Phil Bosmans, ein belgischer Schriftsteller und Ordenspriester sagte einmal:
"Wer die Welt erwärmen will, muss ein großes Feuer in sich tragen."
Ich finde diese Worte sehr tröstend für einen temperamentvollen Menschen wie mich.
Die Welt bewegt mich, ich bewege mich in der Welt.
Es gibt Momente da tauche ich ein und wieder aus und trage das Erlebte eine Weile in mir wie ein mächtig loderndes Feuer. Wenn ich merke das Feuer durchwühlt mich so sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken kann, schöpfe ich meine Kraft aus dem Wasser zu dem ich ebenfalls einen Bezug habe. Ich gieße dann eine ordentliche Portion über meine Flammen, schreibe meine Gefühle nieder und komme wieder in mir an.
Temperament muss lebbar sein für mich. Andernfalls setzt es sich in mir fest wie ein Tumor der sich ausbreitet und mich krank macht.
Auch in der Stille der Meditation erlebe ich mich in meinem Temperament. Ruhe ist nie gänzlich leise für mich. Ich höre meinen Atem zu und ich spüre meinen Herzschlag. Ich fühle wie mein Blut durch meine Adern rauscht.
Das Gute ist, ich fühle mich mehr der Melancholie zugehörig, statt der Cholerik. Somit bleibe ich auch während mein Feuer wütet auf, der Erde und denke über das was ich tue nach. So Impulsiv wie ich als Jugendliche war, bin ich schon lange nicht mehr. Aber ich lasse mich von meinem Gefühl leiten. Ich vertraue meinem Gefühl. Meine gefühlte Realität.
Aber eigentlich will ich über etwas anderes Schreiben, als über mein Feuer... dennoch gehört auch das zu dem was mich bewegt - nicht durchwühlt.
Es geht um das Thema Erwartungen.
Ich las vor einiger Zeit einen Beitrag den ich schon wieder vergessen hatte und der jetzt gerade sehr aktuell ist:
"Ich bin nicht auf dieser Welt um die Erwartungen anderer zu erfüllen!"
Ich glaube ich habe damals den Beitrag nur registriert, aber nichts dazu geschrieben.
In einigen Religiösen wie esoterischen Lehren geht es darum möglichst Ohne Erwartung an andere Menschen heran zu treten und genauso möglichst den Erwartungen anderer keine Nahrung zu geben.
Wie bewegt man sich zwischen anderen Menschen ohne deren Erwartungen erfüllen zu wollen noch selbst Erwartungen an andere Menschen zu haben?
Ich habe eben darüber nachgedacht, ob ich Erwartungen an andere Menschen habe und ich bin zu dem Schluss gekommen, das zwar Erwartungen da sind, ich aber nicht damit rechne, dass sie wirklich erfüllt werden. Ähnlich wie, wenn ich auf eine Bahn warte, von der ich weiß, dass sie kommt oder eben nicht. Kommt sie freut es mich, bleibt sie weg, hat es keinen Sinn sich darüber zu ärgern, denn ich wusste ja das es sein kann, das sie nicht kommt.
Meine Erwartung ist also nur an das Gefühl angeknüpft, das ich selbst habe und nicht an das was der andere macht. Ein anderes Beispiel, jemand erzählt mir er habe ein Geschenk für mich, das er mir irgendwann geben wird. Ich freue mich das mir jemand erzählt er habe ein Geschenk für mich, das er mir irgendwann geben wird. Aber ich warte nicht bis ich das Geschenk erhalte. Oft ist es eher so, das ich das Gespräch wieder vergesse und total überrascht bin, wenn das Geschenk eintrifft. Ich aber nicht in eine Wartehaltung gehe, weil ich das Geschenk unbedingt haben will.
Anders sieht es aus mit den Erwartungen anderer an mich. Wenn diese Direkt an eine Aufforderung geknüpft ist (z.B: das musst du machen, das macht man so, mach das mal jetzt!) kann mich das schnell überfordern. Ich habe dann oft das Gefühl dem nicht gerecht werden zu können. Solange ich das Gefühl habe ich hab die ganze Sache unter Kontrolle bin ich Freundlich. Aber wenn der andere die Gesprächsführung übernimmt und mich weiter drängt reagiere ich mit Abwehr.
Manchmal drehe ich dann einfach den Spieß um, indem ich den anderen mit seiner Erwartung an mich konfrontiere. Und oft spielt dann mein Temperament eine große Rolle, solange ich das Gefühl habe das ich das Thema oder die Sache die von mir erwartet wird, zur Zeit nicht richtig für mich ist, wiedersetze ich mich dem vehement. Das geht so lange bis ich auf Distanz gehe und jedes neue Gespräch in diese Richtung abblocke oder mich ganz zurück ziehe.
Im Privatleben sieht das dann so aus, das ich klar sage: "Ich will jetzt nicht mehr darüber reden" und notfalls den anderen einfach stehen lasse und aus der Situation gehe. Draußen lodert dann eine Weile mein Feuer wie wild und ich muss ziemlich viel Wasser drüber kippen um wieder zur Ruhe zu kommen. Würde ich dann in der Situation bleiben, wäre ein heftiger Streit vorprogrammiert. Meine Frau weiß mittlerweile das es keinen Sinn macht mich zu etwas zu bedrängen, das ich nicht will. Ein Später ist bei mir immer möglich, aber das JETZT - da nehme ich mir die Freiheit darüber nachzudenken.
Wenn eine Erwartung nett und lieb vorgebracht wird, oder als Tipp verpackt wird, gehe ich darauf ein mit den Worten: Ich denke darüber nach und solange der andere nicht die Holzhammermethode anwendet und von mir verlangt sofort darüber nachzudenken, behalte ich es im Hinterkopf und beschäftige mich in aller Ruhe damit.
Ich bin kein einfacher Mensch und will es auch nicht sein. Das ich es nicht bin, weiß ich schon lange, das ich es auch nicht sein will, nun die Erkenntnis kam erst vor kurzem.
Bis dahin dachte ich, ich kann eben nicht aus meiner Haut. Durch diese Erkenntnis ist mir bewusst geworden, das ich gar nicht anders sein will. Ich will ein Alien sein. Und da gibt es noch nicht einmal eine Erklärung dazu. Das ist meine Schublade die mir selbst gestatte.
Das Thema Erwartungen ist wirklich ein spannendes Thema, denn mir kommt gerade der Gedanke ob es auch eine Art von Erwartung ist, das ich die Erwartungen anderer nur dann erfülle wenn sie so und nicht anders vorgebracht werden... hm.
Überhaupt ist es eine Erwartung mit keiner Erwartung konfrontiert zu werden und selbst keine Erwartung zu haben?
Ich muss sagen, darüber muss ich erst nachdenken... interessant ist es auf jeden Fall den Begriff Erwartungen sich näher anzusehen. Denn letztendlich entspringt der Gedanke das andere Erwartungen haben immer aus der Vorstellung heraus, zu wissen das andere Erwartungen haben und selten aus der Vorstellung sich vielleicht nur einzubilden, das andere Erwartungen haben könnten.
Vielleicht ist eine Frage nicht mehr als eine Frage und die Antwort, eben nicht mehr als eine Antwort.
Vielleicht ist es letztendlich so, das die Vorstellung ein anderer könne Erwartungen haben uns sofort in Distanz zu dem anderen bringt, weil die Nähe in diesem Moment bedeuten würde seine Freiheit zu verlieren?
Ich werde darüber nachdenken und vielleicht gibt es noch einen Teil 2 zum Thema Erwartungen.
Mich würde allerdings eure Meinung hierzu sehr interessieren...
In dem Sinne
Namaste und eine wundervolle gute Nacht
Eure Andarnil
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