Mantra Musik

Samstag, 30. Mai 2015

Ehe für alle!


Facebook hat eine Veranstaltung eröffnet um auf eine Petition aufmerksam zu machen:
https://www.openpetition.de/petition/online/endgueltige-gleichstellung-der-homo-ehe

Dabei gab es natürlich wieder eine Endlosdiskussion, viele Gegner kamen von der Christlichen Ecke, die Idee die Bibel zu zitieren wurde dazu genutzt einen Shitstorm auszulösen, was zur Folge hat, dass das Eigentlich - darum worum es vielen von uns Homosexuellen geht, mal wieder verschüttet wurde.
Nämlich das die Ehe im Grundgesetz verankert ist und somit losgelöst ist vom Glauben und von der Kirche. Wäre das nicht der Fall, hätten wir keine Chance, so aber liegt hier eindeutig ein Verfahrensfehler vor. Da im Grundgesetz auch verankert ist, das es keine Ungleichbehandlung geben darf.
Wenn man sich alleine an diesen Punkt hält der meiner Meinung nach über allem steht, müssten wir schon längst heiraten dürfen. Dieses Problem ist also Menschgemacht.

Die CDU/CSU bekommt ihre meisten Spendengelder (wie auch die SPD) aus christlich orientierten Reihen. Man verliert also eine Menge Kohle wenn man uns per Gesetz für Gleichwertig hält, es ist also einfacher die Wertigkeit herunterzuschrauben und Homosexuelle immer noch als Bürger zweiter Klasse bezeichnet. Das man dann gegen die eigenen Gesetze verstößt nimmt man einfach mal so hin.
So was nenne ich eine verlogene Demokratie!!

Die Wahrheit sieht einfach aus und das sollte wirklich jedem klar sein: Wenn wir unsere Gesetze wirklich für ernst nehmen, dann muss sich hier etwas grundlegendes ändern. Wir können nicht für die einen (die Mehrheit) ein Gesetz fabrizieren und die anderen (die sogenannte Minderheit) aus diesem Gesetz ausschließen.
Damit öffnen wir ein Kastensystem in dem nur bestimmte Kasten in der Wertigkeit nach oben rücken, während andere im Keller bleiben.
Das ist keine Demokratie sondern ein religiös abgestürztes soziales System.

Zu meinem Profilbild und neuem Blogbild:

Noch mal ganz klar für alle:
Warum muss das eigentlich immer alles Exklusive sein? Das ist meine Frage an alle Seiten. Ihr wollt alles nur für euch, statt zu teilen. Zum Thema Religion:
Es ist vollkommen egal welchen Glauben man vertritt, die Liebe sollte frei davon sein, ihr streitet hier über Exklusivrechte, den Begriff Ehe. Es ist doch vollkommen egal. Die Ehe ist in unserem Recht verankert und somit frei von kirchlichen Belangen. Religion hat im Gesetzbuch nichts verloren und das heißt im Klartext, was für den einen gilt, muss auch für den anderen gelten, dabei spielt es keine Rolle ob er Homosexuell, Ausländer oder einem anderen Glauben angehört. So einfach ist das. Von meiner Seite aus, können Christen ja den Begriff der Ehe für sich anders benennen: Christliche Ehe z.B. Damit wäre das Problem gelöst, aber die Wahrheit ist sehr einfach, die Ehe hat keinen Bezug zum Glauben, was in der Kirche passiert spielt hier bei dieser Diskussion absolut keine Rolle. Es geht um Rechtliche Gleichstellung und alles andere ist Irrelevant!

Also haltet doch einfach mal den Glauben aus dieser Diskussion heraus und konzentriert euch auf den Kernpunkt der Aussage:
Was sind die Nachteile von Heterosexuellen Menschen, wenn Homosexuelle heiraten dürfen (von mir aus nur im Standesamt und nicht in der Kirche!!!)? Diese Frage ist wirklich relevant, alles andere ist eine Glaubensfrage und diese ist hier absolut nicht von Belang. Denn das bringt uns auf keinen gemeinsamen Nenner.

Also:


In diesem Sinne:
Demokratie bezeichnet eine Rechtsform die vom Volk ausgehen muss. Und das Volk sagt eindeutig Ja zur Gleichstellung (würde es das nicht tun, würde es gegen die Gesetze sein, hier müssten dann eindeutig die Gesetze verändert werden!!!).

Wenn wir also für eine Demokratie sind, müssen wir uns an unser Grundgesetz halten, das besagt das die Würde des Menschen nicht angreifbar.
 ius respicit aequitatem - Das Recht achtet auf Gleichheit

Dieses Recht ist im Verfassungsrecht verankert. Und somit ist eine Ehe für alle längst überfällig.

Wer mehr zur buddhistischen Einstellung (Mahayana Tradition) wissen möchte, dem ich lege ich dieses Video nahe, eine wirklich sehr schöne Rede des Mönchs Ajahn Brahmavamso Mahathera (Ajahn Brahm).


Namasté

Grüße von der Jo





Mittwoch, 27. Mai 2015

Tagebuch - immer wieder die selben Diskussionen mit den selben Menschen...


Kennt ihr das, man begegnet sich im Internet oder im real live und sofort fängt der andere an über "alte Kamellen" zu diskutieren und dann kommt man aus diesem Mist nicht mehr raus. Man sitzt fest, weil der andere einfach nicht kapiert das man die eigene  Meinung nicht ändert, nur weil er es will.

Ich fühle mich dann immer in der Zeitschleife gefangen: "Ich hab ne andere Meinung als du, akzeptier das Ich hab ne andere Meinung als du, akzeptier das Ich hab ne andere Meinung als du, akzeptier das ..."
Man leiert immer wieder das gleiche runter und verheddert sich am Ende in Rechtfertigungsphrasen. Dann kommt dieses berühmte Aber vom Gegenüber und alles fängt von vorne an. 

Ich habe mir zur Aufgabe gemacht kein Aber mehr gelten zu lassen, bis dahin und dann nix wie weg  - denke ich, die Realität ist aber oft eine andere, vorallem wenn ich die Leute mag ....
Sobald das Aber kommt sag ich: "Ok und hier ende ich jetzt, wir müssen akzeptieren, dass wir unterschiedlicher Meinung sind!"

Nur juckt das mein Gegenüber nicht, der ist so dermaßen in seinem Aber verstrickt, dass das "Aber..." mehr wiegt als die komplette Diskussion. Das ist so als würde er sich selbst bestärken wollen, dass er Recht hat. - Wie mich das nervt. Ich bin in diesem Moment eigentlich schon gar nicht mehr da. Ich höre nur "blubblubblub" Oder lese nur noch: Blubblubblub..." und eigentlich will ich ihm / ihr sagen, das es so dermaßen nervig ist, das er / sie mich mal kann. Ich möchte mal gerne Brüllen: "Halt endlich deine Klappe und lass mich in Ruhe du Depp!" - aber ich tue es nicht. Ich bleibe Freundlich und bestimmt und das macht mein Gegenüber rasend.

Ich erlebe mich oft als die Jenige die überzeugt werden soll. Mir ist die Meinung des anderen vollkommen egal, es ist seine Meinung. Aber er kann mit meiner Meinung nicht umgehen. Ich erlebe mein Gegenüber als Rastlos und er/sie tut mir spätestens beim "Aber" auch leid, weil ich verstehe das da jemand mich an seiner Seite haben will. Ich soll dabei sein und nicht Abseits stehen, denn Abseits stehen nur die Bösen. Er möchte mich bei den Guten.

Eigentlich ist es ganz einfach, warum es Menschen gibt, die die Meinung anderer nicht akzeptieren können - einfach - wenn man ein wenig in Distanz geht und sich das Schauspiel aus einer anderen Perspektive betrachtet. Das mach ich dann oft, wenn ich nur noch "Blubs" abbekomme. Ich trete dann einfach mal aus der Mitte aus und schau mir an, was da passiert. Ich sehe  mich selbst genervt und in der Position der Stärkeren, denn ich steh zu meiner Meinung und falle  nicht um und ich sehe den anderen Rotgesichtig in der schwächeren Postion, denn er möchte unbedingt etwas von mir, von dem er oft noch nicht mal weiß was es ist. Denn wenn ich sage: "Ok du hast recht und jetzt?" reagiert er noch aggressiver.
Ich erlebe meinen Gesprächspartner als übertrieben fordernd Missionarisch. 
Die Erwartung geht dahin, das ich JETZT sagen soll: "Ich überdenke das ganze nochmal, vielleicht ist das was du sagst ja richtig!"

Damit würde dann Ruhe einkehren, mein Gegenüber wäre dann befriedigt, er würde zwar immer noch auf mich einreden, aber die Stimmlage würde sich verändern, die Sätze die er schreiben würde wären mir zugewandter.

Doch obwohl ich das weiß, kann ich diesen Part nicht erfüllen. Dieser kleine Satz würde unsere Diskussion verändern, doch ich wäre nicht mehr ich. 

Solltet ihr einen Rat parat haben, wie man solchen Diskussionen aus dem Weg geht, nur her damit. Ich habe noch kein Rezept für mich gefunden. Mir ist nur mal wieder bewusst geworden, dass ich immer wieder in so eine Situation komme, in der mein Gegenüber von mir erwartet das ich meinen Standpunkt ändere, mich ihm zuwende. - Er versteht einfach nicht, das ich gar nicht abgewandt bin, denn spätestens beim Aber trennt sich die Spreu vom Weizen. Leute die mir egal sind, werden mich danach nie wieder sehen (Ein Lob auf die Blockier Funktion).

Ich bin so unglaublich froh, das ich solche Diskussionen nicht in meiner Familie führen muss, hier akzeptiert man meine Meinung, auch wenn diese eine komplett andere ist.
Auch Freunde haben im Laufe der Zeit verstanden das man mich nicht umpolen kann, es sind meistens die Leute die mich nicht so gut kennen, die sich verbunden fühlen wollen mit mir und die nicht verstehen, das man sich auch verbunden fühlen kann, wenn man eine gänzlich andere Meinung vertritt.

Ich glaube das Geheimnis einer guten Beziehung liegt darin, Gemeinsamkeiten zu suchen, statt Unterschiede hervorzuheben. Ach würde das nur bei diesem Meinungsduell auch funktionieren. Dann könnt ich einfach nur sagen: "Ich mag dich ganz doll!" Und der Andere würde antworten: "Ich dich auch!" Man würde sich real oder virtuell umarmen und alles wäre gut... aber so ist es leider nicht. Seufz....

In diesem Sinne:

Love and Peace!!!

Namasté eure Jo 




Samstag, 16. Mai 2015

Menschenskinder...

Augen zu und durch... 


Da ich mal wieder eine Facebook Pause einlege, habe ich mehr Zeit mich um andere Dinge zu kümmern. Wie zum Beispiel dem Schreiben von menschlichen Inhalten und zeichnen von menschlichen Gefühlen (meine z.B. oder mehr hier: www.kunstwerkstatt-odw.de)

Die letzten Tage habe ich mich ein,- und ausgelassen, auf das was mittlerweile zum alltäglichen Wahnsinn wird, den Berichterstattungen, die Art Menschen in ihrem Wohnzimmern mit den neusten, Nachrichten zu besuchen um ihnen das Weltgeschehen näher zu bringen, natürlich immer subjektiv und immer mit einem Hauch von Gehirnwäsche.
Ich wundere mich schon seit Jahren darüber, das es so leicht zu sein scheint, eine bestimmte Meinung zu suggerieren. Der Mensch ist so leicht von Außen zu kontrollieren, das es schon überraschend ist, wenn er eigene Charakterzüge entwickelt. Die meisten Menschen lassen sich einlullen, weil es so einfach ist. Fernseher an, davor sitzen und das Programm läuft ab. Man muss nichts tun. Es geht von alleine.

Ich bin gerade sehr Elitär und ich merke, diese Art der Verständigung nach Außen, wird oft als Aggression oder Wut empfunden.
In Wahrheit steckt ein Gefühl von Trauer dahinter nichts ändern zu können. Ich wünschte ich wäre Gleichgültig.
Es gibt so viele Baustellen die mir begegnen, sei es nun die Überheblichkeit das man als Mensch selbst entscheiden kann und darf, was man isst (in Bezug auf Fleischnahrung) oder die Überheblichkeit zu denken man tue gutes, wenn man andere Menschen diffamiert und ihnen die Grundlager jeglicher Würde nimmt.

Was gerade in dieser Welt (ich sehe es nur hier in Deutschland, aber ich glaube das es ein grundlegendes Weltproblem ist) geschieht ist sehr grausam, gegenüber allem, was nicht in eine allgemeingültige Sparte passt. Es spielt keine Rolle um was es sich handelt. Ob es nun das Recht eines anderen Lebewesen auf LEBEN ist, oder ob es nun um Homosexualität, um Ausländer, andere Religionen usw. geht.
Alles was irgendwie nicht passt, wird vorgeführt und auf eine Art vernichtet die man nur als Dämonisch bezeichnen kann.
Ich bin kein "Gläubiger" Mensch, zumindest nicht so wie man sich Glauben vorstellt.
Aber ich halte mich an menschlich spirituelle und ethische Grundsätze. Und doch merke ich, das ich innerlich scheitere an meinen eigenen Grundsätzen, ich reagiere mich viel zu sehr ab, an Menschen die Leid, Hass und Misgunst als Normalität empfinden und es weiter tragen. Es macht mich traurig und ich werde Übergriffig und bringe in Gesprächen die Leute leicht dazu sich selbst zu widersprechen. Ich argumentiere sie an die Wand.

Wäre ich in der Politik würde ich knallhart Fakten auf den Tisch knallen und mir Feinde machen. So mache ich mir Feinde in Facebook. Im wahren leben diskutiert kaum noch einer mit mir, die Karten stehen viel zu schlecht. Ich bin nicht gut darin einfach Unsinn und dumme Phrasen stehen zu lassen. Ganz und gar unbuddhistisch - es wäre viel besser, ich würde mich zurückziehen und meditieren, statt mich auf Menschen einzulassen die ihr Wissen aus einem Schundblatt beziehen. Aber ich kann irgendwie nicht anders. Ich weiß selbst nicht warum. Ich komme immer wieder an einen Punkt an dem ich jemanden zwischen den Zeilen zum Idioten mache. Dabei will ich das gar nicht. Nicht wirklich. Ich möchte nur das er nachdenkt.- Meistens bleibt er/sie bei dieser festgefrorenen gelesenen und von massen unterschriebenen Meinung hocken, während ich mich rausziehe und nach einer Weile das Ganze vergesse, bis es mir wieder begegnet....
Ich habe absolut nichts davon mich herumzustreiten. Und doch komme ich immer wieder an den Punkt es zu tun, mich mitreißen zu lassen, zu polarisieren, zu entlarven.

grrr....  Ich fühle mich nicht gut damit.

Heute war wieder so ein Tag, ich flog (wenn auch nicht wirklich, ich bin vorher gegangen) aus einer buddhistischen Gruppe. Fakt war, das wiedereinmal mein Blogbeiträg gelöscht wurde, weil es sich um Buddhistisch-Vegetarisch/Vegane Themen drehte . Angefangen hat es damit, das ein Bekannte von mir schrieb, Buddha sei auch Veganer gewesen. Daraufhin wollte eine der Administratorinnen wissen, welche Belege er vorbringen kann. Sie reagierte sehr ungehalten und fast schon unter der Gürtellinie indem sie schrieb, mein Bekannter würde sie zum Kotzen bringen - wie gesagt hier geht es um eine buddhistische Gruppe!

Nun ja ich nahm das zum Anlass, zu recherchieren ob Buddha Veganer war. Ich kam auf ein paar interessante Seiten. Ich zitierte einige Texte und teilte danach meinen fertigen Blogbeitrag in der Gruppe und promt wurde ich von der Administratorin gelöscht, die erst die ganzen Fragen aufgeworfen hatte.

Mir wurde somit klar, das es ihr nicht um eine Antwort ging, sondern nur darum meinen Bekannten vorzuführen. - So oder so ähnlich nehme ich es zumindest an. Nach dieser Zensur habe ich sie angeschrieben und bekam zur Antwort: Solche Beiträge würden nur Ärger bringen und das wollen sie nicht, ich soll das akzeptieren. Gut das habe ich hiermit, ich habe mich wieder aus der Gruppe gelöscht.

Das war dann heute die zweite Gruppe die die vegane Ernährung und somit die 1 Sila ausklammerte. Bei der zweiten fragte ich direkt ob man offen über vegane Ernährung in Verbindung mit dem Buddhismus posten darf, oder ob solche Posting nicht gerne gesehen werden. Ich bekam auch promt die Antwort: Solche Postings sind nicht erwünscht. WUMM!!!

Also flog ich (freiwillig) auch aus der zweiten Gruppe. Wäre ich nicht freiwillig gegangen, ich wäre irgendwann einfach gelöscht worden, nehme ich zumindest an. Zensur in Buddhistischen Kreisen. Yeah, das sind ganz neue Töne.

Man will bestimmte Themen ausklammern. Der Buddhist der sich eigentlich mit dem Thema Nächstenliebe beschäftigt, dessen Grundgedanke das Verhindern von Leid sein sollte, will sich mit Leidvollen Themen nicht auseinander setzen. So was bringt mich zum Nachdenken und ich gebe es zu, mein Solarplexus reagiert.

Ich habe mal wieder einen wunden Punkt getroffen.
Buddhismus schönreden JA gerne.
Aber den Kern des Buddhismus in Fakten legen NEIN Danke!

Hübsche Buddhabildchen und nette Zitate werden gerne gesehen, das bringt die Augen zum leuchten. Die Leute setzen ihren netten Kommentar darunter und alles ist gut, aber wehe man fängt an über Sachverhalte zu diskutieren, dann werden sogar die liebevollsten Buddhisten zu Ignoranten oder schlimmer noch zu intoleranten Arschlöchern.

Ich habe in dieser Woche wieder was neues dazu gelernt. Du bist nur ein guter Buddhist wenn du die Schnauze hältst und dich am Loslassen von allzu kleinlichen Buddhistischen Sittlichkeitsregeln übst. Wen interessiert schon die Sila, man mag den Buddhismus genau bis zum Hausgebrauch und alles andere juckt niemanden.
Die Bequemlichkeit siegt auch hier wie überall. Da ist es egal welche Religion man hat, Hauptsache die Komfortzone wird nicht angekratzt, dann wird sogar der friedlichste Buddhist zum Massenmörder.

Oh ich hab was böses gesagt. Ich meine natürlich nicht im Herkömmlichen Sinne, denn er tötet ja nicht selbst die Tiere die er verspeist, es lässt es andere für sich erledigen...

Sorry für diese kleine Spitzfindigkeit, es müsste sowas wie ein Buddhisten 1x1 geben, das Lesen und Begreifen der Sila müsste zumindest Pflichtprogramm sein.

Aber auch hier bekam ich eine Lektion erteilt. Als ich den Begriff Sila erwähnte, fragte man mich:
"Sila? Was ist das denn?"

Es ist also an der Zeit noch mal die Schulbank zu drücken:

Was kann ich tun, um ein guter Buddhist zu sein?
Ich ignoriere einfach die Buddhistischen Schriften, stelle mir einen Buddha ins Wohnzimmer, ich meditiere alle halbe Jahre meine 5 Minuten, während der Fernseher läuft und dann mach ich eine Facebook Gruppe auf und behaupte ich bin ein guter Buddhist.

So gesehen war ich wohl in den falschen Gruppen.
Denn ich bin es wohl nicht.

In diesem Sinne:

Ein Buddhist ist ein Mensch der nach der Lehre Buddha lebt, mir wurde heute bewusst, ein Teil derer die sich Buddhisten nennen, oder sich auf buddhistischen Plattformen bewegen, hat keine Ahnung was die Lehre Buddhas aussagt.

Interessant... wobei ich wahrscheinlich hier wieder polarisiere.
Naja das tue ich ja immer...

Blöder Tag heute, ich gebs zu... es kann nur besser werden.
Morgen haben wir unseren Tag der offenen Tür in der Kunstwerkstatt. Dort könnt ihr mindestens zwei Buddhisten kennen lernen. Wer mag kann uns ja besuchen kommen und über die Sila quatschen.
Ich würde mich freuen!

Namasté
eure Jo




Bild: Kleiner Ausschnitt vom jungen Buddha. Von mir Gemalt und Verkauft nach Australien. Dort hängt er liebevoll berahmt an der Wand.

Freitag, 15. Mai 2015

War Buddha Vegetarier/Veganer?





Nachdem eine unsägliche Diskussion in einer Gruppe von Buddhisten ausgebrochen ist (wegen einem Artikel des Andersmensch UND wegen einem Artikel von mir). Habe ich mir die Mühe gemacht ein paar Fakten zusammen zu tragen:

"Im Jivaka-Sutra ist ein interessantes Gespräch zu dieser Thematik zwischen dem Arzt Jivaka und dem Buddha zu finden, wo Jivaka den Buddha Folgendes fragt: «Herr, einige Leute sagen, dass du die Bhikkhus (die Mönche) Fleisch essen lässt. Sie behaupten, Gautama nehme das Töten von Tieren hin, um sich und seine Schüler zu ernähren. Einige erheben die schwerwiegende Anklage, dass Gautama die Leute dazu auffordere, der Sangha (der Mönchsgemeinschaft) Fleisch zu spenden. Ich würde gerne deine Gedanken zu diesem Thema hören.»

Dazu antwortet Buddha: «Jivaka, die Menschen sprechen nicht die Wahrheit, wenn sie behaupten, ich ließe zu, dass Tiere getötet würden, um mich und die Bhikkhus mit Nahrung zu versorgen. Sieht ein Bhikkhu, wie jemand ein Tier tötet, um es ihm als Speise zu reichen, so muss der Bhikkhu die Speise zurückweisen. Selbst wenn er nicht mit eigenen Augen sieht, dass das Tier für ihn getötet wird, sondern man es ihm nur erzählt, muss er sie zurückweisen. Ja, wenn der Bhikkhu auch nur argwöhnt, dass das Tier für ihn getötet worden ist, muss er ablehnen. Jivaka, die Übung des Bettelns sieht vor, dass der Bhikkhu alles annimmt, was immer ihm auch gereicht wird; nur das Fleisch eines Tieres, das um seinetwillen getötet wurde, das darf er nicht annehmen. Menschen, die die Gelübde des Mitgefühls, denen die Bhikkhus folgen, verstehen, reichen den Mönchen nur vegetarische Speisen. Doch es kann auch vorkommen, dass jemand nur Speisen hat, die mit Fleisch zubereitet sind. Oder denk an die Menschen, die zuvor noch keinen Kontakt mit dem Buddha, dem Dharma (der Lehre) und der Sangha hatten und die nicht wissen, dass die Bhikkhus vegetarische Gerichte vorziehen. In solchen Situationen nimmt der Bhikkhu an, was ihm gereicht wird, um die Gefühle der Gebenden nicht zu verletzen und um einen Kontakt zu den Menschen zu schaffen, so dass sie etwas über den Pfad der Befreiung erfahren können.

Jivaka, eines Tages werden alle Menschen verstehen, dass die Bhikkhus nicht wollen, dass Tiere getötet werden. Dann wird niemand den Bhikkhus mehr Fleisch anbieten, und die Bhikkhus brauchen nur noch vegetarische Gerichte zu essen.»
Aus diesem Gespräch kann man schliessen, dass der Konsum von Fleisch nur unter der Bedingung gestattet ist, dass der Gebende nur Gerichte mit Fleisch anzubieten hat. Das trifft nicht zu. Hat die Person, die nach der Lehre Buddhas lebt, die Wahl zwischen vegetarischer Speise und Speise mit Fleisch, so sollte sie die vegetarische Speise wählen. Umstritten ist jedoch, woran Buddha im Alter von 80 Jahren starb. Immer wieder ist zu hören, dass Buddha an einem giftigen Stück Schweinefleisch gestorben sei. Doch dies ist ein Missverständnis. Buddha bekam vom Laienanhänger namens Canda ein besonderes Gericht aus Pilzen, die von einem Sandelbaum gepflückt wurden und das sukara-maddava genannt wurde. Als der Buddha mit dem Essen fertig war, sagte er zu Canda: «Lieber Canda, bitte verbrenne die Reste des Pilzgerichtes - erlaube es niemandem, davon zu essen» (Mahaparinibbana-Sutta D. 16 und T. 5). Das Paliwort sukara-maddava wird oft mit Fleisch oder Schweinefleisch übersetzt. Das Paliwort für Schweinefleisch heisst sukara-mamsa. Carolina A. Davids, die Frau von Rhys Davids, einem bekannten Gelehrten, schreibt in ihrem Werk «A Manual of Buddhism»: «Schweinefleisch (sukaramamsa) als Teil eines Mahles wird tatsächlich einmal in den Schriften erwähnt, und zwar in einem bemerkenswert unpassenden Vers, in dem ein Haushälter, als er Buddha zum Essen einlädt, eine umfangreiche Speisenfolge detailliert aufzählt. An keiner anderen Stelle wird maddava jemals mit Fleisch in Zusammenhang gebracht. … Es handelt sich um ein Gericht … aus einer Wurzel, die - wie Trüffel - bei Schweinen sehr beliebt ist und möglicherweise Leckerbissen für Schweine genannt wurde.» ( A Manual of Buddhism S. 260)
Aus diesen Zitaten und Gesprächen kann man schliessen, dass Buddha eine vegetarische Ernährung klar bevorzugte. Leider befolgen nicht alle Buddhisten dieses Gebot und missbrauchen die Worte Buddhas, um ihren Fleischkonsum zu rechtfertigen, indem sie argumentieren, Buddha habe das Fleischessen erlaubt, wenn das Tier nicht extra für sie getötet wurde. Es wurde aufgezeigt, dass dieses Argument auf diese Weise nicht stimmt."
(http://vebu.de/themen/tiere-a-ethik/religion/buddhismus)


"Noch deutlicher steht es im Lankavatara-Sutra: «Um keine Lebewesen zu schrecken, soll ein bodhisattva, der sich dem Mitgefühl auch als Selbstdisziplin unterwirft, kein Fleisch essen ... Es ist nicht wahr, dass Fleisch richtige und erlaubte Nahrung ist, wenn das Tier nicht von ihm selbst getötet wurde, wenn er andere nicht beauftragt hat, es zu töten, wenn es [das Töten des Tieres] nicht speziell für ihn erfolgt ist ... Es mag in Zukunft Menschen geben, die … unter dem Einfluss ihres Verlangens nach Fleisch viele ausgeklügelte Argumente auf die verschiedensten Arten hervorbringen, um den Fleischverzehr zu rechtfertigen … Aber … der Fleischverzehr in jeder Form, auf jede Art und Weise, ist überall und ohne Ausnahme und für immer verboten ... Ich habe niemandem das Fleischessen erlaubt, ich erlaube es nicht und ich werde es nicht erlauben.»"
(https://books.google.de/books?id=NyQbBwAAQBAJ&dq=Buddhisten+und+der+Fleisch&hl=de)

Der Dalai Lama hat 2005 folgende Aussage gemacht:
"Kürzlich habe ich mich auf eine vegetarische Kost umgestellt. Die heutige Jugend, besonders diejenigen, die aus Tibet gekommen sind und einen Status als Flüchtlinge haben, müssen sich diese Prinzipien einschärfen, um ihrer eigenen Entwicklung und des Seelenfriedens willen. Die Botschaft von mahakaruna (Sanskrit: Großes Mitgefühl) hat uns eindeutig gebeten, ihr zu folgen und Liebe zu allen lebenden Wesen zu predigen."


Desweiteren habe ich folgenden Text gefunden:


" („Majjhima Nikaya, 55. (VI,5)“): „Wer da, Jivako, um des Vollendeten oder Vollendeten Jüngers willen das Leben raubt, der erwirbt zu fünf Malen schwere Schuld. Weil er da so befiehlt: ‚Geh hin und bringt jenes Tier dort herbei!‘, darum erwirbt er zum erstenmal schwere Schuld. Weil dann das Tier, zitternd und zagend herbeigeführt, Schmerz und Qual empfindet, darum erwirbt er zum zweitenmal schwere Schuld. Weil er dann spricht: ‚Geh hin und tötet dieses Tier!‘, darum erwirbt er zum drittenmal schwere Schuld, weil dann das Tier im Tode Schmerz und Qual empfindet, darum erwirbt er zum viertenmal schwere Schuld. Weil er dann den Vollendeten oder des Vollendeten Jünger ungebührend laben läßt, darum erwirbt er zum fünftenmal schwere Schuld.“(6)
Es wird gefordert, dass ein Buddhist kein Fleisch von Tieren annehmen soll, von denen er weiß oder vermutet, dass sie eigens für ihn getötet wurden(7), da er sonst „den Tiermord gut heißen und den Tiermörder in seinem Handwerk bestärken“ würde.(8) Grundsätzlich hat Buddha aber seinen Jüngern erlaubt, Fleisch zu essen, welches ihnen in die Almosenschale gelegt wurde, da diese Gabe anzunehmen an sich keinen weiteren Tiermord zur Folge hat. Wie ist das nun in Hinsicht auf den Erwerb von Fleisch in der heutigen Zeit zu interpretieren? Hierfür ist es wichtig zu verstehen, warum und wann Buddha den Fleischverzehr verboten hat. Neben der direkten Auswirkung der Handlung ist bei der Bewertung dieser die Gesinnung, mit der eine Handlung ausgeführt wird, von entscheidender Bedeutung.(9) Eigenes Leiden wird verursacht, wenn eine Handlung mit böser Geisteshaltung durchgeführt wird. Leitet mensch aus dem Dargestellten konkrete Handlungsanweisungen ab, so darf ein Buddhist zum Beispiel nicht in einem Restaurant, wo Tiere lebend gehalten werden, ein Individuum extra für sich töten lassen und auch das Fleisch eines Tieres nicht annehmen, wenn es für ihn getötet wurde. Die Frage, ob mensch überhaupt Fleisch kaufen darf, lässt sich mit dieser individuellen Ethik nicht eindeutig lösen. Wir haben eine gesichtslose Industrie, die eine gesichtslose Masse von Individuen tötet. Die aus ihren Körpern produzierten Waren werden an eine gesichtslose Masse von Konsumenten verkauft. Je größer die Nachfrage insgesamt wird, desto mehr wird gemordet. Die einzelne Kaufentscheidung hat hierbei keinerlei Auswirkung und kann nach buddhistischer Ethik auch nicht als schlecht und leidbringend für den Handelnden interpretiert werden (solange die dahinterstehende Geisteshaltung nicht von Hass oder Gier erfüllt ist). Dennoch kann mensch von jedem verantwortungsbewussten Menschen erwarten, dass er diesen gesellschaftlichen Prozess durchschaut.
Tierethik im Mahayana-Buddhismus

Wie schon erwähnt, stellen neuere Strömungen des Buddhismus, also vor allem der Mahayana, zu dem der tibetische Buddhismus gehört, ein anderes ethisches Ideal in den Vordergrund. Gewaltfreiheit ist hier nicht mehr einfach nur notwendig, um selbst Befreiung zu erlangen, sondern ist Folge eines tief empfundenen Mitgefühls und der Sorge um das Wohl anderer Lebewesen. Neben einer neuen philosophischen und theologischen Systematisierung der Stellung Buddhas und einer neuen Ontologie hebt sich der Mahayana-Buddhismus in zwei ethischen Punkten von anderen Richtungen ab. (10) Im Mahayana wird neben dem Prinzip der Gewaltlosigkeit vor allem das Mitgefühl ins Zentrum der Ethik gerückt. Außerdem ändert sich das Ziel des eigenen Erleuchtungsstrebens: Im Mahayana gilt nicht die persönliche Befreiung vom Leiden als letztendliches Ziel der Bemühungen, sondern das Bodhisattva-Ideal. Bodhisattvas sind „große Liebende““, also Praktizierende, „die zum Wohl aller Wesen vollständige Erleuchtung erstreben.“ Ihr Ziel ist es, „alle fühlenden Wesen vom Leid und den Leidensursachen“ zu befreien.(11)"
(https://www.tierbefreiung.de/archiv/60/tierethik_buddhismus.html)

Ich denke damit ist alles geklärt und wer jetzt meckert, weil ich die Texte aus Tierechtsinternen /Buddhistischen Seiten kopiert habe, darf sich gerne das Palikanon vornehmen und nach den Inhalten suchen. Er wird sie finden, davon bin ich überzeugt.
Die Vorstellung das Buddhisten Fleischesser sind, liegt nicht am Glauben, sondern am menschlichen Unvermögen auf etwas zu verzichten, das man kennt, bzw. die Unfähigkeit die eigene Bequemlichkeit abzulegen und sich etwas Neuem zuzuwenden.
Das es nicht Einfach ist vom Omnivoren Menschen zum Vegetarier/Veganer zu werden, darüber müssen wir nicht diskutieren. Das es aber für einen Gläubigen Buddhisten notwendig ist, diesen Schritt zu tun, um den Worten Buddha zu folgen, dürfte jetzt hinreichend bewiesen sein.

Man kann sich natürlich seinen Glauben stricken wie man mag, nur hat das nichts mehr mit Religion zu tun, sondern mit einer egozentrischen Geisteshaltung die darauf auszielt dem eigenen Leben genug Spielraum zu ermöglichen.
Ob das dann noch mit dem dem Buddhismus und den Sila zu vereinbaren ist, ist fraglich.

In diesem Sinne

Namasté eure Jo



Linktipps zum Thema:

http://dharmavoicesforanimals.de/ (dort bin auch ich Mitglied).

http://dharmavoicesforanimals.de/Dokumente/Buddhisten_Thapkhe_122014.pdf

http://www.tibet.de/zeitschrift/archiv/tibet-buddhismus-84-vegetarismus.html
Man kann sich das Heft bestellen.

http://www.allewesen.org/buddhismus_ist_nicht.htm

http://derstandard.at/1361240395145/Religion-und-Tiere-Warum-nicht-alle-Buddhisten-Vegetarier-sind

http://www.palikanon.com/diverses/fragen/fleischverzehr.htm

http://buddhistisches-tor-berlin.com/wordpress/wp-content/uploads/2013/02/BTB_PM_1203_Vegetariertag.pdf

http://www.schattenblick.de/infopool/religion/buddha/rbpre922.html

https://books.google.de/books?id=NyQbBwAAQBAJ&dq=Buddhisten+und+der+Fleisch&hl=de

http://www.buddhanetz.org/texte/sulak1.htm

usw...

Mittwoch, 6. Mai 2015

Steh auf!!! - oder der Unterschied zwischen Anpassung und Solidarität...




Monolog:
"Ach ja, genau DICH wollte ich heute ansprechen.

Ich wollte dir einfach mal sagen, wie doof ich dich finde. Ich finde deine Meinung zum kotzen und deinen Charakter sowieso.

Hast wohl schlecht gefrühstückt was? Oder bist irgendwie krank im Kopf, denn anders kann ich mir das nicht vorstellen.

Vielleicht solltest du deinen Arzt wechseln.

Was du wieder für einen egozentrischen Mist von dir gibst, du willst dich wohl immer in den Vordergrund einschleimen was? Außerdem mach ich ganz andere Dinge als du, ich mache viel bessere Dinge. Ich bin auch ein besserer Veganer. Ich würde nie meinem Kind Oreokekse kaufen und meine Hunde und Katzen omnivor ernähren, du heuchelst du bist Tierschützer und dann machst du so was. Da kannst du ja gleich Fleisch essen.

Es interessiert keinen was du denkst, du kannst gar nicht denken und ein Empath bist du erst recht nicht, sonst würdest so so was nicht schreiben. Nein du bist ein Egoist und überhaupt wieso hältst du nicht einfach die Klappe..."



Erkennt sich in den Worten jemand wieder?
Fühlt ihr euch angesprochen?


So ergeht es mir jedesmal wenn ich einen Artikel schreibe, irgendwer fängt an mich anzumachen, weil ich ja so egoistisch und egozentrisch und krank bin, weil ich irgendwie nicht den Mainstream bediene, dieses: "Oh wir sind alle so toll!!!"

Weil ich sage was ich denke ohne mich an Vorgaben zu halten, welche mir genau sagen was ich zu schreiben und was nicht.

Im Grunde genommen teile ich nur das mit, was die meisten bereits vermuten, aber nicht lesen/wissen/ hören wollen.
Es ist kein Absolutionsgedanke der mich dazu bringt etwas auszusprechen, was man nicht so gerne hören will. Ich tue es, weil ich es tun muss. Es ist eine Sog Dinge die in mir erwachen der Welt mitzuteilen. Man kann es auch Berufung nennen. In erster Linie ist es etwas ganz persönliches und das hat mit dem Leser meiner Artikel überhaupt nichts zu tun. Hätte es etwas mit ihnen zu tun, würde ich für jeden Artikel den ich schreibe Geld verlangen. Dann wäre es nicht Persönlich sondern Allgemein. So aber schreibe ich in erster Linie für mich. Als Erinnerungsstütze, als Tagebuch, als Momentaufnahme meiner Gedanken, Gefühle, Empfindungen. Ich gehe an die Wurzel und an die Grenze um genau dort nachzuhaken. Und ich mache mich verdammt unbeliebt weil ich dabei bleibe, ich kippe nicht um egal was man mir an den Kopf wirft.

Natürlich schreibe ich öffentlich, ich nehme dazu Google, Facebook, meinen Blog. Manchmal veröffentliche ich auch einen Kommentar irgendwo und geh wieder. Daraus entsteht dann eine eigene Geschichte, mal mehr mal weniger voller Wut.

Ich hab mir selbst oft die Frage gestellt, warum ich mir das antue, warum polarisiere ich so stark. Eine richtige für mich vernünftige Antwort habe ich bisher noch nicht erhalten. Ich tue es, seit dem es das Internet gibt. Davor habe ich Tagebuch und Briefe geschrieben, ich habe sie öffentlich angepinnt. An die Wand gekleckst, an Leute verschickt, oft an meine besten Freunde - einfach nur meine Gedanken. Wir haben dann Stundenlang zusammen gesessen und darüber geredet.

Ich mache das also schon immer. Ich bin immer schon präsent gewesen. Nie jemand der sich hinter dem Rücken eines anderen versteckt. Wenn ich merke etwas ist ungerecht - für mich oder für andere - halt den Kopf gerade und spreche es aus!!!

Das ist schon einigemale der Grund gewesen warum ich gefeuert wurde. So wollte ich einmal einen Betriebsrat gründen, weil meine türkischen Kolleginnen schlechter bezahlt wurden, als meine deutschen. Das hat einigen Wirbel verursacht und am Ende wurde ich fristlos gekündigt. Ich wurde damals gefragt, warum ich nicht die Klappe halte, es würde mich ja überhaupt nicht betreffen. Und genau das ist es was ich auch heute noch zu hören oder zu lesen bekomme.

Warum machst du das, es betrifft dich doch überhaupt nicht!

Ich denke (und sage) dann: "Wenn jeder so dächte, dann würde sich nichts an dieser Welt verändern. Jeder würde nur sein Ding machen, egal wie es dem anderen geht".

Ich habe daraufhin schon gesagt bekommen: "Aber jeder denkt so, du bist die jenige die Spinnt!"


Gerechtigkeit ist in unserer Welt ein zweischneidiges Schwert. Die Gerechtigkeit gilt nur wenn es einen selbst betrifft und nicht das Gegenüber. Der Mensch denkt er ist gerecht, wenn er seine eigenen Interessen durchsetzt. Ich habe letztens einen Film gesehen, da ging es darum, dass sich eine Frau für ihre Kolleging einsetzte, die vom Chef sexuell missbraucht wurde. Sie kämpfte gegen Windmühlenflügel.

So ein ähnlicher Typ bin ich auch.

Manchmal sind meine Artikel ziemlich haarig, sie ziehen genau die Menschen in den Bann, die sich durch meine Art der Sprache verletzt fühlen.

Sie werfen mir dann vor, ich würde genau SIE meinen. Als würde ich mir die Leute (siehe oben) aus der Masse herauspicken, die ich anspreche: "Ja genau dich meine ich!!!"

Sie begreifen nicht, das ich vollkommen allgemein schreibe, ohne jemanden direkt anzusprechen, sie begreifen nicht, das es genau ihr Thema ist. a) sich unwohl zu fühlen, weil irgendwo ein Quäntschen Wahrheit im Text steckt, das sie herauskitzelt. und b) es nur meine ausgesprochene Meinung ist, mehr nicht.

Sie denken ich will ihnen und derer die sich mit ihnen solidarisiert haben, ans Bein pinkeln.

Ich habe auch nichts anderes zu tun, als genau die Themen auszusuchen, die gerade nicht passen.

Ich geh ganz alleine von meinem Gefühl aus, nicht von dem Gefühl anderer Menschen. Ich bin und bleibe bei mir, weil das Thema über das ich schreibe mich selbst berührt. Etwas in mir freigesetzt hat, das nach Klärung verlangt.

Ich habe mich oft gefragt was die Leute von mir erwarten, dass ich den Text ändere? Das ich mich für meine böse Natur entschuldige?

Was bewegt jemanden meinen Text zu lesen und mich danach anzugreifen? Was geht in diesen Jemanden vor?

Warum muss auf eine Meinung eine Gegenmeinung geschrieben werden? Kann man sich nicht einfach sein Teil denken: "Die hat aber eine Scheiß Meinung!" ist mir viel lieber als:

"Meine Meinung ist aber viel besser als deine und ich will dir jetzt mal meine Meinung sagen!"

Das erstere ist mir viel lieber, als diese Endlosdiskussionen, von wegen: "Ich will aber Recht behalten!!" Wenn ich auf diese Rechthaberei antworte, ergibt sich automatisch eine Tirade von Vorhaltungen, Angriffe auf Angriffe folgen. Je mehr ich dann bei mir bleibe, fühlt der andere sich im Unrecht. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten für mich, ich sage: "Das ist meine Meinung, es muss nicht deine sein!".
Und dann beende ich das Gespräch.

Es geht mir beim Schreiben nicht ums Recht behalten. Es geht mir nur um einen Moment meiner Wahrnehmung und die kann mir niemand absprechen. Natürlich kann man (wie ein Kommentator so nett formulierte) mich als Krank bezeichnen oder als Verrückt, weil ich nicht der gängigen Meinung entspreche. Ich falle oft aus dem Rahmen. Und die jenigen die sich mir verbunden fühlen trauen sich oft gar nicht etwas zu schreiben, weil sie sofort mit in den Shitstorm geraten. Also bekomme ich Mails oder persönliche Nachrichten zugeschickt. Oberflächlich gesehen ist das eine nette Geste, tiefer betrachtet macht es mich mal wieder zur Frau die sich damals für ihre Kollegen einsetzen wollte und dafür im hohen Bogen aus der Firma flog.

In all den Jahren hat sich nichts verändert. Meine türkischen Kolleginnen schwiegen lieber, statt aufzustehen und zu sagen: "Wir wollen nicht so behandelt werden!"

Ähnlich verhält es sich hier auch, lieber dieses heimliche Schulterklopfen als öffentlich dazu zu stehen. Mir geht es nicht um die Liks in Facebook. Mir geht es um Offenheit. Diese falsche Solidarität ist nicht vergleichbar mit einer offengelegten Meinungsäusserung gegen die Missstände unserer Gesellschaft.

Lieber schweigt man sich aus, rückt näher an allgemeingültige Meinungen die besser zu dem passen was man allgemein denken darf und was nicht. Wenn ein Unglück passiert, reiht man sich ein unter denen die laut verkünden, wie furchtbar es ist. Dann ist man gleichwertig und normal.

Statt darüber nachzudenken wie man Unglücke verhindert. Oder auch darüber nachzudenken, was man braucht um sich zu solidarisieren. Gleich und Gleich gesellt sich gerne, es ist so einfach die Meinung stehen zu lassen, die der eigenen gleicht.

Meine Schwester sagte mir mal vor langer Zeit: "Das macht doch jeder!" dabei lag sie in der Badewanne, schlürfte Sekt, während sie vorher ihren Mann betrogen hatte.

Ich sei eben anders!

Das ist jetzt schon über 25 Jahre her und trotzdem denkt sie wahrscheinlich immer noch so. Es ist normal, das was jeder macht.

In ihren Augen war ich noch nie normal, weil ich immer etwas tat, was mich von anderen unterschied.
Ich war schon als Kind ein Extrem und ich bin es heute noch.

Eigentlich erwarte ich noch nicht mal das man meinen Senf liest. Das ich oft in aller Munde bin (ich werde dann auf etlichen Seiten zitiert und teils sogar falsch... ziemlich schräg) ist mal wieder typisch für mich, aber keinesfalls gewollt.

Eine Freundin schrieb letztens auf meine Chronik:

"Du brauchst keinen Lehrer, der dich beeinflusst. Du brauchst einen Lehrer, der dich lehrt, dich nicht mehr beeinflussen zu lassen.

Dalai Lama"

Ich musste Lachen als ich das las.

Ich glaube dieser Lehrer begleitet mich schon eine ganze Weile. Er nennt sich Leben!

In diesem Sinne: Glaubt nur das was ihr wirklich alleine erkannt habt. Lasst euch nicht beeinflussen von den Medien, von anderen Meinungen. Seit offen aber nicht manipulierbar. Und vorallem habt einen graden Rücken, haltet den Kopf oben und steht dazu.

Es gibt genug Menschen die einfach nur labbern, sich da einzureihen ist keine Kunst, aber den Mut aufzubringen aufzustehen, während alle sitzen bleiben und laut zu sagen: "Ich mach da nicht mit!" das ist wahre Solidarität und zwar dem gegenüber, der nicht mehr stehen kann, weil das Gewicht der "Normalität" ihn zu erdrücken droht. 

Wir alle haben ein Gewissen, das sich so oft zu Wort meldet und dem wir keine Beachtung schenken, weil wir Angst haben uns unbeliebt zu machen. Aber die wahre Liebe gibt es nur wenn man sich dem eigenen Gewissen stellt. Alles andere ist Trug. Wir denken wir müssen uns solidarisieren wenn der Mainstream mal wieder die Oberhand hat. Das ist keine Solidarität, sondern Anpassung, der Unterschied ist einfach.

Wenn man sich solidarisch auf eine Seite einer Gruppe stellt, hat man über die Situation nachgedacht, man wägt ab: Was ist Gerecht? Und was kann ich Tun, um es Gerechter zu machen?
Es ist ein Denkprozess der in Gang gesetzt wird, weil das eigene Gewissen sich meldet.

Wenn man sich anpasst, schaltet man das eigene Gewissen ab, man tut es um sich stark in der Masse der anderen zu fühlen, man tut es um sich unsichtbar zu machen. Um nicht aufzufallen. Um dabei zu sein.

Das eine geschieht aus Mitgefühl, das andere aus Egoismus.

In diesem Sinne...

Ich wünsche euch, dass ihr anfangt zu hinterfragen.
Ich wünsche euch, dass ihr gefühlvoll seit.
Ich wünsche euch, das ihr auf euer Gewissen hört, statt euch blind und taub einer Masse hinzugeben, weil er nicht alleine sein wollt.

Seit Mutig euch einzugestehen nicht mutig zu sein. Das ist der erste Schritt um eines Tages mit Herzklopfen aufzustehen, während alle anderen sitzen bleiben um laut zu verkünden: "Ich mach da nicht mit!"

Ich weiß noch den Tag als ich das erste Mal aufstand. Ich war in der vierten oder fünften Klasse und irgendjemand machte sich hinter mir über einen anderen Lustig. Dem Lehrer interessierte nur das es lauter wurde in der Klasse, also schnappte er sich Denjenigen der gehänselt wurde und sich mit Worten zur Wehr setzte. Der Junge sollte nach Draußen vor die Tür gehen. Also stand ich auf und sagte laut: "Das ist ungerecht, er hat nicht angefangen. Wenn er gehen muss, gehe ich auch!"
Ich hatte furchtbare Herzklopfen, denn ich war kein beliebtes Kind. Ich saß alleine auf meiner Schulbank, in der Pause stand ich alleine auf dem Schulhof. Ich war sehr einsam zu diesem Zeitpunkt. Und eigentlich hätte ich den Mund halten sollen, denn ich wusste genau, ich würde mir Ärger einhandeln. Aber ich konnte nicht, weil mein Gewissen laut brüllte: "Das ist nicht gerecht!"
Jeder sah mich an, viele überraschte Blicke. Denn bis zu diesen Zeitpunkt sprach ich so gut wie gar nicht im Unterricht, ich war Unsichtbar oder wurde gehänselt oder war einfach nicht da (ich schwänzte während meiner Schulzeit mehr als das ich Anwesend war). Das ich da stand und laut meine Meinung sagte, war etwas ganz neues. Auch für mich war es neu und aufregend. Denn man sah MICH an, man hörte meine Worte.

Ich musste mit dem Jungen nach Draußen. Aber es war ein erster Sieg gegen die "Normalität" (zu der ich schon alleine wegen meiner Herkunft nicht angehörte), gegen die Schweigsamkeit, gegen die Ungerechtigkeit.
Dieser gehänselte Junge wurde mein erster Freund.

Und seit dem stehe ich auf und lasse es mir von niemanden verbieten meine Meinung zu sagen. Mut ist etwas das ich lernen musste, heute habe ich die Gewissheit meinem Gewissen zu folgen.


Namasté

eure Jo


Bilder von meiner Freundin (c) Enna Janov aus ihrem Album Urb-Ex. Leider noch nicht öffentlich verfügbar, aber ich darf sie verwenden. Welche Ehre!!!


Donnerstag, 23. April 2015

Über das Sterben - über den Tod ...



Nach einem Posting einer Freundin in ihrer Chronik über Selbstmord, habe ich darüber nachgedacht, wie das bei mir so war, und welche Beziehung ich zum Tod habe.

Zum Thema Selbstmord:

Ich habe insgesamt 4 Freunde/Bekannte durch Selbstmord verloren, eine Frau ist in meinen Armen gestorben und ich habe meiner damals besten Freunden den Selbstmord ihres Vaters schonend beigebracht. Ich selbst habe 2 mal versucht mir das Leben zu nehmen und einmal habe ich es geplant um nur einen Tag davor eine Veränderung zu erfahren, die mich davon abhielt es um zusetzen.  - Nur zu meiner Vorgeschichte.

Meine Meinung hierzu, Selbstmord ist oft eine Momententscheidung. Im Kopf ist alles bereits über Monate oder Wochen geplant, aber es zu tun, entscheidet eine einzige Sekunde. Ein Moment und dann gibt es kein Zurück mehr. Diese Entscheidung hat absolut nichts mit Egoismus zu tun, man denkt nicht darüber nach, irgendwem weh zu tun, der eigene Schmerz ist einfach zu groß. Es gibt auch keine Vorstellung von Zukunft. Alles was zählt ist dieser eine Moment, alles andere ist egal. Dieses "Egal" braucht man um wirklich den Schritt zu machen. Es ist eine Art Notventil im Kopf, das den eigenen Schmerz, die Erinnerung, das eigene Leben vollkommen einnimmt. Alles andere schaltet man in diesem Moment aus.

Jeder der Menschen die ich verloren habe, hatte eine Vorgeschichte von viel Leid, ein Leid das nicht zu verkraften war. Es war das absolute Aus. Die Vorstellung das es Besser wird, war nicht da. Es gab keine Hoffnung. Nur noch Schmerz. Ich verstehe, dass Menschen die das nicht nachvollziehen können, den Selbstmord als Egoismus wahrnehmen. Aber auch Menschen die selbst jemanden verloren haben, können den Sinn darin nicht erkennen.

Wenn ich zurück blicke zu meinen eigenen Versuchen mir das Leben zu nehmen So war ich jedesmal am absoluten Ende. In meinem Kopf gab es nur dieses Loch von Schmerz und nichts anderes. Der Gedanke nahm mich vollkommen ein. Dieses Gefühl: "Es ist dann endlich vorbei!" war so unglaublich befreiend. Ich dachte nur daran, erlöst zu werden. Mein erster Selbstmord geschah als ich 12 Jahre alt war. Ich war ein Kind und dem was man mir antat hilflos ausgeliefert. Ich denke dieses Gefühl des Ausgeliefert sein, des - absolut nichts dagegen tun können - ist ein Gefühl das jeder Selbstmord-Kandidat mit anderen teilt. Keinen Weg mehr nach vorne, keinen mehr zurück. Man ist in einer Sackgasse angelangt und es gibt nichts mehr was hilft, kein Mensch mehr, keine Tatsache, niemand. Da gibt es nur noch diesen einen Ausweg.

Eine Kommentatorin des Postings meiner Freundin schrieb: "All die Leute die sich versucht haben umzubringen, sind jetzt Glücklich das überlebt zu haben" - Es ist ein Trost für die Jenigen die ihren Menschen zurück bekommen: "Er hat es überlebt!" Die Wahrheit ist jedoch, entweder es hat sich danach grundlegend etwas verändert oder er tut es noch mal und zwar besser!

Mein nächster Selbstmord war mit 15. Ich hatte davor keine Gelegenheit. Aber alles was mich in diesen drei Jahren innerlich am Leben hielt war der Gedanke es irgendwann zu tun. Ich plante meinen Selbstmord drei Jahre nach meinem Überleben. Das ich wieder scheiterte lag daran, das ich einfach keine Ahnung hatte, ich nahm eine Packung Schlaftabletten meiner Oma mit der letzten Milch ein die ich im Kühlschrank fand und kotzte mir danach die Seele aus dem Leib, danach schlief ich fast zwei Tage durch und wachte mit fürchterlichen Kopf und Magenschmerzen auf. Danach habe ich weitere 2 Jahre gewartet, ich nahm Drogen und plante meinen  "goldenen Schuß". Doch einen Tag bevor ich es tun wollte - genauer gesagt der 4 Juni 1983, veränderte sich mein Leben. Aber meine beste Freundin, mit der ich es geplant habe, war lange Jahre Junkie und ist heute womöglich nicht mehr am leben.

Ich hatte aus heutiger Sicht viel Glück. Und oft denke ich darüber nach, was mir alles erspart geblieben wäre. Weitere Jahre voller Schmerz und Trauer, Erfahrungen, Erkenntnisse, Wissen, Weisheit, Wahrheit und Liebe.

Damals als Kind  wusste ich das alles nicht, ich wusste nicht wie es sein wird zu lieben und geliebt zu werden. Ich wusste nicht, das ich eines Tages eine kleine Tochter haben werde und eine wundervolle Frau die mich auf Händen trägt. Ein Leben in Glück. Für mich war lange Jahre Glück schwarze Farbe. Die komplette Kindheit geprägt von Schmerz, Hunger, Übelkeit, Schuldgefühlen und Angst und dieses ewige Gefühl von Ausgeliefertsein. Als Kind hatte ich keine Möglichkeit dem zu entgehen. Ich kenne es wenn das Adrenalin deinen Körper vollkommen einnimmt, alles was dann noch da ist, ist der Impuls flüchten zu wollen, dem entkommen zu wollen. Es war ein Leben im absolutem Grauen. Denn wenn der Adrenalinspiegel sinkt, kommt die große Erschöpfung, die Leere, das Gefühl, es ist egal was mir geschieht. Da geht ein Zittern durch den Körper der hellwach ist, Stundenlang, Tagelang. Dieses ewige Warten darauf was als nächstes Passiert und dann die Gewissheit, es geht von vorne los. Immer und Immer wieder. Das erste Mal,  das ich mich an diese Gefühle erinnere, war ich vier Jahre alt. Ich wehrte  mich damals wie wild. Ich biß und schrie und trat um mich. Ich entwickelte unglaubliche Kräfte. Man musste mich zu zweit festhalten, solange bis ich vor Erschöpfung aufgab. Man erzählte mir später, es waren Stunden die ich kämpfte und Tage danach hatte ich noch die Hoffnung, das sich etwas verändert an meiner Situation.
Das letzte mal das ich diese Erinnerung habe, war ich fast 17, kurz nach meinem letzten Versuch mir das Leben zu nehmen - ich war endlich frei!!! Ich stand meinen Peiniger gegenüber und schrie ihn an, ich brüllte mir all den Schmerz aus der Seele. Es war vorbei!! Das war ihm bewusst und mir auch. Er schlug mich ein letztes mal. Ich stand auf und ging und kam nie wieder zurück. Er starb ohne mich je wieder gesehen zu haben.

Es gibt ein Sprichwort: "Die Hoffnung stirbt zuletzt" Ich glaube es ist die Hoffnung die zuerst stirbt, bevor man wirklich tot ist.

Natürlich bin ich heute froh überlebt zu haben. Aber ich erinnere mich an das was ich als Kind fühlte. Ich verstehe meine Entscheidung sterben zu wollen. Auch Rückblickend gab es nur eine Alternative - die Zeit - aber das wusste ich als Kind und Jugendliche nicht. Und aus dem Grund habe ich jeden einzelnen meiner Freunde/Bekannte die sich im laufe der letzten Jahre das Leben nahmen verstanden.

Ich werde es immer verstehen, wenn jemand aus freien Stücken geht, weil es das einzige ist, das wir wirklich entscheiden können. Alles andere wird von Außen diktiert, von Menschen die uns lieben, von solchen die es nicht tun.

Sich hier raus zu krallen ist ein Ausweg. Natürlich gibt es auch andere Auswege - die Zukunft ist aber ungewiss, die Vergangenheit ist bekannt.

Es gibt für mich heute nur einen Grund mir das Leben zu nehmen und das ist Siechtum und ein grausamer Tod.

Sollte ich erfahren, ich habe Krebs im Endstadium, Alzheimer oder schlimmeres das unaufhaltsam zum Tode führt,dann werde ich meine Entscheidung neu überdenken. Ansonsten habe ich so viel erlebt, das ich mit fast jedem Schmerz klarkomme, das ist mein Geschenk an mich selbst. Es kann nicht schlimmer sein, als die ersten 17 Jahre meines Lebens.

Zum Thema Tod:

Der Tod selbst macht mir keine Angst, vorvor ich Angst habe ist der Schmerz der kommen könnte.
Diese Woche war voll mit Todesnachrichten. Ein Hund einer Kollegin meiner Frau hat einen Köder mit Rasierklingen gefressen und ist innerhalb von einer halben Stunde innerlich verblutet. Ich erfuhr von meiner Tierärztin und Freundin, das eine ihrer Katzen (die ich sehr liebte) beim Spielen einfach umfiel und starb. Die Medien waren wieder mal voll mit Nachrichten über Todesfälle. Der Tod ist Teil des Lebens.
Das ist mir schon seit vielen Jahren bewusst. Es ist kein Ende, sondern einfach nur ein Moment der das Leben in dieser Exsistenz beendet. Wir wissen nicht was danach passiert. Vielleicht gar nichts, vielleicht ist es aber auch wirklich so, dass wir nur die Exsistenz wechseln und die Dinge die wir erfahren haben mitnehmen in eine andere Lebensform.
Der Kreislauf des Lebensende ist gespickt mit Vorstellungen, Illusionen und Wünschen und diese gehen oft sogar soweit, das Menschen mit bekannten Drogen und anderen Substanzen versuchen den Tod zu erforschen.
Er hat eine Faszination auf uns Menschen. Letztenlich ist der Tod manchmal sogar noch intensiver in unseren Köpfen als das Leben selbst.
Er begleitet uns jeden Tag den wir erleben, denn jeder Tag könnte der letzte sein.

Letztendlich werden wir dauernd mit dem Tod konfrontiert, indem wir den Tod als Nahrung zu uns nehmen. Auch ich als Veganerin ernähre mich vom Tod anderer (Kleinst-)Lebewesen. Das ist etwas womit sich die wenigsten Menschen wirklich konfrontieren. Sie essen Leichen (ein Aas ist ein verwesendes Tier). Der Tod ist somit allgegenwärtig Teil des Lebens.

Wenn ich über den Tod nachdenke, dann denke ich auch an meine Hinterbliebenden. Sie bleiben zurück, wenn ich gehe. Im Laufe der Zeit habe auch ich Wünsche entwickelt, die mir den Tod einfacher machen. Ich würde gerne als erste Sterben, rein egoistisch entgeht mir dann der Verlust meiner geliebten Menschen, der Schmerz der zurück bleibt als letzter zu gehen. Ich habe keinen Trost, wie viele andere Menschen ihn haben, mit der Vorstellung der geliebte Mensch wartet schon am Ende des Regenbogens. Ich glaube nicht an eine Regenbogenbrücke, oder an ein Wiedersehen mit meinen Lieben - nicht so wie ich jetzt bin.

Ich glaube aber an eine Begegnung in einer anderen Existenz. Man läuft aneinander vorbei, man sieht sich in die Augen, man lächelt sich zu - irgendwas in einem weiß es, aber das Bewusstsein fehlt, auf dieses Wissen zurück zu greifen. Dieser eine Moment und dann ist die Begegnung vorbei. Man läuft weiter und es zieht in einem sich umzudrehen und zurück zu blicken. Manchmal tut man es, aber die Begegnung ist in der Menschenmasse verschwunden. Was zurück bleibt ist ein Moment des Bedauerns. Solche Erfahrungen hatte ich schon oft. Ich schüttel sie dann ab, wie man Wassertropfen abschüttelt. Es ist eine Art Erkennen, dieser eine Moment in den Augen des anderen.
Das verstehe ich unter karmischer Beziehung. Ja ich habe die Hoffnung, das beide zurück blicken, im gleichen Augenblick sich erneut die Augen begegnen, das Lächeln. Beide stehen bleiben und lachen wieder aufeinander zu gehen, nicht wissen warum, sondern einfach nur diesen Impuls folgen. Vielleicht passiert das nicht oft, aber ich habe die Hoffnung, das es oft genug passiert und man erneut die gleichen Gefühle empfindet... Ich habe sogar die Vermutung, dass meine Frau und ich, genau diesen einen Moment der Begegnung erlebten als wir uns kennen lernten.

Wenn ich an den Tod denke, so hole ich mir auch genau diese Vorstellung. Ich stell mir vor, genau das zu tun, nicht weiter gehen, schnell zurück blicken. Vielleicht rufen: "Hey warte, ich will dir was sagen. Da ist etwas zwischen uns. Ich weiß das und ich weiß, dass du es auch weißt!"

Und ich hoffe sehr, das der Mensch den ich jetzt in dieser Existenz mit ganzen Herzen liebe, wieder stehen bleibt. Wir uns ansehen, uns anlächeln und einen Kaffee oder Tee zusammen trinken. Ich stell mir vor, wie wir uns erneut kennen lernen mit einer ganz anderen Geschichte. Wir ganz andere Menschen uns erneut lieben lernen. Vielleicht sind wir nur Freunde fürs Leben, aber die Verbundenheit die ist da.

Es gibt Momente da schau ich meine Frau an und sehe diese ganzen Schichten von Existenzen, zumindest nehme an, dass es genau das ist. Ich sehe in sie hinein und durch sie hindurch in andere Epochen, andere Zeiten, andere Leben. Und das gibt mir die Kraft meinen Tod zu empfangen, wenn es einmal so weit ist. Denn ich habe nicht die Vorstellung, das es vorbei ist.

Es gibt so viele Konstrukte von Leben. Paralelluniversen, andere Welten, andere Existenzen. Ich weiß das nichts vergeht, alles hat seinen Sinn. So das Leben wie auch der Tod.

Der Tod hat nichts grausames oder gruseliges wenn man weiß, dass alles da ist, alles vorhanden ist auf dieser Welt. Das ist meine Vorstellung vom Tod.

Euch allen wünsche ich ein schönes Leben voller Glück und einen schönen Tod wann immer er kommen mag.

Namasté 

Eure Jo 

Foto: von meiner Freundin Enna Janov.  Alter Friedhof 

Samstag, 18. April 2015

Selbsterkenntnis

Gedanken einige Monate vor meinem Geburtstag



Es ist unglaublich ich gehe ganz schnell auf die 50 zu, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so alt werde. Ein halbes Jahrhundert lebe ich dann auf diesem Planeten. Ich habe so viel erlebt und viel gesehen und an Gefühlen gelebt. Es reicht um mehrere Leben auszufüllen. Manchmal frage ich mich ob andere Menschen auch so viel in ihrem Leben erleben. Oder ob ich einfach durch alles durch muss, was an Erleben möglich ist. Es gibt Menschen die schreiben ganz viel über Mord und Missbrauch und Selbstmord und Drogen, sie werten solche Dinge als Negativ und verbuchen sie unter: "Gut das ich das nur aus Krimis kenne!". Ich kann darüber reden, weil ich weiß was es in einem Menschen macht und was es aus einem Menschen macht. Ich habe die Erfahrung gesammelt, das wir Menschen durch unsere Stärke oft vergessen, dass wir genauso schwach sind. Die Schwäche die als etwas schlechtes angesehen wird, oft mehr Gutes enthält als die Stärke die allgemein als Positiv anerkannt wird.

Ich habe erkannt das der Mensch sich aus diesem Grund - das wahrnehmen seiner Stärke - vollkommen überschätzt auf diesem Planeten und oft vergisst, das er nicht alleine hier lebt. Ich habe im Laufe der letzten 50 Jahre erkannt, das es wichtig ist, die eigene Schwäche zuzulassen, sich selbst als Mensch zurück zu nehmen und somit anderen Lebewesen den Platz einzuräumen den man locker ausfüllen könnte, ganz einfach weil es Leid verhindert, das genauso heftig wieder zurück kommt. In Form der Vernichtung unserer Welt.

Wir Menschen sind nicht die Eroberer unseres eigenen Planeten, wir sind die Zerstörer, jeder einzelne von uns - das habe ich in mir selbst erkannt. Ich bin in der Lage alles niederzutrampeln was ich aufgebaut habe und es erneut aufzubauen, ganz egal was es an Ressourcen verbraucht. Ich habe erkannt, das ich töten kann und vernichten, dass ich dazu in der Lage bin Schmerz und Leid zu verbreiten. Ich habe aber auch erkannt, das ich in der Lage bin genau das Gegenteil zu tun.

Wir haben immer die Entscheidung was wir erreichen wollen mit unseren Taten, wir müssen nur vorausschauend handeln. Wir müssen erkennen was passieren könnte, wenn wir tun, was wir tun. Und wir müssen erkennen, das wir nicht die Krone der Schöpfung sind, das sind andere Lebewesen weit vor uns gewesen und es werden immer andere Lebewesen sein, die diesen Platz viel mehr verdienen als wir.

Durch die letzten 50 Jahre habe ich Demut kennen gelernt, eine sehr intensive Erfahrung, die mich lehrte was Einsamkeit, Armut, Reichtum, Leid und Glück bedeutet. Ich muss durch all das hindurch um mich selbst kennen zu lernen und anzuerkennen, das nur durch das Selbst, das Ego Mitgefühl entsteht. Weisheit ist ein Erfahrungsschatz der sich nur dann öffnet, wenn man all das erlebt und sich nicht verschließt vor dem Schmerz der Selbsterkenntnis - das dass Menschsein eben nur eines von vielen Seins in diesem Universum ist.

Es ist nicht das Negative das uns hemmt in unserer Entwicklung, es ist eher das was wir nicht wahrnehmen. Die Kleinigkeiten, die Schönheiten, zu verstehen, dass es immer weiter geht, durch jeden Schmerz, jedes Leid hindurch auf eine andere Seite der Erfahrung. Zurück blickend waren es wichtige und gute 50 Jahre. Auch das Leid das seine Spuren hinterließ hat mich geschützt vor Unachtsamkeit. Ich habe nie den Blick der Reaität verloren, ich bin nie abgesoffen in einem Strudel der Illusion. Zurückblickend erkenne ich, das ich all das brauchte um zu verstehen wie unsere Welt tickt. Unsere Welt die durch meinen Blick eben nur meine Welt ist, nicht jedermanns Welt.

Die Wahrheit hinter all dem ist immer die Wahrheit des Betrachters. Mit dieser Erkenntnis gehe ich in mein 51 Lebensjahr und ich gehe voller Glück!

Namasté

Alles liebe eure Jo