Mantra Musik

Montag, 24. August 2015

Fragen zum Buddhismus






Im Laufe der letzten Jahren wurden mir einige Fragen zum Buddhismus gestellt, ich habe ein paar davon gesammelt und möchte sie heute beantworten:


1) Kann ich als Buddhistin Alkohol trinken?


Es gibt keine Verbote in dem Sinne, ein Buddhist versucht sich jedoch an den Sila als Leitfaden zu orientieren. Alkohol begünstigt die Neigung der unbedachten und unbewussten Handlung. Wie bei jeder Sucht machenden Substanz führt auch Alkohol zur Enthemmung und letztendlich zum Kontrollverlust. Im Buddhismus geht es darum Klar (bei Verstand) zu sein, Alkohol wie jede andere Droge verhindert das klare Denken.


2) Warum tragen Mönche und Nonne Glatze?

Mit ihrem glatt rasierten Kopf zeigen buddhistische Mönche und Nonnen, dass sie sich ihrem Glauben widmen und das weltlich materielle (Er)Leben ablegen - Loslassen von Eitelkeit und Stolz, Symbolkraft für den Glauben den man Lebt, den Glauben in den Alltag integrieren usw. Mönche und Nonnen rassieren sich oft nicht nur die Köpfe sondern entfernen jegliche Körperhaare. Ich bin zwar keine Nonne, jedoch trage ich genau aus diesen Gründen seit 2009 Glatze, meine Augenbrauen rassiere ich mir übrigens auch.

Haare gelten im Buddhismus als ein Ausdruck der Schönheit und der Eitelkeit der Menschen im weltlichen Leben. Wer auf seine Haare verzichtet, zeigt damit, dass er keinen Wert mehr auf weltliche Dinge legen möchte.

Das gilt auch in einigen anderen Religionen. In manchen Glaubensgemeinschaften rasieren sich Nonnen und Mönche auch nur einen Teil der Kopfhaare ab und lassen einen Haarkranz stehen. Das betrifft vor allem christliche Mönche.

Im Judentum ist es anders. Orthodoxe Juden erklären mit langen Schläfenlocken ihren innigen Glauben.


3) Warum gibt es unterschiedliche Schulen im Buddhismus?

Hier kann ich unter anderem die Seite von Bernhard Peter empfehlen:

http://www.bernhardpeter.de/Buddhismus/buddhismusrichtungen.htm

Während seiner 45 Jährigen Lehrzeit gab Buddha seinen Schülern Ratschläge und Erklärungen ab. Da jedoch Buddha immer wieder darauf hinwies, dass man nur aus eigener Erfahrung wirklich wissen konnte, ob seine Worte der Wahrheit entsprachen, hatten seine Schüler alleine durch ihr unterschiedliches Alter, Lebenserfahrung und Fähigkeiten auch unterschiedliche buddhistische Einblicke. Buddha überließ es ganz seinen Schülern wie sie zur Erkenntnis gelangten, so gab er zwar die Theorie weiter, aber die Praxis musste jeder für sich erarbeiten. Da Menschen dazu neigen ihre Sicht als Alleingültig wahrzunehmen, gaben nun seine Zuhörer ihre Sicht an andere weiter und daraus resultierten die unterschiedlichen Richtungen, auch Fahrzeuge oder Schulen genannt.

Ich erkläre es immer gerne so, dass es im Buddhismus einen Samen gab (Buddha) und daraus eine Wurzel entstand (Grundgerüst) und aus dieser einen Wurzel unterschiedliche Äste (Fahrzeuge, Schulen) entstanden sind, die allesamt zu einem großen prächtigen Baum (Buddhismus) heranwachsen. Am Ende treffen wieder alle Schulen zusammen - so sehe ich den Buddhismus.


4) Was macht ein Buddhist wenn er zum Wehrdienst eingezogen wird?

Normalerweise ist es so, dass Buddhisten aus ihrem Glauben heraus weder Töten noch an einem Tod beteiligt sein wollen, somit werden viele entweder aus Glaubensgründen verweigern und statt dessen im Sozialen Dienst arbeiten. Die 1 Sila: pāṇâtipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi bedeutet: ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens Leben zu nehmen an.

Und an diese Übungsregel sind wir gebunden.


5) Dürfen Buddhisten feiern, tanzen, singen, spaß haben?

Ja warum nicht, solange sie niemanden damit verletzen oder behelligen. Ich persönlich halte es damit so, dass ich sobald es Dunkelt wird, keine laute Musik mehr spiele und auch nicht laut bei offenem Fenster lache, oder rede. Ich versuche Rücksicht zu üben und meine Mitmenschen so wenig wie möglich zu stören. Nur Bikhus ist es durch die Erweiterung der Sila (für Haushälter sind es 5 Sila, für Mönche und Nonnen gibt es insgesamt 8 Sila) nicht erlaubt an normalen (also nicht Buddhistischen) Festen teilzunehmen, zu tanzen, Schmuck zu tragen usw.


6) Ist Buddha der Gott der Buddhisten?

Der Buddhismus gehört zum Atheistischen Glaubenssystem, das heißt dass es keinen Gottesglauben in unserer Religion (Religion ist mit dem Begriff Dharma zu erklären. Dharma bedeutet: Gesetz, Recht, Sitte, sowie moralische und ethisch religiöse Verpflichtungen) gibt. Jetzt werden viele sagen, aber der Tibetische Buddhismus verehrt doch Götter? Nein der Buddhismus verehrt keine Götter, die Gottheiten (in Darstellung unterschiedlicher Buddhas, Bodhisattvas, Dharmapalas oder Himmelskönige) im Tibetischen Buddhismus sind nur als "Symbol zur eigenen Erkenntnis zu verstehen", viele dieser "Gottheiten" entsprechen einer bestimmten Weisheit oder Erungenschaft, wie z.B. die Medizinbuddhas und stammen meist aus den Anfängen des Buddhismus, aus dem Hinduismus.

Der Buddhismus lehnt den Gottesglauben anderer Religionen nicht ab, für einen Buddhisten ist das "Göttliche" als eine Metapher zu sehen, für das allumfassende „Ganze“ (Planeten, Welten, Universen, Lebewesen, Natur usw.). Im Buddhismus wird jede Religion respektiert, somit auch jede Theistische Religionsform. Für den Buddhismus ist es nicht wichtig, woher ein Mensch seine gewaltlose und ethische Überzeugung nimmt, wichtig ist nur, das er eine Gewaltlose und ethische Überzeugung hat.


7) Wie steht der Buddhismus zur Homosexualität


Der Buddhismus schreibt keinen Menschen vor wie er zu leben hat, einzig und alleine sollte man sich keiner Praxis bedienen, die andere Lebewesen verletzt oder schadet. Jede Art von Sexualität obliegt den Sittlichkeitsregeln der Sila.

Im Buddhaland (Forum) habe ich folgenden Text gefunden:


* "Der Buddhismus lehrt keine die Sexualität einschränkenden Vorschriften, verurteilt aber
das maßlose Verlangen, das Verhaftetsein und die Ausbeutung anderer. Wesentlich im
Umgang mit der Sexualität (ehelich oder außerehelich) ist – wie bei allen Aktivitäten –
eine bewusste, beherrschte und achtsame Einstellung. Es existiert kein buddhistisches Sa-
krament der Ehe, die Ehe ist auf einen bloßen Ehevertrag ohne spirituelle Bedeutung re-
duziert und unterliegt somit keiner religiösen Legitimation. Grundsätzlich darf Sexualität
nicht dafür benutzt werden, andere zu verletzen (z.B. durch Fremdgehen) oder Macht
auszuüben. Aus dem Grundsatz, dass jeder Mensch für sein eigenes Glück selbst verant-
wortlich ist (Karma), muss jeder gläubige Buddhist heilsam handeln. In den ursprüngli-
chen Schriften steht nichts von einem Verbot des Sex vor der Ehe. Allerdings hat sich
die Ehe als kulturelle Einrichtung in den asiatischen Gesellschaften wie Sri Lanka, Tibet
oder Thailand so entwickelt, dass Sex vor der Ehe aus sozialen Gründen verboten wur-
de. Das Handeln aus Verantwortung führt in dieser Auslegung zur Ehe. Die Ehe eines
anderen Menschen zu brechen, ist nicht erlaubt."

Wiki schreibt dazu:

Buddhistische Sexualethik


Im Gegensatz zu den meisten anderen Glaubensrichtungen, spielt die Sexualethik im Buddhismus keine so wichtige Rolle in der Vermittlung von Werten. Trotzdem gibt es auch hier klare moralische Vorstellungen. Sie ergeben sich aus den fünf Grundsätzen:

Vermeide es, anderen Lebensformen zu schaden – sei liebevoll und freundlich
Vermeide es, das nicht Gegebene zu nehmen – praktiziere Großzügigkeit
Vermeide es, sexuellen Ehebruch zu begehen – sei zufrieden
Vermeide es, zu lügen – sei ehrlich
Vermeide es, Dich zu berauschen – sei aufmerksam

Obzwar der Buddha in den Pali-Schriften nur Ehebruch als sexuelles Fehlverhalten definierte, haben spätere buddhistische Kommentatoren, wie Vasubandhu und Tsongkhapa, sexuelles Fehlverhalten u.a. damit definiert, dass auch Geschlechtsverkehr durch Anus und Mund "sexuelles Fehlverhalten" seien. Der Dalai Lama hatte in seinem Buch Jenseits des Dogmas buddhistische Regeln zitiert, denengemäß homosexuelle Sexualpraktiken als unkorrektes Verhalten eingestuft werden. Der Dalai Lama bezieht sich in seinen Aussagen zur Homosexualität auf diese beiden Autoren. Allerdings sieht er "die Möglichkeit, diese Regeln im Kontext von Zeit, Kultur und Gesellschaft zu verstehen. […] Wenn Homosexualität zu den (heute) akzeptierten Normen gehört, ist es möglich, dass es akzeptabel sein könnte.“ Diese Aussagen traf er bei einem Treffen zu diesem Thema mit einer Gruppe homosexueller Buddhisten am 11. Juni 1997 in San Francisco.[50] Steve Blame berichtet über die Ansicht des Dalai Lama: "Er fände nichts Schlimmes an Homosexualität, sagte er. Es ginge doch um die Qualität der Liebe, nicht um ihre Orientierung. Außerdem sei es für ihn eine Grundregel, andere Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Egal, um was es dabei geht."[51]
Für buddhistische Mönche und Nonnen wird durch die Vinaya jegliche Form von Geschlechtsverkehr untersagt.

Im Hinduismus, als der Geburtsreligion des Buddhismus steht man Homosexualität positiv gegenüber. Wiki Yoga Vidja  schreibt hierzu:

Homosexuelle Liebe im Hinduismus

Traditionell stand die Kultur der Veden und der Hinduismus der homosexuellen Liebe positiv gegenüber. Erst unter dem Einfluss von Islam und Christentum wurde homosexuelle Liebe abschätzig angesehen. Unter dem Einfluss der englischen Kolonialherrschaft wurden auch in Indien Gesetze gegen die Homosexualität erlassen, die z.T. auch heute noch in Kraft sind, aber in Indien typischerweise nicht angewandt werden.

Traditionell gibt es im Hinduismus den Begriff "Tritiya Prakriti", was man als "Drittes Geschlecht" bezeichnen kann. Vorschnell wurden da von Europäern zunächst die Eunuchen verstanden, die auch als Hijras bezeichnet werden.
Ursprünglich jedoch wurde der Begriff des tritiya prakriti (Drittes Geschlecht) in einer weiten Definition auf alle nichtrepoduktiven Gruppen der Bevölkerung angewandt, also auf Bisexuelle, Homosexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle und auch Asexuelle. Im Kamasutra findet man eine Reihe von Typisierungen und Kategorisierungen der verschiedenen Gruppen des Dritten Geschlechts. Dort werden recht detailliert die physischen und psychologischen Merkmale der verschiedenen „Napumsakas“ beschrieben, inklusive einer Beschreibung der damit zusammen hängenden Berufsgruppen. Dort lassen sich auch Analysen von Intersexualität finden, welches seit den 1980er Jahren wissenschaftlich untersucht wird.

Was die Homosexualität im Speziellen angeht, so werden in den indischen Schriften sowohl die männlichen Mitglieder dieser Gruppe als auch die weiblichen beschrieben und nach charakterlichen Merkmalen unterschieden. Sie erhalten durch die Erwähnung in den Schriften einen festen Platz innerhalb der Gesellschaft. Zum Beispiel wird das Friseur- und Barbierhandwerk als eine natürliche Beschäftigung für homosexuelle Männer beschrieben, während lesbischen Frauen (die Savarinis) das Recht gegeben wurde, aus dem vorherrschenden Paradigma, dass Frauen unter der Obhut eine Mannes zu leben haben, auszubrechen und sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen durften.
In größeren Städten gab es spezielle Viertel, die der Gemeinschaft des Dritten Geschlechts vorbehalten waren und wo sie wie in einer Art Parallelgesellschaft lebten. Viele Regeln wurde auf sie nicht in der gleiche Weise angewandt wie auf Heterosexuelle; so verurteilt beispielsweise die traditionelle Rechtsgrundlage Indiens, die Manu Samhita bzw. Manu Smriti, den Ehebruch bei Heterosexuellen wesentlich strenger, als sexuelle Vergehen im Bereich der Homosexualität, der homosexuellen Liebe. Gurus, spirituelle Lehrer, erkannten die Zugehörigkeit zum Dritten Geschlecht im Laufe der Kindheit und Jugend ihrer Schüler und stellten sich in der Erziehung und Ausbildung darauf ein. Da nach der vedischen Astrologie Jyotisha die Planetenkonstellationen, die für Zugehörigkeit zum Dritten Geschlecht stehen, auch auf spirituelle Fähigkeiten hindeuten, wurden diese Schüler oft als Priester ausgebildet und eingesetzt, vorausgesetzt, sie konnten und wollten im Zölibat leben.

Manche spirituelle Gruppen aus Indien, die ab den 1960er und 1970er Jahren in Amerika und Europa ihre Verbreitung begannen und indische Spiritualität außerhalb des indischen Subkontinents, teilweise losgelöst von dort herrschenden kulturellen Traditionen (wie dem Kasten-System), präsentieren, vermischten die indische Spiritualität mit der westlichen Homophobie (Feindschaft zur homosexuellen Liebe), welche sich ja unter dem Einfluss von Islam und englischer Kolonialherrschaft auch in der indischen Gesellschaft im 18.-20. Jahrhunderts entwickelte. Die Ironie liegt dabei in der Tatsache, dass sie sich in einigen Fällen auf die Weisheit der vedischen Schriften berufen, jedoch im Bereich der Homosexualität genau die Vorurteile weiter verbreiten, die durch christliche und fremde Einflüsse die ursprüngliche Toleranz und Akzeptanz jeglicher sexueller Orientierung, also auch der homosexuellen Liebe, der Veden verdrängt haben. Festzuhalten bleibt jedoch auch, dass in den hinduistischen spirituellen Wegen im Allgemeinen jegliche sexuelle Aktivität als ein materieller Wunsch angesehen wird, den es gilt, durch spirituelle Reinheit zu ersetzen. Promiskuität und die Zurschaustellung von Sexualität, wie es heutzutage im westlichen Kulturkreis geschieht, war und ist im Falle jeglicher sexuellen Orientierung im Allgemeinen verpönt.


Weitere Fragen und Antworten habe ich hier aus den unterschiedlichen Richtungen in Links zusammengefasst:

http://www.phathue.de/buddhismus/faqs-die-haufigsten-fragen-zum-buddhismus/

http://www.tibet.de/zeitschrift/newsdetail.html?tx_ttnews%5Btt_news%5D=471&tx_ttnews%5BbackPid%5D=996&cHash=27c86752a517fd2e6030c791d2a3abd0

http://buddhistische-ordensgemeinschaft.de/FAQ-buddhistische-Moenche-Nonnen.htm


Tiefsinnige Fragen von Ayya Khema

https://www.youtube.com/playlist?list=PLnDHJJhxnunFNx5B-OqtJjNYilL5XSzST

http://www.netzwolf.info/fushiki/antworten/

http://www.asien-feste.de/Buddhismus/buddhismus.html

Wer war Buddha? von meiner Freundin Wasana

http://www.netzbuddhist.com/wer-war-buddha/


Diese wie viele weitere Fragen begleiteten und begleiten mich auf meinem Weg im Buddhismus.

Im Buddhismus sind Fragen jederzeit Willkommen und erst Recht wenn die Antworten aus der eigenen Erfahrung entstanden sind.
In diesem Sinne:

Glaube nicht einfach an alles,
nur weil du es gehört hast.
Glaube nicht einfach an alles,
nur weil man darüber spricht und redet.
Glaube nicht einfach an alles,
nur weil es in religiösen Büchern geschrieben steht.
Glaube nicht einfach an alles,
nur weil es die Autorität fordert.
Glaube nicht einfach an alles,
nur weil die Tradition  gebietet.
Glaube nur an das was du aus eigener Erfahrung, nach genauer Beobachtung erfährst und erkennst, dass es vernünftig ist und zum Wohlergehen jedes Lebenwesen dient.
Dann akzeptiere es und lebe danach!

Euch allen alles Liebe

Namaste

Eure Jo


Links:

* aus einer Diskussion im Buddhaland entnommen:

http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=14&t=5543

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