einen Sinn ergeben.
Früher war Körperkontakt etwas das ich absolut abgelehnt habe. Heute umarme ich sehr gerne, kurz - längere Umarmungen finde ich unangenehm, wenn sie nicht von mir ausgehen. Aber es gibt Bereiche da ist eine Berührung für mich sehr unangenehm. Ich mag keinen Händedruck (Handgeben zur Begrüßung furchtbar!). Eine leichte Berührung ist unangenehmer als eine feste Berührung. Am Kopf mag ich nicht berührt werden. Mein Oberkopf, Hals und Nacken sind absolut Tabu - sogar für meine Tochter. Solche Berührungen können bei mir Faschbacks auslösen (Mein Nahtodeserlebnis in meiner Kindheit). Meine Frau ist die einzige die mich am Nacken berühren darf, auch für sie ist mein Hals Tabu. Jede Schilddrüsenuntersuchung ist für mich eine Qual und ich kämpfe gegen meine Panik an.
Panik ist ein Thema in meinem Leben. Ich gerate relativ schnell in Panik und genauso schnell ist die Panik wieder weg. Ich werde schnell traurig und genauso schnell ist die Traurigkeit weg. Es kann sein, das ich den ganzen Tag Glücklich bin, weil mir eine Schnecke begegnet ist. Und ich kann an diesem Glück wieder anknüpfen, auch wenn ich zwischendurch andere Gefühlsregungen hatte die ich zwischendurch auch ausgelebt habe.
Ich habe hin und wieder eine geschwächte Form der manischen Phase (Hypomanie) - meine "Wolkaholic Phase". Da bin ich vollkommen mit einer Sache oder einem Thema beschäftigt. Ein Thema das mich vollkommen einnimmt. Dieses Thema kau ich dann in allen Einzelheiten durch, bis ich es vollkommen von allen Seiten durchleuchtet - analysiert habe. Ich kann mich Tagelang mit diesem Thema beschäftigen, dabei vergesse ich Essen und Trinken und Schlaf. Ich mache das nötigste, aber ich bin gedanklich bei diesem Thema. Oft vernachlässige ich mich und meine Umgebung dann. Ich rassiere meinen Kopf nicht, lauf den ganzen Tag im Schlafanzug herum und sehe aus wie ein verwirrter Proffessor, vergesse Termine oder andere Dinge. Es kann sein, das ich um 3 Uhr morgens das erste mal an diesem Thema sitze und um 20 Uhr erst wieder aufgeweckt werde, weil Britta mich zum Essen ruft - was in der Zwischenzeit alles passiert ist, kann ich nicht sagen, da ich disoziert habe und in mir war, auch wenn ich zwischendurch Antwort gegeben habe, oder meine Tochter geweckt, ihr am Anziehen oder Vorbereiten geholfen habe, ihr Schulbrote geschmiert habe mit ihr gescherzt habe, sie verabschiedet habe. Mit meiner Frau telefoniert habe - all das ist gleich danach wieder verschwunden. Hier arbeiten Mulitsein und Asperger eng zusammen. Während der Asperger in mir beschäftigt ist, übernehmen andere Persönlichkeiten im Außen den Alltag, damit der normale Ablauf nicht gestört wird. Da wir aber in dieser Zeit im Inneren keinen Kontakt haben (weil der Asperger in mir nicht erreichbar ist), können wir auch nicht kommunizieren und daher werden diese Abläufe auch nicht im Gedächtnis gespeichert.
Wenn meine Frau oder meine Tochter mich in diesen Phasen was fragt antwortet eine andere Person in mir. Wenn meine Frau mich dann nach meiner manischen Phase auf dieses Gespräch aufmerksam macht, habe ich keine Ahnung wovon sie spricht. Für mich hat ein solches Gespräch nie statt gefunden. - Sehr schwierig! Das unsere Partnerschaft totzdem so harmonisch und liebevoll ist, ist für mich ein Wunder. Ich weiß das andere Menschen nicht diese Geduld hätten die meine Frau hat...
Solche Phasen sind stressig für meinen Körper und nach solchen Phasen fühle ich eine tiefe körperliche (leider nicht geistige) Erschöpfung.
Solche Phasen sind nicht einfach für meine Mitmenschen, weil ich in dieser Zeit nicht richtig funktioniere. Ich habe eine Art Schutzmechanismus der mich zum Beispiel sofort bei "Gefahr" aus dieser Phase aufweckt (dieses Aufwecken geht in das Langzeitgedächtnis ein). Wenn meine Tochter zum Beispiel weint oder schreit, oder ein Tier schreit, meine Frau weint oder laut genug ruft. Wenn man mich berührt oder am Arm schüttelt. Dann kümmere ich mich sofort und wenn alles wieder gut ist, kann es sein das ich wieder eintauche in das Thema. Aber oft kommt es auch dazu, dass ich dann draußen bin aus dem Thema und erst mal eine längere Pause mache.
Ich nehme keine Medikamente ein, bin aber in Therapeutischer Behandlung um besser mit beidem in mir klar zu kommen.
Diese Manischen Phasen haben mir geholfen unterschiedliche Themenbereiche zu verstehen, so war ich manisch, als ich Psychologie und Kunst studiert habe. Ich arbeite dann auch eng mit der Malerin und der Schreiberin zusammen (beide gehören zu unserem Multiplen System und sind Autisten), heißt während ich mich mit einem Thema geistig beschäftige übernehmen beide die Funktion im Außen. Die Schreiberin schreibt, während ich analysiere, die Malerin malt, während ich bestimmte Techniken durch gehe. Oft mache ich alles gleichzeitig, was meinen Körper überfordert. Wenn ich zum Beispiel mit einem Thema geistig beschäfigt bin, übernimmt ein anderer im Außen den Alltag und dritter schreibt zwischendurch auf was mein Geist an Erkenntnissen gewonnen hat.
Das sieht dann für Aussenstehende so aus:
Ich habe nicht geschlafen, die ganze Nacht geschrieben, steh morgens auf, wecke meine Tochter, gehe zurück ins Schlafzimmer, schreibe ein paar Zeilen, geh wieder zu meiner Tochter, schmiere Brote, mache ihren Schulranzen fertig, küsse sie zum Abschied, gehe wieder zurück schreibe ein paar Zeilen, lasse die Hunde nach Draußen, geh ins Bad, geh wieder zurück schreibe ein paar Zeilen, lasse die Hunde wieder rein, gehe zurück schreibe ein paar Zeilen, meine Tochter kommt von der Schule, wir essen was oder sie macht sich alleine was zu essen (gemeinsam essen wir abends), sie setzt sich zu den Hausaufgaben, die Hunde haben Hunger, ich gebe ihnen was zu essen. Die Hunde müssen rauß, also gehen wir raus. Die Katzen wollen gestreichelt werden, ich streichel die Katzen, ich gehe zurück schreibe ein paar Zeilen. Meine Frau ruft an, ich gehe ans Telefon. Ich lege auf, gehe zurück, schreibe ein paar Zeilen. Meine Tochter fragt mich was, ich antworte. Sie will kuscheln, wir kuscheln, sie will ein Video schauen, ich gehe zurück ..... usw. Und wenn mich Abends meine Frau gefragt habe was ich gemacht habe, sage ich, ich habe geschrieben. Das ist es an das ich mich erinnern kann... Meine Tochter meldet sich dann und sagt: Wir haben gekuschelt oder was zusammen angeguckt, wir haben Hausaufgaben gemacht, oder was zusammen gegessen. Meine Frau sagt dann, wir haben telefoniert. Nur ist das vollkommen aus meinem Gedächtnis verschwunden, weil ich in der Zeit geschrieben habe.
Im Gegensatz zu manch anderen Multis oder Asperger Autisten bin ich nicht Depressiv. Ich habe keine Langanhaltenden Trauerphasen. Oder wechselnde Manisch Depressive Zeiten.
Ich bin einfach nur eine von vielen in mir, die Abwechselnd im Außen leben.
Das war erst mal eine grobe Darstellung meiner Asperger Persönlichkeit.
Wenn ihr Fragen zu Asperger oder DIS habt, dürft ihr gerne Fragen. Ich werde alle Fragen beantworten so gut ich kann. Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, das wir alle Multi sind, aber nicht alle Aspies oder Autisten (wie die Malerin und die Schreiberin). Das macht das Ganze noch komplizierter...
Euch allen ein herzliches Danke dafür das ihr meinen Blog abonniert habt und mir so zahlreich folgt.
Alles Liebe
von der Jo (ich bin die Aspie im Multisystem)
Hier auf meinem Blog unterschreibe ich mit Johanna, Jo oder Andarnil. An dem Blogtitel "Tagebuch -..." seht ihr mit welchen Themen ich gerade so intensiv beschäftigt bin, das ich sie aufarbeiten muss.
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