Mantra Musik

Sonntag, 21. Mai 2017

Gegendarstellung Traditionen



Nun folgt eine Gegendarstellung meiner Freundin Natalie zum Thema Traditionen:


"Eine philosophische Stunde...


Feste - Bräuche - Traditionen

Ich liebe sie und sie sind Teil meines Lebens, meines Jahresverlaufes, wenn man es so sagen kann.


Ich feier Geburtstage sehr gerne. Ich freue mich dass es die Menschen in meinem Leben gibt und möchte dies auch an einem Ehrentag mit ihnen feiern.

Ihnen etwas Gutes tun, Ihnen zeigen dass sie mir wichtig sind und sie, nur diese 1 Person an diesem Tag, im Mittelpunkt steht und gefeiert wird.

Der Beginn eines neuen Lebensjahres und zugleich die Erinnerung daran dass diese Person vor ... Jahren geboren wurde und irgendwann Teil meines Lebens wurde.

Wir feiern Geburtstage selten leise und nur für uns. Da wir gerne mit Freunden zusammen sind und feiern lieben, ist es oft recht voll bei uns und ich finde es schön...

Unser Haus, unser Garten ist dann noch lebendiger. Es versammeln sich Menschen die gutes im Sinn haben und die Zeit gemeinsam verbringen möchten. Gut gelaunt sind, lachen, erzählen, ...

Es ist immer ein riesiger Aufwand, viel Arbeit, aber am Ende zeigt sich dass sich der Aufwand gelohnt hat und ich denke noch lange an diese schönen Höhepunkte im Jahr.


Christliche Feiern und Traditionen

Auch diese, zumindest die für mich wichtigsten feier ich mit meiner Familie. Vorallem Ostern und Weihnachten. Himmelfahrt ist für mich ein freies Wochenende, das mir und meiner Familie geschenkt wird. Ich denke zwar an die ursprüngliche Bedeutung, doch feier ich Himmelfahrt nicht. So geht es mir auch mit Pfingsten. Ich weiß um die Bedeutung, die Geschichte die dahinter steckt, jedoch gehe ich nicht unbedingt traditionell in die Kirche.

Eine Zeit lang nutzen wir diese Tage um uns mit Freunden zu treffen. Diese Tradition fand ich sehr schön. Dies ging dann leider irgendwann nicht mehr, da unsere Freundin nun regelmäßig zu Pfingsten arbeiten muss.

Wir wechselten dann auf die Himmelfahrtstage, was ich auch sehr schön fand, da es passte.

Und als dies dann auch geändert wurde, weil unsere Freunde andere Pläne hatten, merkte ich, wie schade es ist. Denn dies war für mich eine schöne Tradition geworden.

Tja, so können sich Traditionen ändern ohne das man es möchte.


Ich bin Christ und stehe dazu. Obwohl die, zumindest katholische Kirche, meine Lebensform leider nicht unterstützt und sogar schlecht macht, bin ich bewusst "bei dem Verein" geblieben und wir haben auch unsere Tochter katholisch taufen lassen.

Am liebsten hätte ich sie einfach als Christ taufen lassen. Ohne katholisch oder evangelisch als Beisatz.

Ich verstehe mich als Christ und fühle mich in beiden Formen zu Hause.

Als ich in den Norden zog und in der Kita anfing, wurde ich, ganz ehrlich, das 1.Mal intensiv mit "evangelischen Gedanken" meiner Mitmenschen konfrontiert.

Es hieß immer "Die Katholen", mit einem faden Beigeschmack im Ton. Das regte mich oft auf. "Die Katholen"!

Als ich mich nach der Vertretungszeit für eine Festanstellung bewarb, fragte man sich schon im Trägerkreis ob es keine evangelischen Mitbewerber gab. Und als ich dann auch noch stellvertretende Leitung wurde, wurde dies auch tatsächlich infrage gestellt. Doch kommt es nicht unbedingt nur auf die Richtung evangelisch oder katholisch an.

Das war 1997. Lange ist's schon her!

Als ich die religionspädagogische Langzeitfortbildung machte, erkannte ich, dass uns nicht wirklich so viel voneinander trennt.

Und ganz ehrlich, ich glaube, wenn ich so einigen Christen zuhöre, bin ich wohl doch eher evangelisch als katholisch (?) ...oder eben doch Christ!

Ich nehme am Abendmahl im Gedenken an Jesus Abendmahl, welches er mit seinen Freunden damals in Jerusalem zum Pessahfest feierte, teil und glaube nicht, dass es sein Leib und Blut ist welches ich zu mir nehme.

So, wie ich es für mich verstehe, hatte ich es damals in meiner Heimatgemeinde gelernt und verinnerlicht. Ich war entsetzt als ich eines Tages, da war ich auch schon Mitte 20, von Kanibalismus der Katholiken hörte!


Ich bin dafür nicht einfach etwas fallen zu lassen oder schwierigem aus dem Weg zu gehen, sondern versuche lieber von innen her etwas positiv in Bewegung zu setzen. Daher bin ich weiterhin katholisch.

Und sollte es eines Tages soweit sein dass die Kirchen sich zusammen tun und wir wirklich von Christ-sein sprechen, freue ich mich einfach nur Christ sein zu können.


Und es macht mich traurig immer wieder von anderen zu lesen wie eingeschränkt ihre Sichtweise bezüglich unseres christlichen Glaubens und unserer Lebensweise sind. "Christen müssen" "Christen haben zu tun" "Christen sind nicht frei" "Ich will mich nicht diesen Zwängen unterordnen."

Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Wie kommt diese veraltete und so negative Sichtweise nur? Nicht hier, in diesem Teil der Welt, in dieser Zeit!

Mitunter habe ich den Eindruck dass Kirche, Christen schon in die gleiche Schublade Hitler/Nazis gesteckt werden.


Ich mag auch Feste und Bräuche die nicht christlichen Ursprungs sind.

Ich feiere mit meiner Familie und Freunden Silvester. Ich denke an den letzten Tagen eines Jahres oft über das Vergangene nach und begrüße voll Freude das Neue.

Ich mag Silvesterböller nicht. Das finde ich überflüssig. Vorallem dieser heftige Konsum der zu Silvester betrieben wird.

Und dennoch mag ich Feuerwerke sehen.

So z.B. meiner Heimat. Dort feier ich am liebsten diesen Gedenktag. Hier im Norden ist er weniger bedeutend. In unseren christlichen Einrichtungen schon. Doch sonst merkt man davon nix. Aber ganz ehrlich, ich denke so wie in Kempen wird es nirgends gefeiert.

Wie glücklich und auch stolz war ich, als meine Tochter das 1.Mal an meiner Seite ins Kempener Rathaus einzog und ihre Laterne trug. Als sie ihre Tüte bekam und ich in die Zeit zurück versetzt wurde als ich selber noch Kind war und durch die Straßen mit Ziel "Rathaus" marschierte.

Und dann ging es noch durch die Nachbarschaft. Es wurde gesungen, stolz die Laterne gezeigt und wir freuten uns wie kleine Könige über die Beutel voller Süß. An den Tagen hatten wir so viel Süß. Viel mehr als an allen anderen im Jahr.


Tradition... Dies ist eine schöne Tradition noch aus meiner Kindheit, aus der unserer Eltern noch und ich hoffe, sie wird viele weitere Generationen noch weiter gefeiert.


Es gibt Feste die ich überhaupt nicht mag. Schützenfest z.B. ich sehe da keinen Sinn drin, kann die Freude derer am schießen und saufen nicht teilen.

Jahrmärkte... ich gehe da sehr selten hin, weil es für mich zu kostspielig ist. Es tut mir schon leid um die Tradition des Schaustellerstandes, als Kind hab ich es auch geliebt, doch als Erwachsene mag ich es nicht mehr.

In meiner Heimat heißt es übrigens "Kirmes" und in Cuxhaven "Fleckenmarkt".


Und ich denke, so ist es bei vielen in unserem Leben. Manches bleibt und ist bedeutend, anderes ändert sich, da wir uns auch ständig in einem Wandel des Lebens und der Zeit befinden.


Maibaumaufstellen.... in meiner Heimat wurde es zumindest früher "liebevoller" umgesetzt. Ich gebe zu, ich hatte leider nie einen. Aber das ist ja auch klar, warum nicht.


Muttertag

Gestern war Muttertag. Meine Kinder haben etwas für uns gemacht und ich hatte mich sehr darüber gefreut. Und sie waren stolz dass sie etwas für uns, Mama und Mami, gemacht hatten.

Und, ich gebe es ganz frei zu, ich freue mich dass es wenigstens diesen Tag gibt an dem die Kinder mal ihre Dankbarkeit uns gegenüber kundtun und ich mich besonders fühlen darf. Und eines Tages werden sie es hoffentlich verinnerlichen und es auch an anderen Tagen zeigen, nicht nur an diesem vorgegebenen Tag.

Und, meine Güte, wenn ihn jemand nicht feiern möchte, braucht er / sie es doch nicht!

Es ist doch nicht vorgeschrieben.

Und ja, ich weiß um viele Aber, dennoch bleibt dieser Tag in meinen traditionellen Brauchtümern.

Genauso, wie es einen Kindertag gibt.


Vatertag wurde in unserer Familie nicht wirklich gelebt. In Kiga und Schule spielte dies keine Rolle. An den Muttertag wurde gedacht und mit uns Kindern etwas gebastelt oder Gedichte geschrieben, ein Vatertag war mir sehr lange unbekannt.

Unsere Mutter hatte mir mal, als ich sie dann irgendwann, bereits zur Realschulzeit fragte, gesagt dass die Männer sich diesen Tag "Christi Himmelfahrt " dafür genommen hätten. Er sei nicht so festgelegt wie der Muttertag.

Und wenn ich nachlese, finde ich dazu auch keine präzise Angabe. Lediglich, dass Männer früher schon Herrentage hielten.

Es war wohl "praktisch" Himmelfahrt dafür zu nehmen, da dieser Tag ja als kirchlicher Feiertag frei ist. Dann nimmt man noch den Brückentag dazu, gefolgt vom Wochenende und kann sich vom Suff ausschlafen.😉


Märkte / Volksfeste

Ich bummel gerne über Märkte. Bauernmärkte, in Kempen gibt's u.a. den Halbfastenmarkt, in Uerdingen den Flachsmarkt, in Bremerhaven die Sail, ...

Künstlerische, handwerkliche Stände anschauen, ihnen bei ihrer traditionellen Handwerkskunst zusehen,... bummeln, schauen und staunen. Schnuppern und schmecken. Mit allen Sinnen eintauchen.


Dieses Jahr feiert unsere hiesige Freiwillige Feuerwehr ihr 125 jähriges. Derzeit verändert sich das dörfliche "Ansehen". Es wird festlich geschmückt, fleißig vorbereitet.

Da wir über Himmelfahrt verreisen, werde ich es nicht mit erleben. Schade.

Ich wär gerne mal hin, das bunte und rege Treiben miterleben...etwas zumindest.

Es wird erzählt, gespielt, getanzt, getrunken, gelacht, ....

Ich finde es schade dass Menschen die Wirkung des Alkohols benötigen um sich geselliger und lockerer zu empfinden und dann erst richtig Spaß haben können.

Aber ich kann es so stehen lassen.

Solange es nicht Überhand nimmt und es nett und gesellig bleibt, ist es für mich in Ordnung. Und wenn jemand gerne Bier oder Wein anstatt Cola o.a. trinkt, warum nicht? Es heißt ja nicht dass es von allen so verlangt wird!


Und das ist es, was ich mir oft denke:

Wir können gut zusammen leben und unsere verschiedenen Vorlieben, Bräuche und Lebenseinstellungen NEBENEINANDER stehen lassen. Ohne das andere schlechter zu machen. Ohne mit dem imaginären Zeigefinger mahnend anzuzeigen was falsch daran ist und warum das andere besser sein soll.

Leben und leben lassen.

Lieben, annehmen oder zumindest akzeptieren. Das Anderssein akzeptieren.


Wir sind eine vielfältige Gesellschaft. So viele individuelle Menschen leben nahe beieinander. Z.T. brauchen wir uns auch gegenseitig. Sind so unterschiedlich und doch so ähnlich. Im Wesentlichen ähneln wir uns sehr. Die meisten zumindest, wenn man sich ihre Weltanschauung anhört.


Religionen

Es gibt verschiedene Religionen. Ich glaube fest daran dass sie einem Ursprung entspringen und wir Menschen diese Vorstellungen des religiösen Daseins, des Glaubens, individualisiert haben.

Wie ein Weg von dem sich immer und immer wieder neue Wege abzweigen.


Wir entspringen demselben Ursprung. Wir alle. Und unsere Weltanschauung, unser Glaube, auch.

Und ich meine, es gibt keinen Menschen der ungläubig ist. Jeder hat auf seine eigene Weise eine gewisse Vorstellung/ Idee von dem, an was er glaubt, was ihm wichtig ist, in sich. Und damit meine ich nicht Gott!"



Danke Natalie für deine Persönliche und Offene Gegendarstellung. Und danke dass ich sie veröffentlichen durfte.


Herzlichst deine Jo

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