Mantra Musik

Donnerstag, 25. Mai 2017

Erkenntnis 6 - Ein gutes Jahr nach meinem Erwachen



Es ist jetzt ein Jahr und sieben Monate her, eine kurze oder lange Zeit, wenn man Zeit als Linear betrachtet.

Als ich mich entschied wieder im ICH zu wandeln mit eben allem was dazu gehört, entschied ich mich auch zu vielen anderen Dingen, z.B. nicht mehr so im Tierschutz zu arbeiten wie davor, mich wieder politisch zu engagieren, wieder wütend zu sein, zu genießen, zu trauern, schmerz zu haben, zu streiten, zu diskutieren usw.
Also wieder voll und ganz ein Mensch unter Menschen zu sein.
Hin und wieder tauche ich ab, aus der Illusion heraus. Ich erlebe wieder alles in Gleichmut, in einem Zustand des Verstehens und Wissens. Des in sich ruhens, im Allsein mit allem.

Dieses Auf und Ab Tauchen:

Es ist nicht so das ich JETZT nicht erfahre, was ich vorher erfahren habe. Das Erwachen ist Teil meines Bewusstseins, aber ich bin weit davon entfernt gänzlich einzutauchen in diese Leerheit, die ich damals empfunden habe.
Ich bin vielmehr völlig davon überzeugt, dass es so etwas wie ein Dauerzustand von Erwachen nicht gibt. Es ist ein ewiges Neueinpendeln zwischen schmutziger Wäsche, zwischen aufs Klo gehen, Erkenntnisse des ICH - Seins, des Hierseins, mit Erkenntnissen des Nicht Ichs. Wenn ich abtauche in das NICHT Ich - die Jo ist Willenlos, weil kein Wille da ist, dann erlebe ich um mich herum ein einziges SEIN. Dann kann meine Tochter brüllen, die Waschmaschine den Geist aufgeben, meine Frau sich über eine Rechnung ärgern, mein Kater eine Maus fangen. Die ganze Welt kann sich selbst gerne haben, oder eben auch nicht. Es ist wie es ist.

Dieses Gefühl der Gelassenheit, des Gleichmuts ist ein ruhiges Gefühl, ein Gefühl der unendlichen Ruhe inmitten eines Orkans.
Alles was ist, was passiert darf auch sein. Weil alles seine Berechtigung, seinen Sinn in der Sinnlosigkeit hat.
Alle Gegensätze liegen nebeneinander, aufeinander, verbinden sich, lösen sich wieder. Alles ist in Bewegung, es gibt keinen Stillstand, aber es gibt auch keine Zeit, keine Notwendigkeit, kein Anders sein, oder Aussergewöhnlich sein.
Im ICH-Losen Zustand ist all das mit sich selbst verbunden. Und Jo ist Teil davon, oder alles ist Teil von Jo.

Ich glaube nicht daran, dass es dauerhaft für uns Menschen möglich ist Erwacht zu sein.

Oder anders, für uns "normale" Menschen. Menschen mit Familie und Beruf und Hobbys und Religionen und und und... Menschen die nicht wie ein Yogi 24 Stunden in einer Position hocken, ohne zu Essen, oder aufs Klo zu gehen. Menschen die sich nicht gänzlich zurück gezogen haben, in ein isoliertes Leben, einer einsamen Insel, mitten im Nirgendwo ohne Kontakt zu anderen Menschen.
Ich las mal vor einigen Jahren von einem Yogi der sich angeblich 70 Jahre von Licht ernährt hat, es stellte sich dann später heraus, dass das nicht der Wahrheit entsprach.
Wir kennen alle solche Geschichten von Erwachten:


Eckhart Tolle
Mooji
Byron Katie
Meister Eckhart
Mutter Meera (kennt ihr ja schon aus meinem Blog)
Jesus
Buddha
Meister Raphael
usw.

Das interessante an all diesen Geschichten, sie erwachten nicht einfach nur und sprachen dann nicht darüber, oder zogen sich gänzlich von allem MENSCHSEIN zurück. Alle waren und sind mitteilsam. Die einen schreiben darüber, die anderen machen Seminare, einige verschwanden kurzzeitig von der Bildfläche wie Meister Raphael ein Deutscher, der dann irgendwann die Nase voll hatte von Seminaren und sich nach Norditalien absetzte.

Sie alle haben eines gemein:
Sie haben sich aufgeregt, sie mussten sich mitteilen. Sie mussten hinausposaunen, dass sie erwacht sind, mussten mit anderen arbeiten, damit auch sie erwachen, haben Seminare abgehalten, mussten sich zeigen, haben Geld für ihre Arbeit erwartet oder verlangt. Sie konnten sich immer noch ärgern, sind ihren Hobbys nachgegangen, haben Fleisch gegessen oder Alkohol getrunken. Usw. Jesus hat genauso mit seinen Jüngern an einer Tafel gesessen, wie Buddha mit seinen Mönchen.
Jeder von ihnen war davon überzeugt anderen Helfen zu müssen, die Gründe sind unbedeutend.
Dieses Müssen und Wollen - das ist Bedeutsam.
Dieses sich zeigen wollen, was da passiert ist - das ist Bedeutsam.
Sich über andere aufregen oder negative wie positive Gefühle zu haben - das ist Bedeutsam.

Es ist Bedeutsam, das jeder von ihnen Erwartungen hatte, an seine Anhänger, Seminatteilnehmer, Partner oder wie auch immer. Ich kenne "Erwachte" die mir mitteilten, dass sie nichts umsonst tun und dann eine horrende Summe für Seminare erwarteten. Oder ein Buch veröffentlichten, in öffentlichen Fernsehsendungen auftraten usw.

In dem Moment wenn all diese Bedeutsamen Punkte zusammen treffen, ist das ICH wieder voll aktiv.
Das ICH Will gesehen werden, akzeptiert werden, geliebt werden, beschützt werden, anerkannt werden.
Und wenn es das nicht wird, fühlt es Leid.

Während ich erwachte, war in mir alles Gelassen. Ich war in einem Gleichmütigen Zustand. Ich fühlte eine noch nie bis dahin gefühlte Ruhe. Ich hatte nicht das Bedürfnis irgendetwas zu tun, vielmehr konnte ich alles lassen.
Alles stehen lassen, jede Meinung, jeder Gedanke, jede Empfindung, jede Tat.

Ich fühlte mich weder an etwas oder jemanden angehaftet noch involviert. In mir war Liebe, aber die war nicht auf einzelne Personen bezogen, sondern auf alles um mich herum.
Dieses Eins-Sein, hatte mit dem Begriff: Eins nichts zu tun. Es war vielmehr eine Fülle in der ich als Teilchen mitschwam, oder eine Fülle in der alle Teilchen in mir schwamen.

Ich kann es nicht besser erklären.
Auf jeden Fall hatte ich kein Interesse mich anderen mitzuteilen, aber ich hatte Interesse das festzuhalten, was in mir passierte. Unwichtig ob die Nachwelt es las. Ich kann das aus heutigen Gesichtspunkten nicht so genau einordnen, ich dachte nicht darüber nach warum ich etwas tue, ich tat nichts wirklich, es war nichts da was ich hätte tun können und doch schrieb ich.
Denn eine andere Form von Mitteilen hatte ich nicht.

Wenn ich heute so zurück blicke, war es ein sehr einseitiger Zustand der nichts mit einem "Gemeinsamen" Erleben zu tun hatte. Ich war vielmehr von anderen Entfernt, durch ihre Wahrnehmung. Für mich war das anders, aber aus heutiger Sicht, ist das nur ein weiterer Kritik Punkt, denn ich verursachte dadurch unbewusst Leid.
Indem andere Menschen sich nicht mehr mit mir verbinden konnten.

Wenn man glaubt, das ein Erwachter Zustand auch anderen etwas bringt, dann täuscht man sich. In erster Linie ist das Eintauchen in die Illusionslose Realität ein Ding das man nur selbst erfährt und sonst niemand.
Es ist für die Aussenwelt mehr Ego zu sehen als davor, denn man kann nicht mehr an Dingen festhalten, an die andere festhalten, man kann sich nicht mehr miteinander ärgern, oder lachen, oder Unsinn machen. Man hat keinerlei Bedürfnis mehr, Teil einer Unsinnmachenenden Gemeinschaft zu sein. Man kann sich nicht darüber ärgern, dass die Telefonrechnung zu hoch ausgefallen ist, oder darüber das die Katze mal wieder in die Ecke gepinkelt hat. Weil das Dinge sind die bereits passiert sind, nichts was passiert ist erregt die Aufmerksamkeit, weil diese Dinge nicht zu ändern sind. Alles was passiert ist, ist bereits vorbei. Es existiert nicht mehr.
Und ab da wird das Erwachen zum Problem - wenn auch nicht für einen selbst, so doch für die Menschen die einen lieben.

Als ich begriffen habe, das mein "Zustand" ein Leidthema meiner Familie wird, wurde mir auch bewusst, das es nur zwei Möglichkeiten gibt, entweder ich verlasse meine Familie und gehe ins Kloster, oder ich aktiviere mein ICH und zwar bewusst.
Die Illusion ist mir somit bewusst.

Und somit ist es mir auch möglich immer mal wieder auf und abzutauchen.
Manchmal mach ich mir ein Spiel daraus, ich sag mir: "Ok ICH ich hab keinen Bock mehr, verschwinde mal eine Weile"
Ich muss mich etwas konzentrieren, um zu fühlen, dass da nichts mehr ist was ich fühlen könnte. Keine Bedeutsamkeit eines getrennten ICHs. Kein MEIN und MIR und DEIN.

Aber wenn ich wieder in den Zustand bin, ist auch alles wieder Gleichmütig. Ich gebe zu, ich hatte in dem einem Jahr und den sieben Monaten nicht oft das Bedürfnis mein ICH wieder los zu werden.
Das Ich, die Anhaftung, die Schmerzen, das Leid all das ist gut. Ich empfinde es als Möglichkeit fühlbar für andere zu sein. Ich bin nicht anders, ich bin nicht besonders, ich bin nicht mehr oder weniger. ICH bin einfach nur. Und nur im ICH Zustand, können andere mich Gleichwertig wahrnehmen. Im ICH losen Zustand wanderte ich vom Gleichwertigen Menschen zu einem Höherentwickelten Wesen, zu dem meine Frau und Tochter aufblickte.
Auf dieser Leiter konnte ich mehr Leid verursachen als zwischen oder unter ihnen.

Ich kann es nur so ausdrücken. Ich glaube dadurch das ich die Realität, die ICH-Losigkeit gesehen habe, habe ich auch die postitiven Seiten der Illusion eines ICHs erkannt.

Und auch verstanden, dass ein ICH notwendig ist, wenn man wirklich Leid verhindern will.
Denn nur dann ist der Wille da, nur dann kann man sich unter Menschen so bewegen, dass sie sich nicht Minderwertig vorkommen, oder als kleiner, unbedeutender als man selbst.

Als meine Frau mir damals sagte, dass ich nicht erreichbar bin, nicht mehr greifbar, als sie anfing meine Liebe zu ihr anzuzweifeln, fühlte ich ihre Sorge - ohne das ich etwas hätte tun können oder wollen. Es war wie es war.

Und genau das passiert mir nun nicht mehr. In der Illusion kann man Berge versetzen, man kann bestehende Situationen verändern, indem man den Menschen sagt: "Du schaffst das, es ist nicht schlimm. Keine Sorge!"

Im ICH-Losen Zustand ist etwas das passiert ist, passiert. Es würde also überhaupt nichts bringen, zu sagen: es ist nicht schlimm, wenn man sieht das etwas als Schlimm empfunden wird.
Sobald jemand es als Schlimm empfindet, ist es das auch für den Jenigen.
Sobald sich jemand sorgt: Ist das Gefühl der Sorge da, zu sagen: "Keine Sorge" ergebe keinen Sinn.

Ich sagte statt dessen: "Kannst du es ändern?"
Das NEIN meiner Frau war fast immer in Begleitung mit ABER. Und ich sagte: "Nicht aber, nein bedeutet das du es nicht ändern kannst. Also hat es keinen Sinn sich darüber aufzuregen"

Und damit war das Thema für mich beendet. Für meine Frau nicht. Sie lag Nächtelang wach und zerbrach sich den Kopf und fühlte sich so allein wie noch nie während unserer Beziehung.

In einer ähnlichen Situation kann ich heute sagen: "Sorg dich nicht Liebling, ich bin bei dir!" oder auch: "Komm lass uns gucken wie wir das ändern können!" Und auch wenn ich weiß, das wir es nicht ändern können, ist allein die Tatsache das ich mit ihr fühle, mich auf sie einlasse, dass sie sich anlehnen kann, das wir wieder eine Symbiose haben, nur wir zwei, ausreichend.

Mir wurde bewusst, das ich nur dann da sein kann, helfen kann, wenn ich ICH bin.

Dieses ICH ist anders als das ICH vor meiner Ich-Losigkeit, es ist bewusster und klarer.

In diesem Sinne

Wenn du selbst diese Erfahrung machen möchtest dann stell dir die Fragen:

Warum genau willst du Erwachen?
Was denkst du was durch dein Erwachen besser, schöner, befriedigender, wäre?
Meinst du es verändert sich was an der schmutzigen Wäsche, am Büroalltag, das Mittagessen in der Kantine, deinem Partner, deiner beste Freundin, des Restaurantbesuchs, das Sportstudios?
Meinst du, du wirst die gleichen Interessen haben wie vorher, die gleichen Gespräche, das Mitfiebern während der Sportschau, das Lachen wenn deine Tochter sich einen Schnurrbad mit deinem Rasierschaum ins Gesicht malt?

Wirst du die gleichen Gefühle haben wie vorher?
Wirst du dich noch ärgern können, Diskutieren können?
Wirst du den Roman weiter lesen können, der dich gerade fesselt, oder den Spielfilm sehen der Samstag Nachmittag kommt?


Denk drüber nach...


Namasté eure Andarnil


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen