Ich las heute einen schönen Artikel über eine Frau die für sich das Geben entdeckt hat. Sie hat einem Obdachlosen in die Augen geschaut und festgestellt, diese Augen haben so viel erlebt, mehr als sie vielleicht erleben wird. Diese Augen sind Gütig und traurig und in ihnen ist eine Bitte zu lesen, die Bitte nach Mitgefühl.
Diese Geschichte hat mich sehr bewegt, und dann stellte ich fest, das kenne ich doch... das erlebe ich doch jeden Tag.
Seit meiner Kindheit verteile ich Dinge die ich entweder nicht mehr brauche, oder die ich zwar brauche, aber nicht in diesem Moment.
Ich erinnere mich an das erste Mal, es war eine Frau die einen Sackkarren zog, auf ihm war ihr komplettes Leben in vielen Tüten verteilt. Sie ging an mir vorbei, den Blick auf den Boden gerichtet. Ich weiß nicht wie alt ich war, aber ich schwänzte an diesem Tag wieder einmal die Schule und eigentlich wollte ich zum Spielplatz zur Schaukel. Wenn ich darauf saß verlor sich die Welt und ich fing an zu träumen, ich hing so manchmal Stundenlang meinen Gedanken und Träumen hinterher und das Aufwachen war jedesmal erschreckend. Ich weiß noch sie hatte den gleichen Weg wie ich. Also begegneten wir uns erneut auf dem Spielplatz, sie saß auf der Bank und wühlte in ihren Tüten. Ich weiß nicht was mich bewegt hat zu ihr zu gehen. Ich griff in meinen Ranzen und zog mein Schulbrot heraus, das hielt ich ihr einfach schweigend hin. Ich war es gewöhnt für etwas das ich tat gescholten oder noch schlimmer geschlagen zu werden. Die Frau hielt inne und sah mich an und so sahen wir uns in die Augen. Ich versank in den Blau, ihrer falten kleinen Augen.
Ich weiß auch nicht mehr wie lange ich dort stand mit dem Brot in der Hand, ich weiß aber komischerweise noch, das es nicht belegt war. Es gab niemanden der sich um mein Schulbrot kümmerte und so schnitt ich mir jeden Morgen ein Stück vom Brot ab, wickelte es in ein Stück Zeitungspapier und wurde von meinen Mitschülern ausgelacht, wenn ich es auswickelte um es auf dem Pausenhof zu essen. Auch das war ein Grund warum ich die Schule schwänzte. Mich mochte niemand, ich war zu seltsam in meiner Art, zu anders. Ein Kind das sich mehr mit Shakespeare und der Bibel auseinandersetzte als mit den damaligen Schulstoff. Ein Kind das auf dem Pausenhof an der Mauer stand und still zusah, wenn andere Kinder Gummitwist sprangen oder fangen spielten.
An diesem Morgen wollte ich das Brot der Frau schenken, die noch weniger hatte als ich.
Sie fragte mit Lücken in der oberen Zahnreihe: "Was ´n das?"
Ich sagte: "Brot, das ist gut, das ist vom Bäcker!"
Dann griff sie danach, sie wickelte die Zeitung auf und riss ein Stück von meinem Brot an.
"es ist gut!" sagte sie und ich musste lächeln. Ich freute mich darüber das ihr das Brot schmeckt.
Ich setzte mich zu ihr auf die Bank und sah zu wie sie mein Brot aß. Und in mir war diese stille Freude, aber auch gleichzeitig Trauer. Denn es war das einzige was ich an diesem Tag zu essen bekam.
Irgendwie hat dieses Erlebnis mich geprägt, oder vielleicht auch ein anderes Erlebnis, das danach kam... ich weiß es nicht genau. Aber seitdem gebe ich, wenn ich geben kann.
Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, so hab ich letztens ein junges Mädchen mitgenommen, sie stand am Fahrbahnrand und ich war mit meiner Tochter unterwegs, eigentlich waren wir eingeladen. Aber ich dachte daran, das ich selbst mal so jung war und was mir seit meiner Kindheit wiederfahren ist, also nahm ich sie mit. Sie wollte sich in Frankfurt bei einer Jobvermittlung vorstellen und sie bat mich, sie bis zur Ortsgrenze mitzunehmen, damit sie von dort weitertrampen konnte. Sie erzählte mir, dass sie zu ihrem Freund nach Frankfurt ziehen will, als ich sie fragte, warum sie nicht nach Darmstadt geht.
Nach ein paar Minuten überlegen wieviel Geld ich noch in meinem Portemonnaie hatte, fuhr ich sie zum Bahnhof und zog ihr eine Bahnkarte nach Frankfurt. Mein Geld reichte leider nur für eine Karte, aber ich dachte mir, wenigstens ist sie auf der Fahrt hin sicher. Das Mädchen sah mich die ganze Zeit irritiert an. Dann fragte sie:
Nach ein paar Minuten überlegen wieviel Geld ich noch in meinem Portemonnaie hatte, fuhr ich sie zum Bahnhof und zog ihr eine Bahnkarte nach Frankfurt. Mein Geld reichte leider nur für eine Karte, aber ich dachte mir, wenigstens ist sie auf der Fahrt hin sicher. Das Mädchen sah mich die ganze Zeit irritiert an. Dann fragte sie:
"Ich weiß nicht was ich sagen soll, warum tun sie das für mich?"
Ich sah sie ernst an: "Weil es mir ein Bedürfnis ist!" Einen Moment dachte ich darüber nach, ihr zu erzählen dass ich in ihrem Alter schon mehrfach vergewaltigt wurde... ich dachte daran, ihr zu sagen, dass das Leben zu kostbar ist, um es zu riskieren, aber ich schwieg. Es währe nur eine Erklärung für etwas das ich ohne Erklärung tun würde. Ich wartete bis sie der Zug abfuhr und ich sah sie noch lange winken...
Ich erinnere mich an viele Beispiele. Ich war vor vielen Jahren im Krankenhaus, es war Winter und meine Frau und ich gingen im Klinikpark spazieren. Da sahen wir einen Obdachlosen der auf einer Parkbank schlief und ich wurde ganz hektisch, weil es so kalt war. Ich bat meine Frau am nächsten Tag unsere Schlafsäcke mitzubringen. Britta fragte nicht großartig was ich damit vor hatte, sie kannte mich damals schon gut genug. Also brachte sie am nächsten Tag unsere beiden Schlafsäcke mit. Wir gingen wieder in den Park aber der Obdachlose war nicht, stattdessen lag unter der Bank seine Tüte. So wussten wir, das er wiederkommen würde. Ich legte unsere Schlafsäcke unter die Bank und darauf legte ich die Tüte und dann gingen wir wieder Hand in Hand zurück zur Klinik.
Meine Frau lächelte die komplette Zeit über, es machte sie Glücklich und mich auch.
Meine Frau lächelte die komplette Zeit über, es machte sie Glücklich und mich auch.
Wir haben nie erfahren, ob der Obdachlose sich gefreut hat. Aber das war auch nicht wichtig....
Geben, bedeutet nicht unbedingt Geld ausgeben. Manchmal reicht es schon mit anzupacken, wenn Hilfe benötigt wird.
Geben verändert, es hinterlässt ein gutes Gefühl in der Herzgegend.
Mich beflügelt es jedesmal, danach gehe ich mit einem guten Gefühl nachhause.
Ich erwarte kein Danke, noch nicht einmal ein Lächeln... ich erwarte nichts mehr.
Das ist es was ich damals als Kind begriffen habe, es hat mir ausgereicht, das mein Brot geschmeckt hat.
Das war mir ein Danke genug...
in diesem Sinne
Fangt den Tag an mit Geben, es wird euer Leben bereichern.
Namasté eure Jo
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