Mantra Musik

Mittwoch, 12. November 2014

der konstruktive Geist



In allen Kulturen dieser Welt steht die Vorstellung an erster Stelle. Die Vorstellung einer Religion, der Glaube daran, die Umsetzung bestimmter Glaubensformeln, Richtlinien, Rituale.

(angeblich) Konträr dazu gibt es die Wissenschaft, die sich auf Ergebnisse und Erkenntnisse und die dazu gehörige Entwicklung von Ergebnissen stützt.

Wir tendieren oft dazu beides getrennt von einander zu sehen.

Meine Schwiegermutter sagte mir einmal: "Die Wissenschaft hat im Glauben nichts zu suchen!"
Und ich entgegnete: "ohne Wissenschaft gäbe es den Glauben nicht".
Der Glaube selbst hilft uns Menschen, die Dinge die wir nicht erklären können, stehen zu lassen. Wir zweifeln sie nicht an, weil wir es fühlen, dieses innere Wissen um das Nichterklärbare.

Die Wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen sich jedoch auf das Erklärbare und geben daher erst einmal einen Kontrast der nur schwer mit unserem Gehirn zu vereinen ist.
Gehen wir konstruktiv vor, stellen wir jedoch fest, es ist gar nicht so schwer, sich darauf einzulassen, das die Wissenschaft den Glauben erst repräsentiert, denn ohne Wissen hätten wir den Stand eines Kleinkindes.

Ein Wunder zu erfahren reicht uns nicht, wir wollen mehr über dieses Wunder wissen.
Ich habe euch eines meiner Lieblingsvideos verlinkt. Ein kleines Mädchen sieht das erste Mal regen.



Ihr reicht es nicht aus, den Regen durch eine Fensterscheibe zu betrachten, sie muss es fühlen. Also steht sie mitten im Nass mit großen Augen und Hände gen Himmel gestreckt. Dieses Video hat viel in mir ausgelöst. Als ich es das erste Mal sah, bin ich in Tränen ausgebrochen und konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
Weil Regen für mich, nur sehr selten eine solche Faszination auslöst. Ich fühlte mich eines Glaubens, einer Erfahrung beraubt, die ich einst hatte und heute nie wieder haben werde.
Das Gefühl ein Wunder zu erleben.

Ich erinnere mich auch gerne an den ersten Moment zurück, an dem meine Tochter das erste mal  Schnee sah. Sie hatte furchtbare Angst und wollte damit überhaupt nicht in Kontakt kommen. Schnee selbst wollte sie nicht anfassen und auch im Jahr darauf war Schnee noch etwas sehr seltsames für sie.

Erst etwa mit drei Jahren fing sie an Schnee mit den Händen berühren zu wollen. Ein konträres Erlebnis zu dem des kleinen Mädchen im Video die freudig interessiert war und sich dem Wunder der Regentropfen einfach nur hingeben wollte.

Zwei Kinder die unterschiedliche Erfahrungen machten. Regen war für meine Tochter nie so interessant und sonderbar wie Schnee.

Wir Menschen gehen erst einmal davon aus, das die Erfahrung bei jedem gleich stattfindet. Wir glauben daran, das alle gleich empfinden müssen. Unser Glaube an Götter bassiert darauf, das sie immer gleich fungieren.
Gott steht über dem Menschen, in jeder Religion findet man Wesenheiten die weit über dem Menschen stehen, ihn führen, ihn beschützen oder ins Elend stürzen. Bei all dem wird der Mensch Hilflos - dem Ausgeliefert - dargestellt. Und doch verehrten und verehren noch heute Menschen diesem Bild eines Höhergestellten Wesens. Sie lassen dieses Bild einfach stehen, sie kritisieren nicht dessen Macht, noch hinterfragen sie woher diese Macht kommt.

Dieses Bild eines Allmächtigen hat mich Zeitlebens von jeder Religion entfernt, bis ich zum Buddhismus kam und dort begriff, dass es in dieser Glaubensrichtung keinen Allmächtigen gibt. Niemand der Höher gestellt ist, und somit auf das einfache Volk hinabblickt. Buddha war auch nicht der gütige Prophet wie er gerne in den Geschichten dargestellt wird, er war auf sensitive Weise egozentrisch, denn er wollte die Wahrheit hinter seinem Spiegelbild wissen.

Das bedingte Entstehen zeigt die Gedankengänge die Buddha hatte, es zeigt, wie er aus der Wissenschaft eine Religion entstehen ließ. Bereits vor Buddha begriffen die großen Gelehrten das die Zeit einer linearen Struktur folgt - so folgt der eine Monat auf den anderen Monat und man begriff, das bestimmte Himmelskörper an genau dieser Linearen Struktur beteiligt sind. Der Mond mit seinen Phasen, die Sonne die, je nach Tageszeit eine bestimmte Uhrzeiten repräsentierte. Buddha machte sich die Wissenschaft zu nutze, wie bereits viele andere Gelehrte vor ihm.

Was heute rein Intellektuell zu erklären ist, war früher Magisch, die ersten physikalischen Versuche, die ersten chemischen Zusammenhänge - damals war es die reinste Mystik die einem Gott-Glauben sehr nahe kam.

Ich bin der Meinung, das man sehr wohl Glaube und Wissenschaft miteinander vereinen kann, wenn man das Ganze nicht zu ernst betrachtet. Die meisten Wissenschaftler die ich kenne, betrachten es sehr ernst. Ich selbst empfinde mich als Eklektikerin und doch ist auch mir der Agnostizismus bekannt. Ich kann nicht bestreiten, dass auch ich im Geheimen eine Gottheit anbete, wenn ich zum Beispiel eine Landstraße entlang fahre, rechts und links Bäume... ich bitte dann darum die Tiere rechts und links der Fahrbahn zu schützen. Denn es gibt für mich nichts schimmeres als in Unachtsamkeit einem Tier zu schaden.

Der Agnostizismus bestreitet keinen Gott, er bestreitet aber auch nicht die Wissenschaft, es ist vielmehr ein Zusammenspiel. Ein Agnostiker denkt polarisierend, er weiß das es Dinge gibt die nicht erklärbar sind und so nimmt er die Dinge hin die nicht erklärbar sind.

Der Eklektiker hält sich nicht an einem Teil fest, sondern findet in unterschiedlichen Teilen die Wahrheit. Man spricht hier auch von Synkretismus wenn es um unterschiedliche religiöse Richtungen geht.

Aus meiner Sicht einer Buddhistin, ist die Wissenschaft ein nützliches Werkzeug um zu begreifen, dass wir unwissend sind. Je mehr wir versuchen der Welt auf dem Grund zu gehen, desto mehr scheitern wir an unseren eigenen geistigen Grenzen. Es ist verblüffend wie eng unser Horizont wird, wenn wir nur einem den Vortritt lassen, der Wissenschaft oder der Religion.

Dabei bleibt etwas wichtiges auf der Strecke - die konstruktive Auseinandersetzung mit beiden Teilen, die letztendlich zu einem Ganzen verschmelzen.
Wir können nur wirklich der Wahrheit in ihrer Gänze ins Gesicht sehen, wenn wir akzeptieren, das diese Wahrheit unterschiedliche Mimiken hat.
Zu verstehen, dass auch der Buddhismus auf einer Wissenschaftlichen Erkenntnis von bedingten Entstehen ruht ist nichts neues - es jedoch als Wissenschaftlich anzuerkennen, dazu benötigt man die innere Gelassenheit beides nebeneinander stehen zu lassen...

Das gilt übrigens nicht nur für den Buddhismus...

In diesem Sinne
wünsche ich euch einen konstruktiven Geist, um euch mit dem was ist auseinander zu setzen und ein offenes Herz, um zu verstehen dass nicht alles so ist, wie es scheint...

Namasté

Euch alles Liebe von der Jo






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen