Mantra Musik

Donnerstag, 24. September 2015

Tagebuch - die Buddhamörderin




Die letzten Tage auf meiner Reise durch und in den Buddhismus haben mich so weit gebracht, das ich in Zweifel gerate ob diese Reise überhaupt weiter geht und wenn ja, wie....

Je mehr ich mich tiefer im Buddhismus bewege, desto mehr komme ich auf der Weltlichen Seite wieder raus.
Wie ein Tunnel, du gräbst dich durch eine schmale Öffnung hinein und dann kommt das Licht, du reißt verzückt die Augen auf und robbst wie eine blöde weiter. Und im nächsten Moment liegst du im Dreck, an dir klebt braunes Zeug von dem du nicht wissen willst was es ist und das Licht ist nichts anderes als eine kleine Glasscherbe die im Schlamm liegt.
Entweder du greifst dir die Glasscherbe die ab sofort dein Nirvana ist. Oder du trittst drauf und ärgerst dich über das braune Zeug das an dir klebt.
Beides hält sich 50/50.

Ich ärgere mich nicht, wenigstens etwas. Aber ich bin auch nicht bereit das illusorische Glasscherben Nirvana  in mein Haus zu lassen. Von mir aus kann die Scherbe da liegen bleiben... bis ein anderer sie entweder aufhebt oder drauf tritt.
"Triffst du Buddha töte ihn!"

Ich hätte eigentlich schon verstehen können, was damit gemeint ist, als ich mein Bild Entmystifizierung
gemalt habe. Rein intuitiv hab ich ein Stück weit in die Zukunft geblickt, als ich mich wie eine Besessene auf der Leinwand austobte. Genau da bin ich jetzt. Der ganze Buddhismus ist Entmystifiziert. Ich hab gerade eben meinen Buddha gekillt.

Entmystifizierung


Nachdem ich mich mit dem Themen: Erwartungen und Ansprüche heute herum geschlagen habe (wortwörtlich), musste ich feststellen, das sich zwar meine Erwartungen (nicht Ansprüche das gebe ich zu, da hab ich schon einige an meine Mitmenschen) an andere Menschen im minimalistischen Rahmen halten aber meine Erwartung und mein Anspruch an mich selbst sind geradezu übermäßig hoch.
Ich wurde immer unsicherer und wenn ich unsicher werde hinterfrage ich den Sinn und Zweck des Ganzen während ich mich eine Weile im Kreis drehe "Check mal deine Base! Alter!".

Irgendwie hat Britta mit ihren Worten dann heute Abend etwas in mir ausgelöst, oder besser erlöst.
Mir sind danach die Tränen gekommen...
sie sagte:

"Ich habe immer an dich und deine Gaben geglaubt. Weißt du, wir haben in den fast 18 Jahren so viel Wundersames erlebt und egal welche Probleme auf dich und uns zukamen, du hast sie gelöst, durch deine Gabe und deinen Zugang zu ihr. Aus irgendwelchen Gründen hast du dir selbst den Zugang blockiert. Aber ich habe immer an dich geglaubt und das wird sich auch nicht ändern. Ich weiß das du ein großes Wissen in dir trägst und ich hab keine Ahnung woher das kommt aber immer wieder beobachte ich verwundert, dass andere denken sie müssten dir noch was beibringen als wärst du ein Kind.  Du bist kein Kind und dir muss man auch nichts beibringen. Du brauchst keine Seminare und kein Studium und erst recht keine Zertifikate,  du trägst das alles schon in dir. Aktiviere dein Wissen und geh deinen Weg und hör auf dich irgendwo anbinden zu wollen. Es ist egal wie es heißt und ob es Buddhismus ist.  Du bist ein guter Mensch und tust gutes, du hältst dich an die Sila und nur das zählt".

Ich habe meine Frau Tränenüberströmt angestarrt. Sie hat in den fast 18 Jahren unserer Beziehung öfter mal so was gesagt, aber erst jetzt hab ich verstanden, dass sie es auch wirklich so meint. Es war gleichzeitig eine Ohrfeige und die schönste Liebeserklärung meines Lebens.

Die letzten zwei Tage verbrachte ich damit die Schülerin in mir wieder zu entthronten, mich zu entbinden. Ich lies es sehr eng werden - Freundschaftlich und öffnete nach und nach wieder den Knoten den ich mir selbst umgebunden hatte. Heute ist es dann aus meiner Sicht eskaliert. Ich hinterfragte auf einmal das Wissen meiner Lehrerin, ich hinterfragte unsere Beziehung und ich hinterfragte mich selbst. Und ich handelte gestern und heute ohne das mir bewusst war, warum es sich auf einmal so eng anfühlte und was das in mir auslöste. Ein subtiles Gefühl nur. Und ich reagiere darauf auf meine Art - Fragen und Hinterfragen, mich erklären und Flucht zur Seite, statt nach vorne oder nach hinten. Beobachten und Hinterfragen und Flucht nach vorne. Fragen und Stillstand.
Ich will diese Respektlosigkeit das Wissen meiner Lehrerin zu hinterfragen, gar nicht entschuldigen, ein anderer hätte es mit Sicherheit achtsamer gemacht. Aber leider geht mir die Achtsamkeit in der Direktheit unter.  Ich weiß jetzt woher es kommt, was es ausgelöst hat und warum ich so reagiere.

Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Lehrer als meinen Lehrer akzeptiert. Ich hab mich geweigert Schülerin zu sein, seit dem ich denken kann. Ich verstand dieses hingebungsvolle gesalbte: "Wenn der Lehrer das sagt, ist es richtig" nicht. Für mich war es noch lange nicht richtig, nur weil ein Lehrer es sagte. Gleichzeitig hab ich mich danach gesehnt Schüler zu sein. Absolut Ambivalent. Das Ergebnis war, das ich nur dann Arbeiten mit schrieb, wenn das Thema mich gefesselt hat, die restliche Zeit über schwänzte ich entweder den Unterricht und wenn ich da war starrte ich aus dem Fenster. Ich traute den Lehren der Lehrer nicht.

Als ich älter wurde, habe ich meine Lehrer geduzt um eine gleiche Ebene herzustellen.Ich wiedersetzte mich, wenn sich die Ebene veränderte - entweder gleich oder gar nicht. Ich kann es weder ertragen behimmelt zu werden, noch kann ich mich selbst ertragen wenn ich ins Schwärmen gerate. Ich hole mich dann sehr schnell wieder auf den Boden zurück.
Ein Lehrer/Schüler Verhältnis stand immer Ambivalent unter Spannung.
Hinzu kommt ich lerne anders, als die meisten Menschen. Ein Buch ist für mich nur ein Buch mit Buchstaben und Worten. Ich muss mit dem Gefühl hinein gehen können. Mich darin aufhalten, es schlucken und auskotzen, mich damit bekleckern, besuhlen, ich muss es schmecken und darin versinken bis es mich umschlingt. Dann erst verstehe ich es. Ich lerne durch Erfahrung und nicht durch auswendig lernen. Aus dem Grund war die Schule für mich der langweiligste Ort auf dieser Erde. Hätte es Erfahrungsunterricht im Wald gegeben, zwischen den Baumen die Welt erkennen, dann wäre alles anders gekommen.

Zurück zum gekillten Buddha.
Die Spannungen in mir fingen damit an, das meine Lehrerin mir Texte zum Lesen gab und mir sagte wie wichtig es sei, die Texte zu lesen um weiter zu kommen. Ich las und las und entfernte mich Stück für Stück von ihr und mir. Die Wahrheit in den Texten war nur die Wahrheit in den Texten und wurde nicht zu meiner Wahrheit.
Aber ich konnte es nicht in Worte transportieren. Diese Ebene blieb mir bis jetzt verschlossen.
Jetzt hab ich es verstanden. Es ist zum kotzen, ich muss mich erst entthronen und meinen wie ihren Respekt verlieren, damit ich es verstehe... und so paradox es ist, wahrscheinlich waren es die Texte mit denen ich mich nicht verband, die jetzt das Verstehen in mir angekurbelt haben.

Ich weiß nicht ob es mein Karma ist...
Auf jeden Fall ist es mein Thema und momentan denke ich muss man nicht alle Themen auflösen. Manches löst sich von selbst auf.
Ich hab nicht nur den Buddha gekillt, ich glaub ich habe heute die Schülerin in mir ebenfalls abgetötet.

Mir ist schon länger klar, warum mein Leben so abgelaufen ist, wie es abgelaufen ist. Ich schreibe meine eigene Geschichte um die Dinge um mich herum verstehen zu lernen. Weil mein Gehirn nur so funktioniert, indem ich hinein gehe und es erlebe.

Sei deine eigene Insel! Ein schöner Spruch und nicht so marzialisch wie Kill den Buddha...
Ich gehe Risiken ein, die mich dann bis in die Abgründe tragen wenn es sein muss, um die Risiken und die Abgründe zu verstehen.

Es hat viele Jahre gedauert bis mir bewusst war, das Worte einen Sinn haben, auch wenn man sie nicht anfassen kann. Ähnlich wie Helen Keller musste ich erst das Wasser fühlen, bevor das Wort Wasser einen Sinn ergab. Ich weiß noch wie lange ich  mich mit dem Wort: "Kühlschrank" beschäftigt habe. Denn meine Eltern bekamen erst einen Kühlschrank da war ich schon 7 oder 8 Jahre alt. Das Wort ergab einfach keinen Sinn, bis ich vor der geöffneten Kühlschranktür stand. Es war ein absolutes Wunder für mich, die Tür zu öffnen und die Kühle darin zu spüren. Das gleiche Problem hatte ich lange Zeit mit dem Wort Bad. Ich bin ohne Bad aufgewachsen, wir hatten nur ein WC. Erst als ich das erste Mal in einem Bad stand, konnte ich dazu eine Verbindung aufnehmen: Bad - Baden. Also darin steht eine Badewanne, darin kann man sitzen und wenn das Wasser reinläuft  nennt sich das baden. Später habe ich dann versucht mir vorzustellen das es in Baden-Baden mindestens zwei Badewannen gibt - ich habe einen etwas merkwürdigen Humor :). Wenn das Wort für mich keinen Sinn ergibt, fange ich an den Sinn zu suchen, das kann dazu führen, das ich so lange im Internet suche, bis ich den Wortstamm heraus gefunden habe und dann ergibt das ganze auch wieder einen Sinn.

Um etwas zu lernen, aufzunehmen, zu verinnerlichen brauche ich die nötige Erfahrung. Aus dem Grund sind Zahlen ab einer gewissen Größe auch irrational für mich. Ich habe diese Größe nicht gesehen und kann mir nichts darunter vorstellen. Eine Million Schafe kann man nicht überblicken. Für mich sind das "verdammt viele Schafe". Das ist meine Realität und da können mir Tausend Menschen erzählen das es eine Million Schafe sind, das ändert nichts daran, das ich die eine Million Schafe nicht sehe. Ich kann die Sicht anderer Menschen akzeptieren, weil ich gelernt habe, das das was sie sagen einer Wahrheit entspricht. Aber mein Zugang zu meiner Wahrheit ist ein anderer, ich sehe nur viele Schafe um das zu begreifen, brauche ich keine Zahlen. Ich muss auch nicht wissen, wie lange eine Zeit vergeht. Wenn sie vergeht, vergeht sie. Im Laufe der Zeit habe ich mich dazu trainiert überpünktlich zu sein, um andere nicht vor den Kopf zu stoßen. Ich weiß das mein Gehirn komplett anders arbeitet als bei anderen Menschen. Das wurde in einer Klinik anhand etlicher Gehirn Untersuchungen festgestellt. Ich nehme die Dinge anders wahr, ich habe einen anderen Zugang zur Welt. Einerseits bin ich frei von vielen Dingen, wie Konventionen, Zeiten und Zahlen, andererseits isoliert es mich. Ich nenne es mein Alien sein. Erklären kann ich das anderen Menschen nur bedingt. Sie verstehen nicht das Zahlen für mich surreal sind und sie verstehen auch nicht das ich trotzdem Fraktale liebe und geometrische Figuren, denn für die meisten Menschen ist beides eng mit Zahlen verbunden. Ich sehe es vollkommen frei von Zahlen.
Viele Menschen aus meiner Vergangenheit dachten ich sei dumm oder zumindest nicht normal und viele haben mich auch so behandelt. Es gab Zeiten da dachte ich das auch. Doch Britta hat mir die Freiheit meines Denkens erst möglich gemacht, sie ist der erste Mensch der mich wirklich versteht, obwohl sie so ganz anders ist als ich. Sie steht dadurch zwischen den Welten, meiner und ihrer. Normalität hat viele Fassetten und da es mich gibt, gehöre ich dazu.

Ich bin unglaublich froh, über Brittas Worte. Das hat endlich eine Tür der Klarheit in mir geöffnet.

Wohin diese Tür nun führt... keine Ahnung.
Ich habe "meine Illusion" von  Buddhismus geliebt, ich muss lernen das es eben nur eine Illusion von vielen ist, das ist das einzige was ich jetzt noch weiß.

Namasté

eure Jo Andarnil 




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