Mantra Musik
Samstag, 27. Juni 2015
Vom Gehen und Ankommen ...
Die letzten Tage waren hart für uns, vieles wird sich im Laufe der letzten Tage, Wochen, Monate und Jahre verändern und der Anfang dieser Veränderung ist bereits sichtbar. Die Aktuellen Ereignisse habe ich in meinem Tierhof Blog veröffentlicht, daher werde ich hier im Grunde da weiter machen, wo ich im Tierhof Blog aufgehört habe.
Ich habe schon viele Momente der Veränderung erlebt, schöne wie traurige, angstmachende. Momente des Kontrollverlusts und solche an denen ich bewusst teilhaben konnte.
Dies ist ein Moment an dem ich selbst nicht direkt beteiligt bin, ich kann es weder ändern noch aufhalten. Es geht seinen Gang.
Im erste Moment an dem wir erfahren haben, das Britta vielleicht unsere Existenzgrundlage verliert gingen mir ganz viele unterschiedliche Gedanken durch den Kopf.
"wie irre, endlich sind wir frei gehen zu können wohin wir wollen, ohne an Hessen gebunden zu sein"
"Oh Scheiße was ist mit den Tieren"
"Dann müssen wir Agata mit dem Kescher einfangen, die arme Maus und dann, wo soll sie hin? Niemand nimmt so eine Angstkatze."
"Dann müssen wir Bella und Blue trennen, wie sollen die beiden das Überleben ohne erneutes Trauma"
"Wir müssen das Haus aufgeben"
"Insolvenz"
"Panik"
"Ich muss was tun, ich muss recherchieren, das geht so nicht, es muss einen Weg geben"
"So habe ich meine Frau noch nie gesehen, was mach ich bloß wenn sie aus dem Tief nicht raus kommt"
"Und Shaya, wie geht sie damit um"
"Dann können wir endlich ans Meer"
"Aber welcher Mieter nimmt uns mit einer Negativ Schufa"
"Die Tiere, die Tiere!"
Panik
Die ersten zwei Tage ratterten diese und andere Gedanken durch meinen Kopf, ich war hellwach und ganz klar und ich wechselte meine Gefühle von Sekunde zu Sekunde. Innerhalb von 24 Stunden hatte ich alles durch, von heftigen Wein Attacken bis hin zu einem ganzen Plan voller Ideen.
Am meisten machte mir meine Frau sorgen, sie hing absolut in den Seilen, immer wieder hörte ich von ihr: "Es tut mir leid, es tut mir so leid" und einmal sagte sie:
"Bitte verlass mich nicht".
Ich konnte es nicht fassen wie sie überhaupt auf diesen - für mich - schwachsinnigen Gedanken kam.
Nach dem ich sie getröstet hatte und ihr immer wieder klar machte, das DAS kein Grund für mich ist sie zu verlassen, schon mal gar nicht in einer solchen Situation beruhigte sie sich langsam und dann kam der Moment an dem ich sie ansah und ihr klar machte, dass ich ihre Hilfe brauche, das ich nicht die komplette Zeit über stark sein kann, das wir zusammen ein Team sind. Das wir zusammen alles erreichen. Wir sahen uns in die Augen und dann kam endlich der Satz von ihr: "Zusammen schaffen wir alles, zusammen sind wir stark!"
Ab diesem Moment war die Panik in mir weg.
Natürlich war und ich bin traurig, vielleicht verlieren wir unser Haus, unseren Hof. Alles verändert sich. Aber wir verlieren uns nicht. Wir gegen den Rest der Welt.
Ich habe zwei Tage und zwei Nächte meditiert, nachgedacht, recherchiert und wieder meditiert und mantren gehört und gesungen. Ich war so spirituell wie schon lange nicht mehr. Und die komplette Zeit über hatte ich dieses: "Alles wird gut!" im Kopf.
Auch jetzt begleitet es mich still aber beständig. Ich habe meinen Enthusiasmus, meine Hoffnung wieder. Und dieses Wissen durchströmt mich.
Wir Menschen nehmen Gegebenes oft als Sicherheit war und wenn diese Sicherheit verschwindet erleben wir ein Gefühl von Fallen, als würden wir den Boden unter den Füßen verlieren.
Bis zu diesem Tag war mir nicht bewusst, das es mir genauso ergangen ist. Ich habe gedacht ich hätte endlich die Sicherheit die ich bisher noch nicht einmal vermisst habe. Ich habe mich darin wohl gefühlt, ein Haus zu haben, einen Ankerplatz, einen Ruhepol, eine kleine Insel.
Das erste mal in meinem Leben habe ich mich ein kleines Stück zuhause gefühlt.
Jetzt ist dieses Gefühl nicht mehr da, statt dessen lebt sich gerade ein Gefühl von Verabschiedung ein.
Wir wissen noch nicht ob wir erneut aufbrechen in eine neue unbekannte Welt voller Wunder. Ein neues Zuhause irgendwo.
Aber alles ist im Aufbruch. Durch diesen Schock, die Angst, die Klarheit ist uns bewusst geworden, dass das ganze Leben ein unsicheres Paket voller Entwicklungsmöglichkeiten bereit hält. Das Sicherheitsnetz ist nur eine Illusion, in Wahrheit fallen wir andauernd, durch alle mögliche Bodenlöcher, wir merken es nur nicht, weil die Illusion so hartnäckig in unseren Köpfen bestand hat.
Meine Familie und ich werden lernen damit umzugehen. Besonders beeindruckt war ich von meiner Tochter, die nur eines möchte. Als ich ihr sagte, dass es sein kann, dass wir umziehen und sie in eine neue Schule muss, war ihre Antwort: "Ich möchte aber einen Kirschbaum wieder haben!"
Britta und ich sahen uns an und mussten lächeln, das ist das kleinste Problem.
Das Leben bringt so viele Samen hervor, man muss sie nur einpflanzen und ernten und sich dann überraschen zu lassen, welcher wundersame Baum daraus entwächst.
Wir haben unsere Samen gerade gefunden, demnächst pflanzen wir sie ein.....
In diesem Sinne:
Hoffnung ist, wenn es trotzdem weiter geht und das tut es immer, man muss nur fest daran glauben...
Namasté eure Jo
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