Mantra Musik

Samstag, 3. März 2018

Buddhismus das große Fragezeichen


Tagebuch...

Ich entferne mich immer weiter und weiter vom "deutschgelebten" Buddhismus. Ich entferne mich davon Leid zu ignorieren, Themen abzuspalten, Lebensschmerz schön zu reden. Ich entferne mich davon Negative Themen weg zu drücken, sich selbst Ziele zu setzen, sich zu zensieren.
Durch mein Erlebnis 2015 wurde mir klar, dass man gerade im Buddhismus die Welt erleben muss wie sie ist. Und dazu gehört natürlich auch sich selbst zu erleben, sich zu reflektieren, wahrzunehmen, das es nie nur eine Wahrheit gibt. Das wir alle aus Erfahrungen bestehen und nur diese Erfahrung ist unsere Wahrheit. Und alles was andere Erfahren ist fremd, so lange es nichts mit unserer Erfahrung zu tun hat.

Die Realistische Wahrheit ist neutral. Egal ob es nun Leidvoll oder Glückbringend ist. Nur wir beurteilen sie subjektiv, aus uns zugeschnitten. So ist ein Sonnenstrahl entweder wundervoll warm oder einfach zu heiß. Wir freuen uns oder wir schwitzen und unser Kreislauf gibt auf.

So ist ein Wintertag mit frischen Schneefall entweder herrlich klar und kalt oder eben extrem unterkühlt und unangenehm grell.
Wer die absolute Wahrheit will, muss das Leben neutral betrachten mit eben allem was dazu gehört, inklusive der eigenen Art zu werten, positiv wie negativ.

Das was viele unter Buddhismus verstehen wird zensiert dargestellt, beschönigt von Seiten der Schulen und der Sanghas. Alles wird irgendwie rein und unglaublich bunt dargestellt. Und oft wird alles was negativ ist, ins Positive transportiert. "Nur kein böses Karma".

Ich frag mich was die Leute sich eigentlich antun, die glauben das diese Art von Positivplatzierung dem buddhistischen Gedankengut entspringt. Was für ein Stress, wenn man immer wieder und wieder versucht alles zu ignorieren, was auch nur ansatzweise Negativ ist.

Ich denke schon eine Weile darüber nach, ob ich mich überhaupt noch Buddhistisch nennen kann.
Die Welt besteht aus Trauer, aus Wut, aus Verzweiflung, aus Hass aus Missgunst, aus Emotionen, aus Gier und aus Schmerz. Die Welt besteht auch aus Empathie, aus Zufriedenheit, Mitgefühl, Liebe, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft und die Gabe des Teilens.

Das ist unsere Welt. Diese vielen Seiten arbeiten miteinander ganz eng und ohne das eine würde das andere seinen Wert verlieren. Ohne Geiz gäbe es kein Teilen. Ohne Wut, keine Aufarbeitung.

Unser Gehirn kann nur durch Negative Beispiele lernen sich anders zu entscheiden.
Wären wir keine Menschen, vielleicht bräuchte es dann kein Yin und Yang, keine unterschiedlichen Emotionen, kein Lernen anhand von Negativität. Aber wir sind Menschen. Wir brauchen Polare.

Der deutschsprachige Buddhismus möchte am liebsten alles nirvanisieren, alles fein machen, auf das daraus ein wundervolles Karmakonstrukt entsteht.

Wir mich das ankotzt.

Bis vor kurzem war ich mit jemanden befreundet, der es bis zum Exzess gelebt hat. Nur noch positives an sich heranlassen wollte und dabei selbst manipuliert hat, über den Ablauf von Themen bestimmt hat und alles was auch nur ansatzweise für ihn negativ war, allgemeingültig negativ bewertet hat. Es war so anstrengend und unecht. Und dann ich, die alles Thematisiert, alles an sich heranlässt, egal ob es nun gut oder schlecht ist. Die nur für sich wertet und genau weiß, dass die eigenen Werte eben nur Erfahrungswerte sind. Wir sind so dermaßen aneinander gekracht. Auch das ist ein Grund warum ich an "meinem Buddhismus" zweifle. Weil uns genau diese zwei Pole, diese Gegensätzlichkeiten getrennt haben. Letztendlich für immer... Das zu erkennen tut weh, macht aber auch gleichzeitig bewusst, genau so ist das Leben. Er der übereifrige Schönredner und ich die realitätsnahe Kritische. So was trennt extrem.

Ich finde die Menschen hier im Westen sind einfach noch nicht so weit, wirklich zu verstehen wohin das ganze gehen könnte, was uns Buddha wirklich sagen wollte.
Ich bin mir auch nicht sicher ob ich richtig liege. Vielleicht ist das alles einfach nur ein Echo einer längst vergangen Zeit mit anderen Werten, anderen Vorstellungen und anderen Wahrheiten. Vielleicht kann man seine Rede gar nicht mehr eins zu eins umsetzen.

Denn unsere Welt ist Technisiert. Unser Instinkt ist verschüttet hinter Bits und Byts.
Hinter Matrixen von Zahlen und Werten. Jede Emotion wird heute nur dann als Positiv betrachtet wenn sie in das gegenwärtige Gesellschaftsbild passt. Und somit ist Zielsetzung alles und Gewinner und Verlierer findet man auch zuhauf im Buddhismus. Es fehlt nur noch die tickende Uhr die dir zeigt wie lange du Meditieren sollst, leben sollst. Dir deine eigene Zeitspanne anzeigt. So ist das Leben jetzt schon.

Ich denke schon länger darüber nach ob ich überhaupt noch eine Religion brauche...
Ich bin zu sehr unzensiert, ich stehe zu sehr mitten im Leben.

Ich fühl mich zu sehr ICH und NICHTS und das gemeinsam zusammen.

Ich fühl mich viel zu sehr befreit vom Glauben...
Denn auch der Glaube, ist nicht mehr als ein Käfig.

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