Mantra Musik

Donnerstag, 24. August 2017

Tagebuch - Zwischen Schatten und Licht


Es ist komisch, solange die Augen ihre Arbeit tun, geben wir ihnen höchstens die Aufmerksamkeiten um sie frischer aussehen zu lassen, beim Jährlichen Brillen Check, und um jemanden mit diesen berühmten tiefen Blick zu betrachten, der nur eines andeuten will: "Komm ins Bett".

Ich habe schon als Kind befürchtet irgendwann Blind zu werden, dass diese Befürchtung nun vielleicht eintrifft, damit habe ich mich nie so intensiv beschäftigt, um z.B. die Brailleschrift zu lernen oder mich mit anderen Sehhilfen auseinander zu setzen. Etwas zu wissen, heißt nicht unbedingt sich damit zu beschäftigen, in meinem Fall habe ich es ganz weit von mir geschoben.

Vor einer Woche hat sich dann alles verändert. Seit dem sehe ich Blitze am linken Augenrand und vor meiner Linse läuft ein schwarzer Balken mal hoch, mal runter.

Für mich hat Sehen eine große Bedeutung, das Spiel mit der Wahrnehmung, zwischen den Welten, zwischen Schatten und Licht.
Die Kleinen Dinge die Menschen gerne übersehen, haben mein Interesse oft geweckt. Glasscherben wenn Sonnenstrahlen darauf fallen, trockener Sand der im Tageslicht unscheinbar aussieht, aber wenn ein sehr heller Lichtstrahl darauf fällt, fängt er an wie Millionen kleiner Edelsteine zu glitzern. Blätter die im Herbst die Farbe wechseln. Ich liebe Spinnennetze im Tau oder nach einem sanften Regen (auch wenn ich keine Spinnen mag).

Es gibt so vieles was ich liebe und was ich als natürlich empfunden habe, all das sehe ich mit beiden Augen und die Vorstellung, dass ich es vielleicht irgendwann nur noch mit einem Auge sehen kann, ist irrational. Und doch könnte diese Vorstellung wahr werden.

Mein linkes Auge gibt den Geist auf, oder anders mein Glaskörper fließt davon und nimmt die Netzhaut mit.

Ich weiß nicht wie die Geschichte meines linken Auge endet, ich erfahre mehr am Dienstag, wenn ich in der Augenklinik in Bremen bin, sie hat einen guten Ruf und ich bin froh wenn dieses Kapitel gut ausgeht.

Drückt mir bitte die Daumen... das soll ja angeblich Glück bringen. Mein Auge kann es gebrauchen.


Euch alles Liebe von eurer Andarnil

Montag, 7. August 2017

Mein geliebter Tierhof Amoa



Dies ist ein Abschied für immer - vom Tierschutz.
Es gibt so vieles was ich noch sagen wollte, was aber irgendwie keinen Sinn mehr gibt.

Doch einiges muss ich noch los werden bevor sich unsere Tierhof Türen schließen.


Wenn ich manche Gedanken lese, zum Thema Tierschutz, dann muss ich leise lächeln, dieses Lächeln ist Traurig, denn die wenigsten Menschen wissen wirklich was Tierschutz bedeutet.

Man sieht nur mit den Augen, das wesentliche ist unsichtbar.

Wir versuchen so gut wie möglich ein Bild zu zeigen, von der guten Welt die wir ermöglichen. Die schlimme Dinge die dazu beitrugen das die Tiere zu uns kamen, die will niemand wissen.
Die Leute wollen nur hören, sie sind in Sicherheit.
Man will auch nicht wissen, welche Probleme wir haben, um die Tiere zu ernähren, um ihnen ein gutes Zuhause zu bieten. Die wenigsten Gnadenhöfe achten auf artgerechte Unterbringung, wie soll das gehen, wenn man nur einen begrenzten Platz zur Verfügung hat, aber dafür Tiere in die Hand gedrückt bekommt, die keine Chance hätten auf ein Zuhause außerhalb unserer Höfe.

Ich habe schon oft Besuch gehabt, der die Nase gerümpft hat, weil es mal wieder nach Katzenpisse roch.
Auch das will niemand wissen, man will nicht wissen wieviel Arbeit in einem Gnadenhof steckt, man will nicht wissen, wie hoch die Scheiße ist, in die wir manchmal treten. Auch die Unfälle will man nicht wissen. Unfälle die passieren, wenn uns gesagt wird, das ein Tier kastriert ist, das aber in Wahrheit trächtig ist. Ich wurde beschimpft als wir eine Katze aufnahmen und ein paar Wochen später kleine Welpen hatten. Ich wurde beschimpft weil man mir vorwarf, ich hätte das Tier raus gelassen. In Wahrheit kam es bereits Trächtig zu uns.

Man läuft immer Gefahr das plötzlich gute Spender abspringen, weil man irgendwas sagt oder tut was nicht in ihr Weltbild passt. Ich bin in den 6 Jahren seit offiziellen Bestehen unseres Tierhofes so oft schon beleidigt, angebrüllt, beschimpft und verleumdet worden. Man hat versucht unseren Ruf zu ruinieren, weil eine andere Tierschützerin unter einem falschen Namen angab sie hätte uns Spenden geschickt die wir veruntreut hätten. Nur war die Dame nicht schlau genug und hat ihre EMail nicht geändert und so konnte ich herausfinden, das sie eine Tierschützerin war die mir schaden wollte.

Immer wieder habe ich es erlebt, das man Ansprüche und Erwartungen an mich stellte. Ich war nicht immer erreichbar, ich machte zu wenig Fotos unserer Tiere, ich schrieb zu wenig Erfahrungsberichte, ich wäre zu distanziert - ja das stimmte auch.
Manche Tiere mögen es gar nicht fotografiert zu werden. Manchmal war ich zu müde um noch Berichte zu schreiben, manchmal gab es einfach nichts schönes zu berichten. Manchmal wollte ich einfach keine Freundschaft mit einer Spenderin führen, sondern einfach nur ihre Spende für unsere Tiere.

Das bisschen Privatleben gehörte meiner Familie und meinen Tieren, manchmal blieb einfach keine Zeit um engere Kontakte zu pflegen.

Manche Menschen erwarten, dass wir Tierschützer Rund um die Uhr arbeiten, das wir immer Gesund sind, immer fit, immer lächelnd während wir die Scheiße unserer Liebsten wegwischen.

Mir wurde gesagt, ich sei zu emotional und ich sollte mir ein dickeres Fell aneignen.
Ich habe das dickste Fell das es gibt, denn ich hab mir noch nicht das Leben genommen, trotz dieser Scheiße die ich in meinem Leben erlebt habe und dieser Scheiße die ich im Leben der Tiere erlebt habe.
Ich bin wie ein Stehaufmännchen und kann auch dann noch gerade gehen, wenn ich erlebe, wie einem Reh vor meinen Augen die Kehle durchschnitten wird, um es von seinen Leiden zu erlösen, oder wie einem Huhn der Kopf abgehackt wird, weil es so unendliche Schmerzen hat und kein Tierarzt an einem Feiertag zu erreichen ist.

Es hat mich nicht umgebracht.
Ich behalte die Nerven, obwohl unsere Kaninschen auf dem Dächern herumsprangen, weil sie ein Loch in ihrer Voliere gefunden haben.

So was erzählt man nicht, man lächelt und zeigt schöne Bilder, damit die Leute sehen, dass es unseren Tieren gut geht.
Wir sind die letzte Bastion bevor sie sterben, manchmal sind es nur wenige Tage, Wochen, Monate. Manchmal auch nur wenige Stunden, die wir bei ihnen sitzen und leise mit ihnen reden bevor sie für immer ihre Augen schließen. Wir beerdigen sie mit unseren Tränen und graben Löcher mit unseren Händen.

Das Blut will man nicht sehen.
Man will auch kein Video mit einem vor Schmerzen schreienden Hund, Katze, Hase, Huhn.
Man will auch keine dreckige Wohnung oder nach pisse riechenden Flur. Alles muss irgendwie makellos sein. Natchi ist eine Katze die genau in dieses Bild passt, ihre Augenhöhlen sind zugenäht, Bebbels und Fee - mir sagten schon Leute, diese Augen sind furchtbar. Bebbles hat blinde Augen, man sieht das weiße und Fee hat gar keine Augen mehr, nur Augenhöhlen.
Ich fotografiere alle meine Tiere gerne, unabhängig ob sie den Leuten gefallen oder nicht. Ich finde sie alle wunderschön. Aber ich fotografiere nicht oft.

Ja wir sind nicht makellos, wir sind chaoten. Man wird uns nicht in Designer Klamotten sehen, unsere Klamotten sind immer die gleichen, weil uns einfach das Geld fehlt, um uns neu anzukleiden.
Ich habe Pulis und Shirts im Schrank die 20 Jahre alt sind - für mich sind sie wie neu.


Heute bekam ich gesagt: Das man doch vorher überlegen soll, wenn man den Tiere nicht gerecht wird.
Natürlich erwarten die Leute auch, das wir alle Hellseher sind. Das wir im Vorfeld, bevor wir überhaupt einen Tierhof gründen, bereits wissen, das er auch dann noch Perfekt ist, wenn wir bereits unter der Erde liegen.

Liebe Leute wir sind keine Hellseher, wir wissen nur das wir JETZT in der Lage sind zu helfen und das tun wir das, wenn wir wüssten, dass wir eines Tages behindert sein werden und im Rollstuhl landen, würden wir erst gar nicht anfangen zu helfen.
Dann würden wir den Rest unseres validen Daseins Party machen.

Die Erwartungen sind enorm groß, aber ich bin nicht hier um die Erwartungen der Menschen zu erfüllen.
Ich bin hier weil es um die Tiere geht. Solange ich kann, werde ich unsere Tiere weiterhin schützen und pflegen.
Denn das ist alles was ich tue. Mehr hab ich nie getan...

Tierschützer sind auch nur Menschen, wir sind weder Maschinen noch haben wir einen Körper und ein Herz aus Stahl. Tierschutz macht psychisch und physisch kaput. Am Ende sind wir nicht anders als die Tiere die zu uns kommen - doch sie hatten uns. Wir stehen am Ende ohne Unterstützung da... Das ist unser Los und auch wenn wir nicht in die Zukunft blicken können, das wissen wir mit Sicherheit.

Namasté eure Andarnil

Ihre Leiden sind Unsichtbar
Wir haben gekämpft und viel Leben gewonnen. 

Wir haben uns selbst missachtet um sie zu sehen.
Um ihnen den Wert zu geben, in einer Wertlosen Zeit. 
Wir haben geweint und gehalten und getragen und verloren.
Sie sind uns unter den Händen gestorben. 
Ihr Blut hat unsere Erde getränkt.

Nun sind wir alt und unsere Gärten voller Gräber
Sie sind schon lange fort
Manchmal sitzen wir dort wo eines liegt und singen
Und singen und singen das Lied vom Tot. 
Ihr Herz schlägt laut
Ihre Stimme ist leise
Wir schreien es hinaus.
Sie sind nicht hier um zu sterben.
Sie sind hier des Lebens willen.
Wir sind es.
Wir sind die Gefahr.
Ihre Leiden sind unsichtbar.

Manchmal sitze ich dort an einem Grab
An ihrem letzten Ort.
Und Tränen laufen über mein Gesicht.
Ich weiß kaum noch die Namen.
Aber ich erinnere mich.
An ihre Wunden und Narben.
An ihre Augen die mich sahen.
Dieser Blick hat sich in meine Seele gegraben.
Ich habe sie geliebt, so geliebt.

Ihre unsichtbare Leiden die trägt der Wind mit sich fort.

Tierhof Amoa
2010-2017

Und wir sind froh, dass wir die Erfahrung machen durften mit ihnen zu wachsen und von ihnen zu lernen. 
Die Trauer vergeht eines Tages, aber die Erinnerung bleibt.
An:
Unseren Hund
Bella
Unsere Katzen:
Shadi (von einem Psychopathen getötet)
Toffi (überfahren)
Mummel (Organversagen)
Tattoo (Nierenversagen, friedlich eingeschlafen)
Manny (Als Welpe gestorben)
Tinker Bell*
Rote*
Less (Überfahren)
Teddy1 (Überfahren direkt vor dem Haus und weiter gefahren. In einer beruhigten Zone).
Teddy2 *
Seppel (Organversagen)
Flocke (Herzschlag. Nach dem Füttern sich noch das Schnäuzchen geleckt und danach einfach umgefallen und war tot. Ich habe noch Mund zu Mund Beatmung gemacht)
Agatha ( unser Maskottchen wurde auf dem Grundstück tot gefunden)
Moon*
Asha*
Issi*
Unsere Schafe:
Mumm
Maxi
Ein Hasserfüllter Mensch hat das Gatter aufgemacht und unsere beiden Schafe sind auf die Autobahn gerannt. Die Verletzungen waren so groß, dass beide erschossen wurden.
Unsere Hühner:
alle bis auf Schwarzi sind an den Folgen der Massentierhaltung gestorben.
Wir hatten 26 Hühner von Rettet das Huhn e.V..
Unser Kaninchen:
Schwarzi lag tot in seiner Voliere, Ursache unbekannt.

(Alle anderen Tiere haben ein neues Zuhause gefunden. )

Und sollte ich hier irgendeinen Namen vergessen haben...

Ihr seid jetzt alle wieder zusammen
In Liebe vereint.

*Diese Tiere sind verschwunden und nicht wieder nach Hause gekommen.