Mantra Musik

Dienstag, 1. September 2015

Immer nur der Moment (Teil 2)



... Wenn wirklich alles wegfällt, das ganze Sicherheitsgebäude von Erfolg nur noch Erinnerung ist, dann hilft es nichts dem hinterher zu weinen. Es hat keinen Sinn, zurück gehen zu wollen, die Vergangenheit verändern zu wollen. Noch hat es einen Sinn sich darüber Gedanken zu machen, was man im nächsten Jahr besser machen kann.

Viele Menschen sagen dann: "Irgendwann versuch ich es" - ich bin übrigens auch so ein Mensch, ich schiebe GANZ unangenehme Dinge (Wie Nahrungsumstellung oder Arztbesuche) gerne auf "Irgendwann".
Die Frage ist - gerade in existenziellen Situationen - warum nicht jetzt sofort? -

Wenn es Leid verursacht, schieb es nicht vor dich her, denn das Leid verändert sich dadurch nicht, es wird nur zur Gewohnheit. 


Der Moment an dem wir innerlich das Gefühl haben zu zerbrechen, ist auch der Moment an dem wir etwas dagegen tun sollten. Wir können uns selbst analysieren, wo tut es gerade weh und warum tut es weh, welche Ursachen hat es - es ist es wirklich wahr, das es genau DIESE Ursache hat? Oder ist die Ursache noch viel tiefer zu finden?
Wenn das Warum klar ist, kennen wir die Wurzel allen Übels.
Wenn wir allerdings das Warum bei anderen suchen, kommen wir keinen Schritt weiter.
Denn wir können niemanden verändern und schon gar nicht die Vergangenheit.

Wenn wir also anfangen zu denken, dass ein anderen an unseren Problemen Schuld ist - muss uns klar sein, das wir weder das verändern können, was passiert, noch die Person verändern können, die angeblich Schuld ist. Wir können nur den Moment verändern. Wenn der Schmerz passiert ist, können wir schauen, das wir diesen Schmerz verarbeiten. Wenn wir in diesen Moment annehmen, es könnte weh tun, können wir uns aus der Situation entfernen, um den Schmerz erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Da wir aber annahmen, das es in der Vergangenheit weh getan hat, konnten wir den Schmerz nicht aufhalten. Nur gehört dieser eben in die Vergangenheit und nicht mehr in die Gegenwart.

Einige werden jetzt den Kopf schütteln und mir klar machen, das Traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit immer noch fühlbar sind.

Richtig als Echo, als Erinnerung, als Narbe.

Wenn wir eine Narbe haben, können wir sie pflegen, wir können sie durch einen Chirurgen entfernen lassen, aber es bleibt auch dann ein Hinweiß, dass dort auf der Haut eine Narbe gewesen ist. Das ist das Echo.

Im Moment zu leben, heißt nicht, das man die Vergangenheit vollständig abschaltet, wie wenn man eine Lampe ausknipsen würde. Es heißt nur das uns bewusst ist, dass das was wir fühlen aus der Vergangenheit stammt. Dieses Bewusstsein kurbelt andere Bewusstmachende Aspekte an, nämlich den Aspekt, was Vergangen ist, existiert jetzt nicht mehr, es ist vorbei. Alleine mit dieser Klarheit können wir arbeiten.

- BEDENKTE: Es ist alles da. Das Bewusste und das Unbewusste, sind Teil eines Ganzen - nämlich WIR/ICH. Wenn wir also darauf beharren das sich Widerholungen aus dem Unbewussten ergeben und wir dagegen nichts tun können, beharren wir auch darauf, das sich Widerholungen nicht auflösen lassen. Das ist das Gleiche, wie wenn man sich einen Müllberg anschafft  und sich auf das Sofa setzt und erhofft der Müllberg verschwindet von alleine -

Leben ist Arbeit an sich selbst. Wenn wir also merken, es geht uns schlecht, hilft es absolut nichts, das Jedem zu erzählen möglichst vom Sofa aus, aber selbst nichts dagegen zu tun (in dem Fall herausfinden warum es einem Schlecht geht und recherchieren welche Möglichkeiten es gibt, dass es einem besser geht).

Es ist nicht Entscheidend was wir in unserer Vergangenheit erlebt haben. Nur was wir jetzt in diesem Moment erleben ist wirklich wichtig für diesen Moment. Es ist nicht entscheidend, ob wir in der Verganenheit Drogen nahmen, uns Prostituierten, unseren Partner betrogen oder uns  selbst aus jeglicher Verantwortung gezogen haben. Wenn wir aus unseren Erleben lernen konnten und uns die Gedanken daran schmerzen, können wir es auch ändern. Wir haben es in der Hand JETZT in diesem Moment. Denn wir können auch nicht entscheiden was in der Zukunft geschieht, denn die Zukunft ist in dauernder Veränderung:

Beispiel aus meinem Leben:

Als Britta mit Shaya schwanger war, machten wir gemeinsam einen Schwangerschaftskurs. Dort erzählte ein Paar am Tag der Vorstellung, das sie einen Jungen bekommen werden, der dann in die Fußstapfen seines Vaters treten wird und dessen Geschäft eines Tages übernimmt.

Damals verdrehte ich die Augen und konnte mir gerade noch eine unliebe Bemerkung verkneifen. Im Laufe der Zeit wurde mir aber bewusst, das viele Eltern so oder so ähnlich denken. Und hinter diesem Gedanken steckt letztendlich ein Sicherheitsbewusstsein. Sie wollen das Beste für ihr Kind und möglichst große Absicherung.

Bei meinem oben genannten Beispiel war es aber so, das die Eltern in unserem alter waren. Man muss als "Spätgebärende"  immer damit rechnen, das man vielleicht  vor dem Erwachsensein seines Kindes stirbt, oder andere Umständen einen zwingen das Leben zu verändern. Eine Erkrankung, frühzeitige Rente oder Pensionierung. Wir wissen nicht was auf uns zukommt. Wenn wir für uns in die Zukunft planen kann das ziemlich schnell in die Hose gehen, wenn wir noch dazu für unsere Kinder in die Zukunft planen, reicht eine Hose nicht.

Wir wissen weder wie sich unsere Kinder entwickeln, noch wissen wir für welchen Beruf sie sich entscheiden, ob sie lieber Schwänzen als die Schule zu besuchen, ob sie das Abitur schaffen, ob sie studieren, ob sie Heterosexuell sind, oder Homosexuell oder gar Transexuell, Heiraten und Kinder bekommen, oder ob sie ein Leben im Kloster führen werden. Manchmal erfahren wir ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, das ist aber auch schon alles was wir wissen werden und manchmal täuscht sich sogar der Arzt im Geschlecht.

Die Vorstellung, dass unsere Kinder einst in unsere Fußstapfen treten werden, ist an eine Hoffnung geknüpft, nämlich der Hoffnung sie sind so wie wir.
Wir erleben oft sehr schnell welcher Illusion wir aufsitzen, denn so wie wir kann niemand sein. Unsere Kinder sind Einzigartige Geschöpfe, genau wie wir einzigartig sind.
Sie werden ihre eigenen Erfahrungen machen und ihr eigenes Leben aufbauen und das muss wahrlich nicht mit unserem korrespondieren. Es kann genauso gut sein, das sie eine vollkommen andere Richtung einschlagen. Damit wollen sie uns nicht weh tun, sie wollen einfach nur ihr Leben in Freiheit leben, genau wie wir auch.

Kinder können uns den Moment näher bringen, sie bringen uns bei, das Leben schön ist. Als Erwachsene erkennen wir nur noch, das es nicht einfach ist - das Schöne verschwindet aus unseren Gedanken. Blicken wir zurück auf das kindliche Spiel entkommt uns aus den Lippen: "Genieße es jetzt, bald kommt der Ernst des Lebens!"

Kennt ihr diesen Spruch?

Die Frage ist doch wirklich, warum wir bereits als Kinder damit konfrontiert wurden, das es später schlimmer wird?
Und die nächste Frage, ist es das wirklich geworden?

Heute habe ich einen Spruch auf einem Blog gelesen: "Das Leben ist schön!"
Ganz schlicht mit einem Pinselstrich auf ein Stück Papier gemalt. Es erschient mir fast Trotzig.
Wann habt ihr das letzte Mal gesagt, das dass Leben das ihr führt schön ist?
Habt ihr es jemals gesagt?

Ich musste selbst erst einmal darüber nachdenken. Und zu meiner eigenen Überraschung und trotz meiner momentan unsicheren Lebenshof Situation habe ich es tief in mir gefühlt.
Ja das leben ist Schön.
Schau ich zurück sehe ich Leid, schau ich in die Gegenwart ist das Leid aus meiner Vergangenheit vollkommen verschwunden. Ich habe eine wundervolle Familie, ich habe ein schönes Leben, ich bin kreativ, konstruktiv, ich bin Glücklich in diesem Moment.
Wenn ich aber mein komplettes Leben inklusive meiner Vergangenheit sehen würde, würde ich vielleicht denken, ich 50 Jahre alt, ich habe 31 Jahre Leid erlebt, die 32 Jahre wiegen mehr als die 18 Jahre danach. Also?

Ist das ein Grund weiter Unglücklich zu sein?

Viele Menschen haben die Waage im Kopf, sie schauen sich an, was sie alles erlebt haben im Leben und werten die schlimmen Tage höher als die guten Tage. Oft können sie sich an die guten Tage gar nicht erinnern, was bleibt ist Leid.

Warum vergisst der Mensch die schönen Dinge schneller als die Leidvollen?
Die Wissenschaft versucht immer noch das Glück und seine Vorraussetzungen zu erforschen. Mittlerweile sind sie auf interessante Ergebnisse gestoßen.

Freude eine Form des Glücks, gehört wie Angst, Ekel, Wut zu den Basisemotionen.
Glück entsteht im Gehirn durch ein Zusammenspiel mehrerer Hirnregionen und durch körpereigene Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.
Diese Botenstoffe sind für unser Wohlbefinden wichtig und heißen deshalb auch Glückshormone.

Noradrenalin steuert, wie ein Mensch positive oder negative Reize wahrnimmt.  Serotonin bestimmt den längerfristigen Gemütszustand eines Menschen. Ein Mangel an Serotonin hat zur Folge das wir wir ängstlicher, depressiver und aggressiver auf Situationen reagieren. Der dritte Botenstoff Dopamin richtet die Aufmerksamkeit des Menschen auf wohltuende Momente, das kann im Grunde genommen alles sein, eine Blume am Wegesrand, ein gutschmeckendes Essen, ein lächelnder Mensch, Sex.

Man nimmt an, das jeder Mensch auf dieser Welt nach Glück strebt, weil der Ausstoß von Dopamin als sehr belohnend erlebt wird.

Heute kann man davon ausgehen, das Glück und Unglück ganz nah beieinander liegen und das die Botenstoffe diese Emotionen beeinflussen, dennoch sind Menschen diesen Gefühlen nicht blind ausgeliefert. Sie können  sich Zuversicht aneignen und somit das Glück beeinflussen.

Natürlich geschieht das nicht von Heute auf Morgen, dazu brauchen wir Zeit und anfangen tun wir damit das wir jeden Tag, jeden Moment daran arbeiten.

Wie war das bei mir:

Als Kind war die Welt nur in Überleben und Leid aufgeteilt. Wenn ich einen Tag überlebt habe, wartete ich auf den nächsten Tag. Es gab also kein Später in diesem Sinne. Ich habe meine Kraft nicht dahingehend investiert, das ich an die Zukunft gedacht habe. Ich habe nur daran gedacht, den Tag zu überstehen.

Dadurch habe ich einen Vorteil erlangt, den vielleicht viele Menschen nicht haben, ich habe nie gelernt an die Zukunft zu denken. Denn die Zukunft war Unwichtig. Natürlich hab ich auch mal darüber nachgedacht, ob ich heiraten werden, Kinder haben werde... aber kaum kam mir der Gedanke in den Sinn, schob ich ihn zur Seite, denn diese Gedanken waren zu schön um wahr zu sein. Ich musste mich wieder zurück besinnen auf das was ist und nicht auf das was sein werden könnte.

Diese Sicht auf die Dinge gab mir die Wurzel um mein Leid aus der Vergangenheit zu verarbeiten. Denn dadurch das ich im Moment lebe, ist das was wahr nur als Vergleich zu dem was ist zu sehen.
Ich habe mich also sehr früh daran orientiert ob es mir gut geht oder nicht und was ich tun kann, damit es mir besser geht. Wenn man in meinem Leben überhaupt von Ziel sprechen kann, dann lag mein Ziel immer darin, das ich Glücklich werde, wenn ich es noch nicht bin.
Als Kind habe ich gelernt, das es nur zwei Dinge gibt, die wichtig sind. Das Überleben um zu leben. Diese Erkenntnis hat mich bis heute getragen. Später kam hinzu, das ich diese Erkenntnisse auf andere Menschen übertragen habe. Ich nahm sie sozusagen mit in mein Boot. Nun war es mir  nicht mehr nur wichtig, mein Überleben zu sichern. Denn alleine lebt es sich nicht gut. Sondern auch andere Überleben zu sichern. Ich lernte dadurch zwei weitere wichtige Dinge kennen, mein Ego und mein Mitgefühl. Anfangs war mein Ego stärker als mein Mitgefühl, denn ich musste auf mein Überleben achten, doch je älter ich wurde desto bewusster wurde mir, dass das Leben nicht nur aus meinem Leben besteht.
Ich freundete mich mit Menschen an und fühlte ihr Glück, genauso wie ihr Leid, je intensiver die Freundschaft wurde.
Mir wurde bewusst, das es daher wichtig war, dass die Menschen die ich liebte Glücklich sind, damit ich es auch bin. Also versuchte ich sie Glücklich zu machen, um selbst Glücklich zu sein.

Das war der erste Schritt zum Mitgefühl, - mir bewusst zu machen, das alles zusammen hängt. Das Glück und Leid übertragbar sind und daher weiter gegeben werden können.
Damals wusste ich noch nichts über Buddhismus. Ich handelte rein Intuitiv.
Eines Tages begriff ich, das das Glück das ich weiter gebe (genau wie das Leid) nicht bei einer Personen hängen bleibt. Mein Boot wurde größer.
Ich erkannte, das andere die von einem Lächeln profitierten, das Lächeln weitergeben usw. Auf einmal sah ich viele Menschen lächeln und ich stellte mir innerlich die Frage: ok wenn es sich weiter trägt, wer hat dann für mich gelächelt? Mir wurde bewusst, das ich Glücklich bin liegt daran, das ein anderer Glücklich war und mir ein Stück von seinem Glück weiter gab.
Auf einmal wurde mir bewusst, das alle Lebewesen auf diesem Planeten von einander abhängig sind.
Und dann: Unser Überleben kann nur gesichert werden, wenn wir gemeinsam daran arbeiten.

Mein Boot wuchs von Tag zu Tag. Und wenn ich mir heute dieses Boot vor Augen halte, verschwindet es am Horizont.

Glück ist etwas das man lernen kann.
Leid ist schon immer da gewesen, in jedem Wesen auf dieser Welt. Alleine dadurch, das wir leben wollen und glücklich sein wollen. - Wenn wir es JETZT nicht sind, sind wir Unglücklich und das ist gleichzusetzen mit Leid.

Wir sind alle beeinflussbare Wesen, wir können etwas gutes tun und es kann sich fortsetzen. Wir können etwas weniger gutes tun und es setzt sich genauso fort.
Wir haben es in der Hand.
Und aus diesem Grund sind Frieden und Gewalt zwei Seiten einer Münze die sich Leben nennt.

Es ist Unmöglich dem einen aus dem Weg zu gehen und das andere zu fördern. Nur wenn wir erkannt haben, was Leid bedeutet und wohin es führt, können wir auch die andere Seite aktivieren, nämlich bewusst Frieden zu leben.

Und jeder der auch nur Ansatzweise denkt, die Zukunft macht das schon, hat die Gegenwart aus den Augen verloren.
Denn nicht die Zukunft bringt uns das Glück das wir jetzt in diesem Moment brauchen. Es ist immer nur der Moment der hilft Glücklich zu sein.

In diesem Sinne,
ich hoffe ich habe meine Worte so gewählt das jeder verstanden hat worum es mir wirklich geht.
Und ich konnte euch mit diesem sehr langen Artikel bewusst machen, welchem Irrtum wir aufsitzen, wenn wir denken, wir könnten die Dinge die Wichtig sind, in der Zukunft erledigen.

Denn das was uns heute Wichtig ist, ist morgen schon wieder vergessen.

Ich wünsche euch einen wundervollen Tag

Namasté
Eure Jo Andarnil





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