Mantra Musik

Samstag, 20. Februar 2016

Tagebuch: Reichtum


Die letzten Wochen waren voller Polaritäten:
Dinge die mir aufgefallen sind, Dinge die passiert sind, Veränderungen unaufhaltsam die mich vorwärts tragen, ohne das ich etwas dafür oder dagegen tun kann - es tut für mich.

Wir werden unseren Hof verlieren und auch wenn ich immer noch nicht die Einzelheiten öffentlich preis geben kann, so doch das - denn es belastet uns sehr. 
Die letzten Wochen waren nervenaufreibend und zu der Trauer die da ist, ist auch ein Gefühl von Abschied gekommen, das - ähnlich wie es Hesse in meinem Lieblingsgedicht (Stufen) beschreibt - auch ein Gefühl von Hoffnung bereit hält. 
Es ist ein Auf und Ab voller Klarheiten - ich bin der Kontrolle beraubt, die mir einst Sicherheit gab - Kontrolle über mein eigenes ICH - das es nun nicht mehr gibt. - Nie gab.

Diese Kontrolllosigkeit hat vieles in Gang gebracht, unter anderem die Erkenntnis das es so etwas wie einen finanziellen Reichtum nicht gibt. Wir schwimmen alle auf einen Sack voller Papier, das von Bäumen abstammt, das jederzeit verbrennen kann, verschimmeln kann, sich im Wasser auflösen kann, verschwinden kann, wie eine Seifenblase die durch den Wind zum platzen gebracht wird. 
Finanzieller Reichtum ist eine absolute Illusion und nur der der einmal arm war, wird darüber lächeln können, wenn er sein letztes Brot an die Ratten verfüttert - Was bin ich dankbar, das ich einst arm war, denn ich kann darüber lächeln und mich darüber freuen, das es den Ratten schmeckt. 

Nach zwei ganz unterschiedlichen Telefonaten habe ich festgestellt wie unterschiedlich Reichtum definiert wird.
Für die einen bedeutet es, Golf zu spielen, oder in der größten Therme Deutschlands einen Wellnesstag zu feiern. Oder in einem Schloss zu frühstücken. Für mich bedeutet Reichtum:

Morgens aufzuwachen und den Menschen den ich liebe neben mir atmen zu hören.
Reichtum bedeutet für mich, das Lachen meiner Tochter zu hören, oder ihr Gemotze kurz bevor sie zur Schule muss.
Reichtum bedeutet für mich, das Wort Liebe, das ich seit 18 Jahren täglich höre und in den Augen meiner Frau sehe.
Reichtum bedeutet zu fühlen und zu erfahren, dass es Menschen gibt, die an meinem Leben teilnehmen - die ich teils noch nie in Wirklichkeit gesehen habe. Reichtum heißt in den Augen eines Tieres die Wunder zu sehen, wenn es das erste mal in Freiheit ist und über die Wiesen und Felder läuft. Reichtum heißt für mich, den Tau auf meiner Haut zu fühlen, nach einer Sommernacht. Es heißt warme Füße zu haben weil meine Frau sie mir mit ihren Füßen wärmt - oder kalte Füße zu bekommen, weil ich ihre kalten Füßen wärme. Reichtum heißt zu dritt im Badezimmer zu sein, das so eng ist, das man sich eigentlich nicht mehr bewegen kann und trotzdem zu lachen und zu quatschen obwohl eine von uns auf Toilette sitzt. Reichtum heißt für mich Intimität und Zuneigung, ein Gefühl von Geborgenheit, das Gefühl mit dem Rücken vor jemanden zu stehen und sich einfach nach hinten fallen zu lassen - mit dem Wissen, man wird aufgefangen. Reichtum heißt neben jemanden zu liegen der Weint, weil er traurig ist und neben jemanden zu sitzen, der krank ist und dem Rotze aus der Nase läuft. Reichtum heißt wenn mein Kind sich weh getan hat und zu mir läuft, weil es mich noch braucht und sich an mich schmiegt und wir gemeinsam einen Film ansehen. Reichtum heißt ehrlich antworten zu können, wenn jemand fragt wie es mir geht und zu wissen, das er es wirklich wissen will. Reichtum heißt das Gefühl in sich zu tragen, das Geld nur aus Papier oder Metall besteht und das es viel schöner ist, etwas zu tauschen oder zu verschenken was man nicht mehr braucht. Reichtum heißt für mich Menschen zu kennen die Katzenfutter für Tiere spenden die sie gar nicht kennen oder einfach alles stehen und liegen lassen, weil wir uns gerade scheiße fühlen - obwohl sie 24 Std. durchgearbeitet haben und eigentlich nur noch schlafen wollen. Reichtum heißt zu wissen das es einen Platz gibt, an dem ich Schlafen kann, immer und egal um wieviel Uhr und Reichtum heißt im inneren zu fühlen, man ist ein guter Mensch, weil man das Beste tut für sich und andere, um für andere da zu sein - damit sie den gleichen Reichtum fühlen wie ich selbst.

DANKE an meine Freunde und an meine Familie ! !  und ein sanftes und friedvolles (auch wenn die letzten Sätze in meinem Blog das nicht vermuten mögen)
Namasté an meine Leser.

Herzlichst eure Jo

PS: auch wenn ich mich hier politisch doch sehr zurück halte: Reichtum bedeutet für mich auch: kein "besorgter Bürger" zu sein, bzw. niemals ein "besorgter Bürger" zu werden.
Es sollten sich die Menschen schämen, die vor einem Bus stehen und Kindern angst machen, die hier her kamen voller Hoffnung und alles was ihnen begegnet, sind Augen voller Hass... Leider bleiben solche Nachrichten nicht vor mir stehen. Und auch wenn so manch eine Halbwahrheit in den Berichterstattungen steckt... Videomaterial zeigt zwar nur eine Momentaufnahme, aber der eine Moment voller ängstlicher Kinder hat mir für den Rest des Monats gereicht. Ich fühle mich ins Mittelalter versetzt...

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