Mantra Musik

Dienstag, 26. Januar 2016

Minimalismus ab Februar - Tagebuch 1




Gerade gelesen, ein ordinierter Freund übt sich in *Motomenai... und hat somit eine Vorbildfunktion für mich. Denn das steht bei  uns auch an... mein Wunsch ein Haus in einem 7,5 Tonner... ab Februar sind wir am Ausmisten... auf das unser neues Leben im herzlichen Überfluss ohne Verlangen nach materiellen Gütern beginnt...

Die Idee ist in meinem Kopf - das Umsetzen erstmal mit vielen Fragezeichen verbunden. Wie reduziert man ein 7 Zimmer Haus auf ein drei Zimmer Haus? Wie reduziert man 5 Kleiderschränke (in denen auch Bettwäsche, Handtücher usw. liegen) auf zwei Kleiderschränke, einen für unsere Tochter und einen für uns.
Wie reduziert man in etwa 40 Paar Schuhe auf maximal je Person 3 Paar Schuhe.

?


Was wir behalten wollen, steht fast schon fest:
Mein Atelier - die Sachen bleiben natürlich.
Mein Schreibselzeug.
Unsere Antiquitäten vom Trödelmarkt, Flohmarkt, Geschenktes.
Das wären zwei alte Jugendstilschränke, einige kleine Schränkchen von Anno dazumal. Meinen großen Spiegel, unser Metallbett (Sofa Alternative), den indonesischen Schrank, die indischen Tische - also das komplette Meditationszimmer. Shayas uraltes Holzbett, unser Ikeabett. Das blaue Küchenbuffet vom Speicher der Nachbarn, Küchenutensilien die wir auf jeden Fall brauchen. Unser Küchentisch und die zwei Bänke und unsere zwei Hocker... 
Das ist schon mal im Kopf als Bestandsaufnahme gebucht, daran wird sich auch nicht viel ändern - glaub ich.
Dann gibt es noch die 10000 Kleinigkeiten und da sehe ich eher ein Problem.
Da kommt jetzt schon Freude auf, wenn ich nur daran denke.

Zu Motomenai, es hört ja nicht einfach bei der Raumausstattung auf, es geht weiter... Nahrung - welche benötigt man, was sättigt, was macht wirklich glücklich. Ist ein zwei Meter Kühlschrank wirklich wichtig, oder reicht auch ein kleiner?
Braucht man wirklich so viele Pflegezeug? 
Braucht man Pafum und Schminke... meine ist sowieso reif für den Müll, denn als ich das letzte Mal Lidschatten benutzte ist Jahre her und das Zeug liegt immer noch im Schrank herum.
Braucht man so viel Putzzeug?
Unsere Küchen/Bad/Schlafzimmer/Dachboden/Kellerschränke sind voll mit dem Zeug, teilweise stehen noch irgendwo Umzugskartons herum die wir nie ausgepackt haben.
Shaya hat schon ordentlich aussortiert und somit ihren Spielzeugkonsum reduziert.

Es gibt so eine Type in mir die sagt: "es gibt doch Wohnungsauflösungen" Wir packen alles was wir nicht verschenken, oder verkaufen können in "Wertstofftüten" (Heißt Papier zu Papier, Plastik zu Plastik) usw. Überall kleine Haufen und den Rest lassen wir erledigen. Ich  liebe diese Type... aber vorher müssen wir noch einiges verkaufen, damit wir uns das überhaupt leisten können... es kommen also ereignissreiche Wochen auf uns zu, wenn wir das wirklich durchziehen wollen... ich bin gespannt und werde euch berichten.
Ab Februar geht es los... und dann kann ich auch endlich offen über den Stress der letzten Wochen schreiben... ich habe eine Menge hierzu zu sagen... mehr als so "ein mancher" gerne lesen mag...
Das  letzte Jahr war heftig, die letzen Wochen waren die Hölle, aber es geht aufwärts ...  

In diesem Sinne...

Ein Namasté
Herzlichst eure Andarnil



*Motomenai - ohne Verlangen (Japan, ZEN)

Freitag, 22. Januar 2016

Tagebuch: Klarheit


Die Klarheit die mit dem Erkennen der Ich-Illusion entsteht... hat ihren Preis. Weder "Ablenkung, noch Wegschieben" funktioniert, man muss sich  den Dingen des Lebens stellen. Und da es weder Erfolg noch Niederlage gibt, gehört der Kampf oft zu dem  Teil des Lebens, der vor dem Erkennen der Ich-Illusion lag...

Mit den Worten von Chan-Meister Hongzhi Zhengjue
(jap. Wanshi Shogaku, 1091-1157), wünsche ich euch eine gute Nacht.
Namasté eure Andarnil


„Leer und wunschlos, kalt und kahl, schlicht und wahrhaftig, dies ist die Weise, wie wir die verbliebenen Gewohnheiten vieler Leben überwinden und zusammenfalten können. Wenn die Befleckungen alter Gewohnheiten erschöpft sind, erscheint das ursprüngliche Licht, strahlt auf in deinem Schädel, ohne daß noch etwas anderes daneben wäre. Weit und geräumig, gleichwie im Herbst Himmel und Wasser verschmelzen, gleichwie Schnee und Mond dieselbe Farbe zeigen, so ist dieses Feld ohne Grenze, jenseits jeder Richtung, eine strahlende Einheit ohne Ecke und Naht. Und wenn du dich dann nach innen wendest und alles vollkommen losläßt, ereignet sich die Verwirklichung. Genau in diesem Augenblick der völligen Loslösung sind alle Überlegungen und inneren Dialoge tausend oder gar zehntausend Meilen entfernt. Und doch ist kein Prinzip erkennbar, worauf könnte man also zeigen, oder was erklären? Menschen, denen der Boden aus dem Eimer gefallen ist, finden vollkommenes Vertrauen. Daher werden wir gelehrt, einfach die wechselseitige Bedingtheit zu erkennen und zu erforschen, und schließlich uns wieder umzudrehen und in die Welt zu gehen. Wandere dahin und spiele in Samādhi. Jedes Detail erscheint völlig klar vor dir. Klang und Form, Echo und Schatten erscheinen augenblicklich und ohne Spuren zu hinterlassen.“

Hongzhi, Praxisanweisungen.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Tagebuch 20.1 - innere Einkehr


Heute gibt es nur ein Bild von mir... und ein wenig Prosa. Ich werde mal wieder eine kleine Pause einlegen, mich besinnen, einkehren in mein Inneres. Nachdenken. Es stehen Entscheidungen an, die gut überdacht werden müssen... Leben verändern sich, weiten sich, verspannen sich, entspannen sich... ich melde mich spätestens im nächsten Monat... und dann kann ich vielleicht auch offener über das Sprechen was in den letzten Monaten und Wochen passiert ist... 

Orte die ich noch nicht kenne...
Gedanken und Gefühle die mich treiben,
mich anhalten lassen an Wegen die ich noch nie gegangen bin.
Es gibt so viel zu tun sagt mein Kopf und mein Herz möchte das festhalten, dass es kennt.
Hier bin ich Glücklich, sagt es...
Wo immer es mich hin trägt, ich warte auf Entscheidungen die nicht die meinen sind...
Aber ich lächle still in meinen Weltenschmerz hinein, der so ist wie er ist.
Und hin und wieder weine ich Regen in eine unkontrollierte Welt.
Und hin und wieder stürze ich mich in die Fluten und lasse mich gedanklich hinwegtragen an die Orte die ich bald kennen werde...
Vorbreitend fange ich schon mal an Glück zu üben... denn ich weiß, dass ist das einzige, dass ich mitnehmen werde - weil ich nicht alleine bin.


Euch ein herzliches Namasté 
Alles liebe eure Andarnil


Bild: "Weltenschmerz" von Jo Andarnil Schlitzkus - steht zum Verkauf bereit. 

Dienstag, 12. Januar 2016

Tagebuch - Ausstellung plus Update

Update 22.1.2016

Babenhausener Post


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Momentan fühle ich mich wie dieses Bild -  "Kopfüber".
Emotional bin ich wieder etwas gefestigter. Es geht mir gut... so gut wie es eben gehen kann, in der Situation in der wir momentan sind.
Die letzten Tage waren eine emotionale Achterbahn die ich niemanden wünsche.
Gleichzeitig mit der Trauer und - Wut - kamen und kommen viele Ideen, viele Illusionen die ich wieder verwerfe, weil sie Zukunftsprognosen versprechen die irrational sind. Aber auch kreative und konstruktive Gedankengänge, die ich umsetze und noch umsetzen möchte.  
Es leben lassen, erleben lassen, zulassen... was anderes bleibt mir nicht übrig. 
Jeder Tag wieder ein neuer Tag. Jeder Tag ein kleiner Kopfstand mehr... 

Es ist ein Hoch und ein Tief und wieder ein Hoch. Früher konnte ich zwischendurch die Luft anhalten, oder besser die Zeit, eintauchen in einen Zustand von nicht fühlen, vergessen. Das ist jetzt nicht mehr möglich, mir wird jetzt in diesem Moment so richtig bewusst, welch ein Geschenk die Dissoziation ist. Für Betroffene ist es ein unausweichlicher Zustand von Kontrolllosigkeit, von Fremdbestimmung, Kranksein, Anormalität, Hoffnungslosigkeit. Solange bis man akzeptiert. Danach wird es leichter und für einen selbst normaler.

Für mich war es ein geschützter Raum. Mein Bild "Geschützt" (siehe unten) erklärt genau was ich damit meine. Verletzt und Nackt sitzt meine Protagonistin in einer kokonähnlichen Höhle. Genauso habe ich während meinem Vielesein in unserem "Schutzraum" gesessen, wenn eine andere Persönlichkeit sich für mich schützend ins Außen begab.


Ich empfinde mein Leben nicht mehr geschützt. Es ist dem Wandel der Kontrolllosigkeit unterworfen, was immer passiert, passiert. Damit muss man erst einmal zurecht kommen. Das Alte System etwas oder jemanden kontrollieren zu wollen, ist noch als nicht erfüllbarer Wunsch in der Erinnerung vorhanden. In meinen Bilder verarbeite ich meine Gefühle vielleicht noch intensiver als in meinem Blog. Das wird mir gerade in diesem Moment bewusst. 
Mein letztes Bild und mein erstes das ich während meiner Ausstellung gestern verkauft habe, bekam den Namen "ICE". 



Ein Zustand von Kälte, Realität, ungeschminkter Betrachtung von dem was da ist. Hier schaut das Mädchen in Rot durch ein Fenster nach Draußen und was es sieht irritiert sie. Für den Betrachter ist es einfach nur die Realität. In der Farbe Blau bringe ich die Kühle der Realität mit rein. Illusionslosigkeit mit einer Spur von Ausgeglichenheit und Ruhe (in Form von Eisblumen). Das Rot des Mädchens signalisiert das Leben und Erleben, in ihr pulsieren Emotionen die sie nicht nach Außen trägt.  Psychologisch gesehen ist da jemand der voller Emotionen sich nach der Ruhe und Ausgeglichenheit sehnt. Und obwohl ich mehr Blau benutzt habe, ist es doch das Leben das hervorsticht, die Intensität der Emotion. 

Und genau so geht es mir gerade, ich möchte etwas tun, mich bewegen und gleichzeitig suche ich den Ausgleich der mir hilft die Ruhe zu bewahren. Das Mädchen hinter dem Fenster schaut nach Draußen mit großen Augen schaut es in die Ferne... nichts über die Zukunft wissend... das bin ich.

Sehr spannend fand ich, dass genau dieses Bild zuerst verkauft wurde. Auch spannend, wie ich es verkauft habe. Man hat mir dafür mehr Geld geboten als dann genommen habe, weil ich gefühlt habe, das es der Käuferin weh tut, sie aber nicht "unter Preis" bieten wollte und zweitens ich das Gefühl hatte, das es nicht weh tun soll... denn wer das Bild kauft, weiß was "Wehtun" heißt. Das ist ein Liebhaberstück.  Britta meinte, ich würde spinnen, aber ich habe nur gelächelt. Es ist genauso richtig und nicht anders. Bislang habe ich fast all meine Bilder so verkauft, dass ich das Gefühl hatte Käufer und Bild verschmelzen miteinander, ergeben eine Einheit, eine Verbindung. Klar gab es auch Bilderaufträge da versuchte ich meine Person herauszuhalten und das waren dann auch die schwierigsten Momente der Malerei. 

Die besten Bilder sind die in denen ich mich verliere, mich einlasse auf Farben und Geschichten. Mit jedem Pinselstrich male ich einen Roman.
Das sind die Bilder die mir viel bedeuten.
Hayati (arabisch: Mein Leben) gehört dazu.
Mein bislang - für mich - bestes Bild.


Als ich es malte wusste ich gar nicht genau warum ich es malen muss. Es war eine Art Besessenheit die mich schon letztes Jahr ergriffen hat, als ich in einem Zeitungsartikel über Syrien ein Bild sah, das mich fesselte. Ein Foto das man moralisch und ethisch gut in die Schublade "Skrupellose Presse Manipulation" stecken kann. Ein kleines Mädchen wurde kurz nach ihrem Tod fotografiert. Im ersten Moment schien es mir, als wäre noch Leben in ihr, die großen braunen Augen - und im nächsten Moment sog ich zischend die Luft ein - ein Kriegsopfer. 
Ich musste weinen bei dem Anblick - nicht weil sie tot war, sondern weil der Tod sie überraschte, es schien so, als hätte sie gerade eben noch gespielt und im nächsten Moment lag sie tot in ihrem eigenen Blut. Dieses Foto war ein Meisterwerk, denn der Fotograf hat noch die Seele des Kindes einfangen können - ich glaube das man wirklich Künstler sein muss, um hinter diese moralisch verwerfliche Betrachtung zu blicken - skrupellos erscheint es, weil der Fotograf so beherrscht war und klar um auf den Auslöser zu drücken. Ich hätte gekotzt aber mit Sicherheit kein Foto geschossen. Stattdessen habe ich es gemalt... eine Distanz später.

Ich war mir damals nicht bewusst, warum ich dieses Bild mit Pinsel und Farbe umsetzen muss. Aber aus genau diesen Gründen habe ich das Foto abgespeichert, um es zu malen. Fast ein ganzes Jahr lag es auf meinem Rechner, bis zum 30.12 und am 2.1. war ich damit fertig. Für mich ist es mein persönliches Lieblingsbild. Mit dem Skalpell stach ich mir zuletzt in den Finger und ließ mein Blut an ihren Mundwinkeln hinab fließen. 

Dieses Bild bedeutet mir sehr viel, mehr als alle anderen Bilder. Nicht nur weil es mein Blut enthält sondern weil es ein Teil meiner Geschichte in sich trägt. Aber das wurde mir erst vor kurzem bewusst.  Es ist als wäre mein eigener Tod Vergangenheit. Ich hab mich letztendlich selbst überlebt und genau deshalb liebe ich dieses Bild.
Denn der Tod ist nur eine Fassette, in Wahrheit ist es das Leben, das sich in diesem Bild zeigt... und wer genau hinschaut, kann es erkennen.

Ich bezweifle das sich irgend jemand ein solches Bild ins Wohnzimmer hängen will. Auch aus dem Grund habe ich den Preis hierfür sehr hoch angesetzt.

Meine Ausstellung "Augenblicke" (im Geiste manchmal auch: Momentaufnahmen) geht noch bis zum 29.1. (Groß-Umstadt, Volksbank)
Es war ein komischer Moment als man mir Blumen überreichte und  mich für einen Artikel der demnächst erscheinen wird fotografierte. 
Ich fühlte mich total deplatziert. Total fremd wie ich dort stand. Ich hielt mich an meinem riesen Blumenstrauß fest und lächelte steif in die Kamera. 


Kennt ihr das Gefühl, nicht so recht zu wissen, wie man stehen soll, lächeln soll, wohin mit den Armen, den Füßen, den Gedanken: "Mach endlich! Drück auf diese verfluchte Kamera, meine Mundwinkel gefrieren gleich zu Stein... also MACH ENDLICH!"
Ich war froh wieder draußen zu sein, mit diesem leichten wehmütigen Gefühl meine Bilder zurück zu lassen...

Meine erste Ausstellung. Ein komisches Gefühl.
Überhaupt fühlte ich mich an diesem Tag tollpatschig und gehemmt. Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht. Gut das Britta und Sonja dabei waren, ich habe beide genervt, weil ich zweimal alles umwarf und sie die Bilder neu ausrichten mussten. Ich bin so ein verfluchter Perfektionist.. und wenn ich ehrlich bin, ich musste einige Kompromisse machen. Aber im großen und ganzen bin ich zufrieden wie die Bilder hängen und in welcher Komposition. Ich bin unglaublich froh, dass Sonja mich so gut kennt :) und meine Ungeduld erträgt. Und Britta mich so gut kennt und weiß wie ich mich in Wahrheit fühle... Ich wurde in einen Sessel gesetzt und da musste ich wohl oder übel sitzen bleiben, denn beim Versuch zu helfen, kam nur Mist heraus...

Als ich Gestern nachhause kam fühlte ich ein Gefühl von Melancholie in mir, mein Atelier sieht so leer aus ... 

Aber auch das ist ok für den Moment... 

Das Leben empfinde ich zur Zeit wie ein  Feuer, oder wie einen Zunami - absolut unkontrollierbar und ziemlich zerstörerisch.

Aber es trägt auch viel Hoffnung in sich:

Denn das eine geht, damit das andere kommen kann...

Und auch wenn es privat gesehen gerade nicht so einfach ist... so geht es weiter, von Stufe zu Stufe und wiedermal muss ich an mein Lieblingsgedicht denken (das ich hier schon einige Male zitiert habe)
"Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben..."
Ach ja...

In diesem Sinne

Namasté
eure Andarnil






Samstag, 9. Januar 2016

Tagebuch - Heute 9.1


Es ist nicht einfach über etwas zu schreiben, über das man "direkt" nicht schreiben darf, wer mich kennt, weiß ja wie ich Dinge aufarbeite, verarbeite, kläre.  
Wer denkt dass das Erkennen der ICH-Illusion vor Leid und Schmerz schützt, dem ich muss ich leider sagen, du denkst falsch.

Leid ist da immer da und zur Zeit ist bei uns Land unter. Unser Leben und Erleben verändert sich rapide und ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Jeder Schritt, jede Zeit die vergeht, ist ein Schritt und eine Zeit in eine Richtung die absolut unbekannt ist. 
Die große Unbekannte zeigt uns das man nichts kontrollieren kann, auch wenn ich es vorher schon gefühlt und verstanden habe, so ist es jetzt tief in meinem Inneren angekommen. Dieses Nichts Tun können und dürfen legt mich vollkommen lahm und das erste mal seit dem ich denken kann, merke ich wie meine Zuversicht, mein Gefühl für Optimismus schwindet.
Gestern war eine Nacht, da fühlte ich mich so hilflos wie noch nie in meinem Leben - oder anders, noch nie seit dem ich Erwachsen bin.
Bislang war es immer so, das ich dachte ich kann mit jeder depressiven Phase gut umgehen, ich bin so dermaßen gut ausgebildet, mein Geist ist geschult.
Aber ich habe heute Nacht gemerkt, das es auch für mich Grenzen gibt. Der Gedanke einfach loszulassen war so intensiv da. Ich fühlte mich so unglaublich hilflos, so allein. - Nicht einsam, denn das bin ich nicht. Wir haben so viele liebevolle Menschen um uns, die da sind und neben uns, an denen wir uns anlehnen können und doch ist da diese dunkle Wolke in mir. 

Das NICHT Schreiben dürfen über das was gerade passiert, hat so viel in mir in Gang gesetzt, ich hatte das Gefühl - wenn ich nicht das kann, dreh ich durch. Das hat sich in mir verselbstständigt. Ich war unglaublich traurig, deprimiert, ich fühlte mich wie lahm gelegt. Das Ventil das ich schon immer genutzt habe, um die Dinge zu klären die in mir unklar waren, brach auf einmal weg. Und ich fühlte wie alles in mir zusammenbrach.
Ein Leid das so anders ist, als das was ich bislang kannte. So kannte ich MICH nicht.

Während alle um mich herum die starke Frau sahen, brach ich heute Nacht in tausend Scherben. Ich fühlte mich alles andere als Stark und so geht es mir auch heute morgen. Ich habe überlegt einen vollkommen neuen Blog einzurichten, mit einer falschen Identität, vollkommen neu und absolut offen, damit ich zumindest ansatzweise über das schreiben kann, was mich bewegt - die Wahrheit, die Ungerechtigkeit und den Schmerz geballt offen legen kann. Aber ich habe mich entschlossen, dass nicht zu tun. Bislang war dieser Blog wie eine Ruheinsel, die mich trägt, wann immer ich es brauche. Ein Schild das mich schützt. Eine kleine budddhistische Welt meiner Gedanken und das will ich nicht einfach her geben. Nicht das Gefühl das mich trägt, sobald ich die letzten Worte geschrieben habe. Die Sicherheit einer Klarheit die  mich umgibt, das Wissen, dass meine Intelligenz, mein Wesen Mensch mich nicht im Stich lässt.

Der Buddhismus hat mir bislang immer geholfen klar zu sehen, ich brauchte nicht viel um ihn sichtbar in mir werden zu lassen. Am Ende eines Satzes stand nur noch der Moment und ich konnte danach meinen Alltag leben und leben lassen. Nur dieser Moment zählte.

In den letzten Monaten wurde der Moment zu einem immer größer werdenden Realismus. Das Ich das mich anfangs des Blog so dermaßen bewegt hat, verkümmerte zu einem kleinen Spiegel der Vergangenheit. Ich sah hin und wieder rein, winkte meinem Spiegelbild zu und ging wieder in den Moment der mich trug. Das brach gestern Nacht zusammen und auch wenn ich auf all - was mich das Erkennen der Ich Illusion lehre - zurück greifen kann, fühle ich mich nicht im Stande darauf einzugehen. Es ist so, als wäre ich die Beobachterin die sieht wie die Frau in mir zusammen bricht und das ganze ganz klar analysiert unter: "Nun ja das ist eben Leid"
Da gibt es kein: " es wird besser" , oder ein: "komm schon du bist stark, du schaffst das".
So schwächlich es klingt, gerade schaffe ich es nicht und ich gehe in genau dieses Gefühl hinein und sehe es klar vor mir. 

Und ich erkenne es an. 

Bislang waren diese Gefühle einer anderen Person in mir zugehörig, einer die noch viel jünger ist als ich. Aber mit dem Wegbrechen meiner Multiplen Persönlichkeit brach auch die Zuversicht weg, zu zwitschen, wenn es einer von uns nicht gut ging. Ich kann nicht mehr einfach in die Dunkelheit meines Schutzraumes zurück und ein anderer Erwachsener übernimmt die Situation. Auch das ist mir Gestern Nacht bewusst geworden. Früher war es einfacher, da drehte die Außenperson durch und die Innenperson übernahm die Situation. Jetzt muss ich all das erleben.

Das ist eine heftige Erfahrung mit der ich ganz ehrlich nicht gerechnet habe. Ehrlich gesagt dachte ich das Leid ist allgegenwärtig - es belastet mich nicht mehr - PUNKT!

Trotz Tränen muss ich lächeln, man weiß wie die Wirklichkeit ist, wenn man sie fühlt.
Ich drehe mich im Kreis und schau mir alle Seiten an ohne die Seiten zu erkennen -  ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Momentan weiß  ich nicht weiter. Alles was ich weiß ist, was passieren könnte. Da ist meine Phantasie unglaublich aktiv. Sie malt die schlimmsten Dinge an die Wand, Dinge von denen ich gehört und gelesen habe, Dinge die ich selbst erlebt habe. Das ganze Repertoire an Schreckensszenarien.  Von Schuld und Sühne und Wut und Trauer. All das was man boxen möchte und zerbomben, weil man es im eigenen Leben nicht haben will. Die ganze Gülle eines Daseins. Absolut irrational spielt mein Gehirn alle Widrigkeiten durch, bis ins kleinste Detail.

Und dann sucht es eine Lösung das genau das nicht eintrifft. Es ist so als würde es einen Plan für eine Zukunft schaffen die weit vor einer Zukunft liegt - die weit vor einer Zukunft liegt....
Und dabei sehe ich hin, ich erkenne es... aber ich lass es laufen. Ich gebe den Tränen und Gedanken und Gefühle die Erlaubnis zu fließen. Meine Tochter meinte vorhin:

"Mami du weinst ja wie Regen".

Und genau das fühle ich in mir, Regen. Ich lass ihn einfach laufen, setze alles unter Wasser, ohne es aufhalten zu wollen, ohne irgendwas gegen die Gedanken und Gefühl tun zu können die mit aller Wucht da sind.
Diese Erkenntnis und das Anerkennen dieser Traurigkeit hilft mir. Ich weiß nicht wie lange es andauert, bis es vorbei ist und ich wieder die Starke bin, die ich immer war. Jetzt gerade bin ich es nicht. Jetzt gerade möchte ich mir die Decke über den Kopf ziehen und mich einfach gehen lassen, mich hingeben in diesen Schmerz der in mir reisst und mich regnen lässt. 
Etwas tief in mir weiß das gehört dazu, zu der Erkenntnis der Illusion des Ichs.
Tief in mir ist etwas das mir sanft über den Kopf streichelt und sagt: "Jetzt bist du wieder ein Stückchen weiter. Das hast du nicht gewusst, jetzt weißt du es. Komm lass einfach los ..."

Und ich lass los und der Regen überschwemmt meine Laken, überschwemmt mein Shirt, meinen Hals, meine Wangen...

Und auch wenn ich "Scheiße Scheiße Scheiße" brüllen will, lächelt doch irgendwas ganz still vor sich hin...

Es ist wie es ist... 


Namasté 

eure Andarnil  





Donnerstag, 7. Januar 2016

Tagebuch - Die Wahrheit die wir erschaffen...


Wie geht man mit Lügen um... ....

Das ist die Frage die ich mir heute stelle, denn ich bin betroffen.
Durch das Erkennen der Ich-Illusion ist mir vollkommen bewusst, dass man mit Lügen versucht einen Vorteil zu erlangen  den man mit der Wahrheit nicht hätte.
Dieses destruktive Verhalten kann andere Leben verändern und gegebenenfalls auch zerstören.

Ich möchte heute über meine Gefühle sprechen, ohne direkt auf die Lügen einzugehen, die mein Leben und das meiner Familie verändern  und gefährden.

Ich habe in meinem Leben nur dreimal Mobbing und Diskriminierung erlebt, das erste mal während meiner Ausbildung. Damals kam ein Kollege nicht mit meiner Homosexualität klar und verhielt sich dementsprechend sehr ablehnend mir gegenüber.  Das zweite Mal während einem öffentlichen Fernsehauftritt in einer Diskussionsrunde vor Publikum.

Das dritte Mal war Gestern.

Jedesmal erging es  mir so, das ich verletzt war und das Gefühl hatte etwas aufklären zu müssen, etwas richtig stellen, die Lüge die ausgesprochen und für Wahr gehalten wird verändern möchte. Ich fühlte mich unglaublich schlecht.
Und so ging es mir auch Gestern und letztendlich auch heute Morgen.
Ich habe viel geweint und mit mir gerungen - gedacht - ich würde so gerne einen öffentlichen Artikel über all das schreiben - ich möchte zur Presse gehen, ich möchte das die Leute die uns das antun vor den Pranger gestellt werden - ich möchte...

Dieses: "Ich möchte" rührt aus einer Verletzung heraus, die ich nur zu gut kenne. Dieses Entsetzen das daraus entsteht, dass die Wahrheit durch eine Lüge verändert wird, während man als Opfer genau weiß, dass der andere wissen müsste, dass er die Unwahrheit spricht.
Es ist ein Gefühl von Hilflosigkeit gepaart mit einem Schmerz verraten worden zu sein.

Diese Verletzung ist Teil meines Lebens und wird nun nach oben getragen, als Endlosschleife eines Leids, dass ich bereits kenne und das mir wieder begegnet ist. Diesmal bin ich nur als Familienmitglied betroffen, man mobbt eine mir nahestehende Person und doch fühle ich genau die gleichen Gefühle, wie wenn man mich direkt gemobbt hätte. Es tut verflucht weh.

Mit diesen Gefühlen gehe ich gerade schwanger und ich muss darüber schreiben um sie zu verarbeiten. Es reicht mir nicht darüber zu reden, denn das taten wir gestern den ganzen Tag. Es waren wundervolle Freunde da, die neben uns standen und für uns da waren. Ich persönlich brauche jedoch den Ausgleich es zu schreiben und zu veröffentlichen und wenn auch nicht so wie ich es eigentlich möchte, nämlich über die Presse, Zeitung... - statt dessen einfach nur hier über den Blog. Das wird mir helfen meine Gedankenkreisel zur Ruhe zu bringen.

Mir ist heute während ich das schreibe bewusst, dass das Erkennen der Ich-Illusion nicht vor Leid schützt, es macht das Leid nur klarer, desillusionierter, offensichtlicher. Man sieht die Dinge so wie sie sind und man lebt damit im Moment. Gestern war ich so traurig das ich kaum klar denken konnte. Ich reagierte aus dem Bauch heraus, ich fühlte mich schuldig, denn ich bin diejenige die letztendlich die Mauer ist auf die man Lügen schreibt  - ohne diese Mauer, keine Lügen.

Gestern habe ich mich aus dem Grund schuldig gefühlt, weil mir klar wurde, gäbe es mich nicht, gäbe es auch keine Angriffsfläche. Dieses Schuldbewusstsein ist auch eine ganz alte Geschichte und wohl karmischer Natur. Gestern habe ich all diese Gefühle einfach nur ausgelebt, die Schuld, die Trauer, den Verrat, die Lügen, das Mitgefühl, das Leid.

Heute arbeit mein Gehirn wieder klar, das ICH ist wieder abgetaucht. Ein kurzer Besuch eines Bekannten Illusionisten :)
Mit jedem Satz den ich hier schreibe verarbeite ich meine Gefühle. Jetzt schon ist das Leid nur noch als Erinnerung fühlbar. Meine Art der Verarbeitung ist sehr effektiv. Dadurch das ich über mein Erleben berichte, schalte ich beide Gehirnhälften ein, ich mobilisiere meinen Intellekt, der klärt das ich all das was ich erlebe selbst erschaffe.

Das Leid das ich wahrnehme ist ein Leid, das bereits vergangen ist, ich kann es weiterhin zulassen das es mich auffrisst oder mir hier und jetzt bewusst machen, dass ich es bereits in seiner schwere erlebt habe und das jetzt die Zeit da ist, es zu verarbeiten und wieder gehen zu lassen.

Solltet ihr mit Mobbing zu tun haben - Mobbing ist nie einfach zu verkraften, da es das Ziel hat, jemanden lahm zu legen, ihn zu diskreditieren, diskriminieren, ihn zu entfernen.
Mein Rat:
Die wichtigste und einzige Frage die man sich stellen sollte, wenn man gemobbt wird: "Will man wirklich in diesem Betrieb weiter arbeiten?"
Letztendlich spielt nichts eine Rolle als diese eine Frage. 

Meine 8 Jährige Tochter hat eine wundervolle Art Dinge zu betrachten, gerade eben sagte sie:

"Es ist wie es ist Mami, man kann die Zeit nicht zurück drehen!"

Und gestern sagte sie:
"Im Buddhismus sagt man, die Dinge kommen immer zur rechten Zeit Mami, ich hab kein Problem damit neu anzufangen."

Es gibt Momente da schau ich mein Kind an und fasse es nicht, wie klar die Welt für sie ist.
Sie gehört zu den Menschen die bereits mit einem wundervollen Durchblick geboren wurden. Für mich ist sie mein kleiner Bodhisattwa. Dieses Erlebnis Gestern bringt große Veränderungen in unser Leben. Sie ist diejenige die damit am wenigsten Probleme hat... denn es ist wie es ist...

In dem Sinne...

Erlebt den Moment, genießt den Moment, leidet den Moment und dann lasst es los...
wie ich jetzt gerade ...

DANKE fürs Lesen.
Namasté

Eure Andarnil